Allen Unkenrufen zum Trotz geht der Verkauf des Indien-Geschäfts durch Holcim wie ein warmes Messer durch Butter. Nur wenige Wochen, nachdem die indischen Wettbewerbshüter dem Vorhaben ihren Segen erteilt haben, vollzieht der Weltmarktführer aus Zug den Verkauf der Geschäftsaktivitäten an die Adani Gruppe. Aus der Transaktion erwächst ein Erlös von 6,4 Milliarden Dollar.

Kommen die Aktionäre zum Handkuss?

Wie Firmenchef Jan Jenisch bereits im Mai gegenüber Reuters festhielt, soll ein Grossteil dieses Erlöses in den Ausbau der neugeschaffenen Sparte Solutions & Products und damit in den Konzernumbau fliessen. Holcim will vom energieintensiven und wenig umweltfreundlichen Zementgeschäft wegdiversifizieren.

Hierfür das das Unternehmen in der jüngeren Vergangenheit bereits um die 5 Milliarden Franken für ergänzende Zukäufe aufgeworfen. Erfreulich entwickelten sich insbesondere die milliardenschweren Übernahmen Malarkey und Firestone Building Products.

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Doch auch die Aktionärinnen und Aktionäre könnten berücksichtigt werden. Bereits heute zahlt Holcim eine Jahresdividende in Höhe von 2,20 Franken je Aktie. Das entspricht aus heutiger Sicht einer Rendite von fast 5 Prozent. Darüber hinaus könnte eine Sonderdividende oder ein Aktienrückkaufprogramm winken, wie aus Börsenkreisen verlautet.

Eigenen Angaben zufolge befindet sich Holcim mit mindestens 10 geeigneten Übernahmekandidaten in Verhandlungen. Als gewiefter "Deal-Maker" bekannt, wird Firmenchef Jenisch nicht bereitsein, Fantasiepreise zu bezahlen. Deshalb werden die Milliarden aus dem Verkauf des Indien-Geschäfts entweder in gewinnverdichtende Zukäufe oder aber in ebenfalls gewinnverdichte Aktienrückkäufe fliessen.

Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, stehen Holcim nun ausreichend Mittel zur Verfügung, um die Transformation hin zu einem weniger energie- und kapitalintensiven Baustoffanbieter voranzutreiben. Sie wähnt das Unternehmen auf Kurs, den Umsatzbeitrag aus dem Bereich Solutions & Products bis Ende 2025 auf 30 Prozent des Gruppenumsatzes auszubauen. In Erwartung einer gleichzeitigen Erhöhung der Jahresdividende preist die Zürcher Kantonalbank die Aktie mit "Übergewichten" zum Kauf an.

Die Bank Vontobel sieht im Verkauf des Indien-Geschäfts einen Befreiungsschlag für das Mutterhaus, war dieses doch für nicht weniger als 26 Prozent des firmenweiten CO2-Ausstosses verantwortlich. Der Milliardenerlös erlaube es Holcim, den Unternehmensumbau voranzutreiben und trotzdem eine grosszügige Ausschüttungspolitik zu verfolgen. Die Zürcher Bank fühlt sich daher in ihrer Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 65 Franken bestärkt.

Holcim eine der besseren SMI-Aktien in diesem Jahr

Gemäss Berechnungen schmälert der Verkauf des Indien-Geschäfts den Gewinn je Aktie bei Holcim denn auch um rund 8 Prozent. Und dieser Effekt will aufgefangen werden.

Seit dem Bekanntwerden des Verkaufs von Mitte Mai hat die Holcim-Aktie gut vier Prozent ihres Kurswerts eingebüsst. Schuld an diesem Rückgang hat allerdings eher die Angst vor einem weltweiten Wirtschaftsabschwung.

Diese Angst setzte in den letzten Monaten auch vielen anderen Bauzulieferaktien merklich zu. Mit einem Minus von weniger als drei Prozent seit Jahresbeginn zählt die Aktie des Baustoffherstellers jedoch zu den besseren SMI-Titeln in diesem Jahr.