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Als ich am vorderen Montag bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2021 eine weitere erfreuliche Zwischenbilanz zog, stellte ich wichtige Neuigkeiten in Aussicht – ohne die Katze schon aus dem Sack zu lassen.

Nun kann ich das gut gehütete Geheimnis endlich lüften: cash geht in Zusammenarbeit mit Leonteq erstmals mit einem Tracker Zertifikat (Valorennummer 58730611, Symbol CASHTQ) auf den momentan neun Aktien schweren Korb an den Start. Deshalb auch das sogenannte Rebalancing von Ende Februar. Das Zertifikat ist an der Schweizer Börse SIX kotiert und kann dort während den regulären Börsenöffnungszeiten gehandelt werden.

Bilanz der letzten Jahre

JahrAktienfavoritenSPI
2013+40,1 Prozent+23,9 Prozent
2014+11,4 Prozent+15,2 Prozent
2015+  4,1 Prozent+  2,4 Prozent
2016-   3,7 Prozent-   1,7 Prozent
2017+23,6 Prozent+20,1 Prozent
2018- 19,1 Prozent-   8,8 Prozent
2019+25,4 Prozent+30,6 Prozent
2020+  9,8  Prozent+  3,1 Prozent
2021*+10,7  Prozent+  1,6 Prozent

* Kurse vom 9. März 2021

Dass meine Leserinnen und Leser nach all den Jahren endlich eine Möglichkeit bekommen, mit einem einzelnen Finanzinstrument in meine Aktienfavoriten zu investieren, freut und ehrt mich natürlich sehr. Die Zwischenbilanz der diesjährigen Favoriten kann sich denn auch sehen lassen. Trotz einer taktischen Liquiditätsquote von rund 10 Prozent errechnet sich seit dem 29. Dezember 2020 – also dem Tag, an dem ich die Schweizer Aktienfavoriten für 2021 erstmals kommunizierte – ein Plus von 10,7 Prozent. Dem steht ein bloss um 1,6 Prozent höherer Swiss Performance Index (SPI) gegenüber. Auf eine Mischung aus Substanzwerten aus dem Industrie- und dem Finanzsektor zu setzen, erwies sich rückblickend als goldrichtig. Einzig die Aktien von Nestlé kosten weniger als am 29. Dezember. Alle übrigen notieren um 6 bis 29 Prozent über dem Stand von damals.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um noch einmal einzeln auf die neun Favoriten einzugehen (nach Gewichtung absteigend):
 

Nestlé (Gewichtung: 15 Prozent)

Nestlé ist so etwas wie der ruhende Pol bei meinen Aktienfavoriten. Der Nahrungsmittelkonzern aus Vevey blickt auf ein solides Schlussquartal zurück. Wichtiger als der Blick in den Rückspiegel sind jedoch die diesjährigen Wachstums- und Margenvorgaben. So rechnet Firmenchef Mark Schneider mit einer weiteren Wachstumsbelebung. Was die Margenentwicklung anbetrifft, will er sich hingegen noch nicht so recht in die Karten blicken lassen. Erst kürzlich trennte sich Nestlé vom nordamerikanischen Tafelwassergeschäft, nur um wenige Tage später einen führenden Anbieter von funktionellem Wasser übernehmen zu können. Unter Schneider werden wachstums- und margenschwache Geschäftszweige abgestossen und zukunftsträchtige Geschäftsfelder ausgebaut. Dieser Wandel braucht seine Zeit. Schliesslich wurde auch Rom nicht an einem Tag erbaut. Etwas Geduld dürfte sich ausbezahlt machen. Vermutlich sind schon bald wieder Wachstumsraten von 5 Prozent und mehr zu erwarten – das "Nestlé-Modell" von einst lässt grüssen.

