So gut wie 2024 lief es ABB in der langen Firmengeschichte noch nie. Der vergleichbare Umsatz stieg um 3 Prozent auf 32,85 Milliarden Dollar, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Gleichzeitig nahm das Auftragsvolumen um 1 Prozent auf 33,69 Milliarden zu.
Die operative Marge verbesserte sich in der Folge markant auf 18,1 von 16,9 Prozent und näherte sich damit der oberen Bandbreite der mittelfristig angepeilten 16 bis 19 Prozent. Und unter dem Strich erhöhte sich der Konzerngewinn um 5 Prozent auf 3,94 Milliarden.
Elektrifizierung der Welt
CEO Morten Wierod will sich aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen: «Im neuen Jahr streben wir erneut Rekordwerte an», sagte er am Donnerstag. Konkret wird ein Wachstum des vergleichbaren Umsatzes im mittleren einstelligen Prozentbereich und eine höhere Marge als im Vorjahr angepeilt.
Zuversicht schöpft der Firmenchef aus der voranschreitenden Elektrifizierung der Welt. Ein Ende dieses Trends sei nicht in Sicht. Obendrauf komme die künstliche Intelligenz, die bei ABB vor allem dank der höheren Investitionen in Datacenter einschenkt.
«Der Bedarf nach Datacentern wird stark bleiben», zeigte sich Wierod überzeugt. 2024 hätten Datacenter 15 Prozent zum Auftragseingang des Geschäftsbereichs Elektrifizierung beigetragen, in den Jahren davor waren es 12 rsp. 8 Prozent. Der Trend zeige also nach oben.
Entspannt wegen DeepSeek
Daran werde auch die chinesische KI-Lösung DeepSeek kaum etwas ändern. «Wir haben unsere Kunden gefragt, ob sie ihre Investitionspläne deswegen anpassen werden - und sie tun es nicht», sagte Wierod.
Konkret war zuletzt befürchtet worden, dass der geringere Strombedarf der neuen KI die Investitionsbereitschaft der ABB-Kunden dämpfen könnte. Wierod sieht DeepSeek aber vielmehr als eine Chance. Denn das neue Produkt könne dazu führen, dass KI noch breiter angewandt werde.
Keine Sorgen machen dem Firmenchef auch die politischen Entwicklungen in den USA und drohende Zollhürden: «Wir produzieren in jedem Markt so lokal wie möglich», so der CEO. «Das macht uns weniger anfällig für politische Veränderungen.»
Zwei Sorgenkinder
Die Rekordjagd bei ABB könnte aber auch weitergehen, weil noch nicht alle Segmente rund laufen und somit noch Potenzial nach oben haben. Das eigentliche Sorgenkind ist noch immer der Geschäftsbereich Robotik&Fertigungsautomation, der für seine Industrieroboter bekannt ist und dessen Umsatz zuletzt schrumpfte. Dieser Bereich leidet unter der Schwäche der Industrie. Im laufenden Quartal werde mit einem moderaten Auftragsplus gerechnet, hiess es nun dazu.
Ein zweiter Belastungsfaktor war zuletzt das E-Mobility-Geschäft. Im letzten Jahr fiel ein Fehlbetrag von rund 270 Millionen an. «Wir gehen für 2025 von einem besseren Jahr aus», hiess es. Der Bereich werde zwar weiter rote Zahlen schreiben, aber voraussichtlich nur noch halb so hohe wie im 2024.
Wachsen will ABB übrigens weiterhin primär aus eigener Kraft. Von der Bilanz her sei die Feuerkraft für Übernahmen aber vorhanden - trotz der angehobenen Dividende (0,90 Franken pro Aktien) und eines neuen, umfangreicheren Rückkaufprogramms. Der Fokus liegt dabei weiterhin auf kleineren und mittelgrossen Übernahmen, wie der Firmenchef durchblicken liess.
rw/rw
(AWP)