Das am 10. August nach der Entgleisung eines Güterzuges stark beschädigte Spurwechseltor im Gotthard-Basistunnel habe erfolgreich durch ein mobiles Tor ersetzt werden können, teilten die SBB am Freitag mit. In den kommenden Tagen fänden noch nötige Anpassungen im Stellwerk statt. Zudem sind laut SBB Probefahrten nötig.

Für den Güterverkehr bringe die Öffnung der Oströhre bedeutend mehr Flexibilität und für die Kunden eine Entlastung. Ab 23. August 2023 könnten so laut dem aktuellen Stand pro Tag 110 Güterzüge über die Gotthardachse verkehren.

Weiterhin auch Umleitungen via Lötschberg und Brenner

Zunächst werden laut SBB im In- und Ausland abgestellte Transitzüge verkehren. Diese konnten wegen der Eckhöhe nicht über die Panoramastrecke umgeleitet werden. Damit alle Güter befördert werden können, müssen aber weiterhin auch Güterzüge über die Lötschberg-Simplon-Achse und über die Brenner-Strecke umgeleitet werden.

Wegen der temporären Sperrung des Gotthard-Basistunnels verkehren auf der Lötschberg-Simplon-Achse pro Tag rund 20 zusätzliche Güterzüge. Dies sagte Stefan Locher, Mediensprecher der BLS, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Freitag auf Anfrage. Anbieten könnte die BLS pro Tag 48 zusätzliche sogenannte Trassen (Verkehrswege). Die BLS geht davon aus, dass die Nachfrage und die Anzahl der Züge in den kommenden Tagen weiter zunehmen werde.

Reisezüge werden nach wie vor über die Panoramastrecke umgeleitet. Das Angebot soll ab kommendem Donnerstag verbessert werden. Das Sitzplatzangebot wird steigen, weil dann mehr Züge in maximaler Länge verkehren als heute. Tagesausflüge ins Tessin sind nach Angaben der SBB gut möglich.

Im internationalen Personenverkehr verkehren ab Donnerstag die grenzüberschreitenden Züge von und nach Italien grösstenteils wieder direkt. Die Reisezeit verlängert sich dadurch noch um 60 statt um bis zu 120 Minuten.

Eine Absage erteilten die SBB Wünschen nach einer generellen Preisreduktion aufgrund der längeren Fahrdauer. Das Bahnunternehmen kündigte aber an, voraussichtlich ab Donnerstag wieder Spartickets auf Verbindungen von und ins Tessin anzubieten. GA-Night-Kunden mit Wohnort Tessin könnten ausserordentlich ab dem 10. September bis auf weiteres jeweils am Sonntagabend bereits ab 18.00 Uhr reisen.

Erste Sust-Resultate nächste Woche

Verkehrsminister Albert Rösti zeigte am Freitag Verständnis für die mögliche Wiederaufnahme des Personenverkehrs erst Ende des Jahres. Schliesslich müssten acht Kilometer Befestigungen und Bankette ausgewechselt werden, sagte Rösti in der Sendung "Tagesgespräch" von Schweizer Radio SRF.

Eventuelle Forderungen nach verbesserten Kontrollen der Güterzüge im Ausland hält Rösti für verfrüht. Zuerst müssten gesicherte Erkenntnisse über die Unfallursache vorliegen. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) werde kommende Woche erste Resultate vorlegen. In einer späteren Phase lasse sich dann mit der EU über mögliche Folgen für die Güterzug-Kontrolle diskutieren.

SEV fordert engmaschige Kontrolle von Transitzügen

Eine rasche Klärung des Unfallhergangs forderte am Freitag die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV). Die Sicherheit und die Gesundheit der nun involvierten Beschäftigten müssten Priorität haben. Viele stünden nach dem Unfall im Einsatz und leisteten massive Mehrarbeit, um durch den Unfall verursachte Folgen so gering wie möglich zu halten und rasch zu beheben.

Der SEV stellte zudem fest, dass er bereits vor zehn Jahren erfolglos bei der damaligen Bundesrätin Doris Leuthard interveniert habe, um die Abschaffung der engmaschigen Kontrollen an Transitzügen zu verhindern. Der SEV setze sich weiterhin für die Wiedereinführung dieser Kontrollen ein. Denn sie könnten stark zur Sicherheit beitragen, auch wenn sie den Unfall im Gotthard-Basistunnel nicht verhindert hätten, da der Zug in Chiasso neu zusammengestellt worden sei.