Kurs-Gewinn-Verhältnis 2022: 21,7
Aktuelle Dividendenrendite: 2,8 Prozent



LafargeHolcim (Gewichtung: 15 Prozent)

Dass Bewegung in das 1900 Milliarden Dollar schwere Fiskalpaket der amerikanischen Regierung kommt, kann LafargeHolcim-Chef Jan Jenisch und seinen Aktionärinnen und Aktionären nur recht sein. Von den geplanten Investitionen in die dortige Infrastruktur dürfte auch der eine oder andere Auftrag beim Zementhersteller aus Jona hängenbleiben, setzt er doch jeden vierten Franken in Nordamerika um – Tendenz steigend. Jenisch stellt für dieses Jahr ein Gewinnwachstum zu konstanten Wechselkursen von mindestens 7 Prozent in Aussicht. Unnötig zu erwähnen, dass er damit wohl absichtlich tiefstapelt. Neben der attraktiv hohen Dividendenrendite verspreche ich mir auch von ergänzenden Übernahmen in wachstums- und margenstarken Geschäftszweigen höhere Kurse. Das eine steht nicht in Widerspruch zum anderen. Und eine feine Nase für überzeugende Übernahmen hatte der heutige Firmenchef ja bekanntlich schon bei seinem früheren Arbeitgeber Sika.

Kurs-Gewinn-Verhältnis 2022: 12,7
Aktuelle Dividendenrendite: 3,7 Prozent



Stadler Rail (Gewichtung: 12,5 Prozent)

Als kürzlich Leerverkaufsstatistiken der Beratungsfirma IHS Markit durch die Medien geisterten, war ich überrascht: Auf Platz vier der am häufigsten leerverkauften Schweizer Aktien waren jene von Stadler Rail zu finden. Und das, obwohl die Leerverkäufer ihre Wetten gegen den Schienenfahrzeughersteller aus dem thurgauischen Bussnang in den vorangegangenen vier Wochen bereits um fast einen Viertel auf 8,7 Prozent der ausstehenden Titel reduziert hatten. Diese Zahl zeugt noch immer von tiefer Skepsis. Skeptisch zeigte sich vergangene Woche auch die amerikanische Investmentbank J.P. Morgan. Sie fand keine sehr schmeichelhaften Worte für die Management-Leistung seit dem Börsendebüt vom April 2019. Mit einer Kaufempfehlung für die Aktien des Stadler-Rail-Rivalen Alstom sorgten die Amerikaner gleich noch für einen weiteren Tritt ans Schienbein von Firmenpatron Peter Spuhler. Letzterer wird die Kritik gelassen hinnehmen. Mit randvollen Auftragsbüchern in Höhe von fast 17 Milliarden Franken ist auf Jahre hinaus für Beschäftigung gesorgt. Ausserdem ist das Unternehmen im Rennen um einen mit einer Milliarde Euro dotierten Grossauftrag in Spanien, wo es in Valencia auch über eine Produktionsstätte verfügt. Jetzt müssen nur noch die Margen sowie der freie Cash Flow stimmen. Mit der UBS gibt sich diesbezüglich zumindest eine der beiden Hauptverantwortlichen des Börsengangs schon mal zuversichtlich. Mal schauen, ob sich der Knoten bei den Aktien nach der Veröffentlichung eines vermutlich etwas enttäuschenden Zahlenkranzes für die zweite Hälfte letzten Jahres endlich löst.

Kurs-Gewinn-Verhältnis 2022: 20,4
Aktuelle Dividendenrendite: 1,6 Prozent



Zurich Insurance (Gewichtung: 10 Prozent)

Die Aktien von Zurich Insurance konnten in den letzten Tagen Boden gutmachen und sich wieder in die Nähe von 400 Franken vorarbeiten. Für die nötigen Impulse sorgen die schon seit Wochen im Steigen begriffenen Dollar-Zinsen. Die Versicherungsgruppe verfügt in Nordamerika über ein starkes Standbein und profitiert deshalb nicht nur von den höheren Dollar-Zinsen, sondern auch von der Prämiengestaltungsmacht im dortigen Firmenkundengeschäft. Rückblickend kam Zurich Insurance gar nicht mal so schlecht durch die Covid-19-Pandemie. Die Kosten fielen insgesamt zwar etwas höher als erwartet aus, bewegten sich insgesamt aber in einem ziemlich überblickbaren Rahmen. In wenigen Wochen kommt nun die Jahresdividende zur Auszahlung. Ab dann gehen die Papiere der Versicherungsgruppe für gewöhnlich in die schwächsten Monate des ganzen Jahres über.

Kurs-Gewinn-Verhältnis 2022: 13,6
Aktuelle Dividendenrendite: 5,1 Prozent



Oerlikon (Gewichtung: 10 Prozent)

Der Zahlenkranz, den Oerlikon da vor wenigen Tagen für das vierte Quartal vorlegte, ist schon ziemlich beeindruckend. Insbesondere im Kerngeschäft Oberflächentechnologie gelangen dem Unternehmen zwischen Oktober und Dezember bei den Kosten erfreuliche Fortschritte. Das Gute aus Aktionärssicht: Ein beachtlicher Teil der erzielten Sparmassnahmen dürfte von Dauer sein. Meines Erachtens zählt Oerlikon zu den unterschätzten Profiteuren des Klimaschutzes. Wie Vontobel schreibt, erlauben es die Lösungen des Unternehmens den Kunden nämlich, ihren Energie- und Brennstoffverbrauch zu senken und so ihre CO2-Emissionen deutlich zu reduzieren. Gleichzeitig wird die Abhängigkeit Oerlikons von der launischen Automobilindustrie überschätzt. Fantasie geht zudem von der soliden Bilanz aus, bietet diese doch Raum für ergänzende Übernahmen oder eine Sonderdividende. Es wäre nicht die Erste in der Geschichte des Unternehmens.

Kurs-Gewinn-Verhältnis 2022: 22,4
Aktuelle Dividendenrendite: 3,3 Prozent



Credit Suisse (Gewichtung: 10 Prozent)

Eigentlich müssten die Aktien der Credit Suisse von den umfassenden Umtauschtransaktionen in die europäischen Bankaktien profitieren können. Doch die Papiere der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken sind seit Tagen mit angezogener Handbremse unterwegs. Der Grund ist bei den finanziellen Problemen der australischen Finanzgesellschaft Greensill zu suchen. Erst am Freitag wurde bekannt, dass die Credit Suisse vier gemeinsam mit Greensill aufgelegte Supply-Chain-Finance-Fonds mit einem geschätzten Volumen von rund 10 Milliarden Dollar auflöst. Angeblich hat die Grossbank auch noch Kredite ausstehend. Ob mit finanziellen Folgen für die Credit Suisse zu rechnen ist, wird sich zeigen müssen. Im Gegenzug könnte die Grossbank vom Boom bei SPACs profitieren. Hinter diesen vier Buchstaben verbirgt sich der englischsprachige Begriff "Special Purpose Acquisitions Companies". Mit solchen Finanzvehikeln lassen sich Börsengänge durch die Hintertür tätigen. Auch in anderen Bereichen des Investment Bankings sollte das freundliche Finanzmarktumfeld bei der Credit Suisse die Kasse klingeln lassen. Das erste Quartal ist saisonal bedingt bekannterweise stets das lukrativste des ganzen Jahres. Erste wichtige Anhaltspunkte erhoffe ich mir von der Rede von Firmenchef Thomas Gottstein an der Morgan Stanley Virtual European Financials Conference vom 16. März. Die Zahlen für das erste Quartal folgen dann erst am 22. April.

Kurs-Gewinn-Verhältnis 2022: 8,3
Aktuelle Dividendenrendite: 2,2 Prozent



Helvetia (Gewichtung: 10 Prozent)

Die Aktien von Helvetia konnten zuletzt Boden gut machen und kosten mittlerweile wieder mehr als 100 Franken. Dadurch schmolz auch der Abschlag gegenüber dem bereinigten Buchwert. Dieser beträgt nur noch rund 10 Prozent – eine Folge eines Fehlentscheids des Versicherungsunternehmens vom März letzten Jahres, zu einem eher ungünstigen Zeitpunkt die Aktienquote herunterzufahren. Wie Helvetia in der zweiten Jahreshälfte abgeschnitten hat, wird erst am 25. März bekannt. Im Wissen um die eher durchwachsenen Jahresergebnisse bei anderen Rivalen wie etwa Bâloise ist wohl nicht mit einem sehr erfreulichen Zahlenkranz zu rechnen. Wegfallende einmalige Kosten aus der ersten Hälfte des letzten Jahres sprechen im Laufe dieses Jahres nun aber für eine kräftige Gewinnbelebung. Teuer scheinen mir diese Aktien deshalb nicht, selbst wenn nach der jüngsten Kurserholung Geduld gefragt ist.

Kurs-Gewinn-Verhältnis 2022: 8,6
Aktuelle Dividendenrendite: 4,6 Prozent



Valora (Gewichtung: 5 Prozent)

Ziemlich genau eine Woche ist es her, dass Research Partners die Aktien von Valora von "Halten" auf "Kaufen" heraufgestuft und das Kursziel kräftig auf 275 (zuvor 190) Franken erhöht hat. Die Finanz-Boutique geht davon aus, dass der Baselbieter Detailhandelskonzern im kommenden Jahr bei den Margen an die Zeit vor der Covid-19-Krise anknüpfen kann. Margenverbesserungen erhofft man sich auch vom zügigen Umbau der SBB-Standorte. Damit ist eigentlich alles gesagt, was gesagt werden muss. Anlässlich der Jahresergebnisveröffentlichung machten die Firmenverantwortlichen kürzlich kein Geheimnis daraus, dass sich die erste Hälfte dieses Jahres noch einmal schwierig gestalten dürfte. Obwohl ich aufgrund der eher schleppenden Impfkampagne nur mit einer schrittweisen Rückkehr zur Normalität rechne, sehe ich in den Aktien von Valora eine nicht uninteressante, wenn auch eher kleine Wette auf die Zeit nach Covid-19.

Kurs-Gewinn-Verhältnis 2022: 32,9
Aktuelle Dividendenrendite: keine



Meyer Burger (Gewichtung: 2,5 Prozent)

Eine neue Woche, eine neue Kaufempfehlung für die Aktien von Meyer Burger. Diesmal nimmt Mirabaud Securities die Abdeckung des Solarunternehmens aus dem bernischen Gwatt mit "Buy" und einem Kursziel von 0,60 Franken auf. Aus Sicht der Genfer hatte Meyer Burger eigentlich nie eine andere Wahl, als selber in die Produktion von Solarzellen und –module einzusteigen. Angesichts fehlender Erfahrung im Marketing und Vertrieb sei die neue Strategie nicht frei von Risiken, so Mirabaud Securities. Die Privatbank will denn auch verstanden wissen, dass die Aktien gleichermassen attraktiv wie risikoreich sind. Zuvor hatte schon die amerikanische Jefferies eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 0,56 Franken für die Papiere ausgesprochen. Interessant ist vor allem, was der Jefferies-Analyst in Bezug auf die firmeneigenen Mittelfristziele zu sagen hat. Sollte der Umsatz am oberen Ende der Zielbandbreite zu liegen kommen, hält er sogar Kurse von bis zu 92 Rappen für möglich – ganz unabhängig davon, ob die operative Marge im Gegenzug nun am unteren Ende der Zielbandbreite liegt. Am Donnerstag steht beim Solarunternehmen die Veröffentlichung des Jahresergebnisses an. Fast noch wichtiger als die Zahlen selbst dürften an diesem Tag die zukunftsgerichteten Aussagen sein. Angeblich liefen schon vor Wochen zu Testzwecken erste Solarmodule vom Fliessband. Ich erhoffe mir auch dazu wichtige Erkenntnisse.

Kurs-Gewinn-Verhältnis 2022: keines
Aktuelle Dividendenrendite: keine

 

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