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Schweizer Aktienfavoriten: «Sell in May» - Fakt oder blosser Mythos?

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Aktien schneiden zwischen Mai und September tatsächlich schlechter ab als in den Winter-Monaten. Unter gewissen Umständen verliert man sogar Geld, wie Erhebungen der Bank Julius Bär zeigen. Es gibt allerdings ein grosses «Aber».

03.05.2023   12:06
Von cash Insider
Maiglöckchen sind ein Zeichen für den Frühling - sind es fallende Aktienkurse auch?

Maiglöckchen sind ein Zeichen für den Frühling - sind es fallende Aktienkurse auch?

Quelle: Pixabay

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Was sich momentan an den Aktienmarkten abspielt, ist schon ganz schön beeindruckend. Allen Unkenrufen zum Trotz wollen die Kurse auch bei uns in der Schweiz weiter nach oben. Knapp vier Prozent hat der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) alleine im April zugelegt. Seit Januar beträgt das Plus sogar fast 10 Prozent.

Zugegeben: Die bisher veröffentlichten Quartalabschlüsse können sich sehen lassen – zumindest im Vergleich mit den jeweiligen Markterwartungen. Und über die mehrheitlich eher etwas vage und vorsichtig formulierten Ausblicke sieht man grosszügig hinweg.

Liess der Kollaps der Silicon Valley Bank bis vor wenigen Wochen noch Stimmen laut werden, die vor einer Krise bei den wenig regulierten amerikanischen Regionalbanken warnten, sind diese weitestgehend wieder verstummt. Daran ändert selbst der Untergang von First Republic übers Wochenende nichts, wurde mit JP Morgan doch bereits eine Retterin gefunden. Dass die schon heute übermächtige Grossbank dadurch noch grösser wird, scheint kaum jemanden zu beunruhigen. Gewisse Parallelen zur Credit-Suisse-Rettung durch die UBS sind da wohl nicht ganz von der Hand zu weisen.

Auch bei den beiden Schweizer Grossbanken haben sich die Wogen etwas gelegt. Die mediale Bühne gehört mittlerweile wieder anderen. Bloss das Säbelrasseln der Anwälte einiger ziemlich erboster Gläubiger der für wertlos erklärten Tier-1-Anleihen der Credit Suisse hallt noch nach.

Gerade nach der starken Börsenbilanz vom April stellt sich auch in diesem Jahr wieder die Frage: Soll man der alten amerikanischen Börsenweisheit "Sell in May and go away" Folge leisten und sich für die Monate bis September von Aktien verabschieden – oder diese wenigstens ausdünnen?

Bilanz der letzten Jahre

Jahr Aktienfavoriten SPI
2013 +40,1 % +23,9 %
2014 +11,4 % +15,2 %
2015 +  4,1 % +  2,4 %
2016 -   3,7 % -   1,7 %
2017 +23,6 % +20,1 %
2018 - 19,1 % -   8,8 %
2019 +25,4 % +30,6 %
2020 +  9,8 % +  3,1 %
2021 +10,0 % +23,4 %
2022 - 17,2 % - 16,5 %
2023* +  1,1 % +  8,5 %

* Schlusskurse vom 28. April 2023

Eine Antwort auf diese Frage weiss Mensur Pocinci von der Bank Julius Bär. Zugegeben: In den letzten Wochen griff ich in meiner Kolumne vor allem seine eher etwas unglücklichen taktischen Kaufempfehlungen für die Aktien von Zurich Insurance und der UBS auf. Bei beiden Valoren fiel er zuletzt denn auch durch ein wildes Hü-und-Hott auf.

Allerdings möchte ich meinen Leserinnen und Lesern die Erhebungen des bekannten Charttechnikexperten rund um saisonale Verhaltensmuster an den Aktienmärkten deswegen nicht vorenthalten. Man kann von der technischen Analyse halten was man will – aufschlussreich sind die Erkenntnisse Pocincis alleweil.

Wie der Experte schreibt, ist die Sommerflaute an den Aktienmärkten nicht bloss eine alte Mär. Auf das Jahr 1960 zurückgerechnet, legte der MSCI Equities Switzerland Index zwischen Anfang Mai und Ende September durchschnittlich zwar um 0,6 Prozent (aufs Jahr hochgerechnet) zu. Damit kommt dieses Börsenbarometer im internationalen Vergleich noch gut weg. Zwischen Anfang Oktober und Ende April resultierte durchschnittlich jedoch sogar ein Plus von 6,7 Prozent.

Saisonale Verhaltensmuster DAX und MSCI Switzerland

Saisonale Verhaltensmuster DAX und MSCI Switzerland.

Quelle: Julius Baer

Will man Pocinci Glauben schenken, dann gibt es einen weiteren ziemlich wichtigen Faktor zu beachten: Befindet sich der MSCI Equities Switzerland Index Anfang Mai in einem Aufwärtstrend, schneidet das Börsenbarometer mit einem Plus von 1,9 Prozent bis Ende September besser ab, als wenn es sich in einem Abwärtstrend befindet. Dann nämlich gibt es um durchschnittlich 2,6 Prozent nach.

Da momentan ersteres der Fall ist, erwächst aus Anlegersicht vorerst wohl kein Handlungsbedarf. Auch die sogenannte "Januar-Regel" spricht dafür, dass 2023 ein guter Börsenjahrgang wird. Denn die Regel besagt: So wie die Vorzeichen am Schweizer Aktienmarkt in der ersten Januar-Woche, so werden jene des ganzen Jahres. Und in diesem Jahr gingen die hiesigen Aktienindizes mit kräftigen Gewinnen aus der ersten Woche hervor.

Kommen wir nun auf ein weniger schönes Thema zu sprechen: Meine Ende Dezember kommunizierten Schweizer Aktienfavoriten für 2023 kamen auch im April nicht richtig auf Touren. Mit einem Plus von 1,1 Prozent seit Januar hinken sie dem um 8,5 Prozent höheren Swiss Performance Index (SPI) weit hinterher.

Egal ob Credit Suisse, Logitech, Roche oder Zurich Insurance – die diesjährige SMI-Verliererliste liest sich wie das "Wer-ist-Wer" meiner Aktienfavoriten. Dass mit Holcim, Novartis und Sika drei weitere Favoriten weit oben auf der Gewinnerliste zu finden sind, reicht nicht aus, um meine Ehre als Börsenkolumnist wieder herzustellen.

Zusammensetzung der Aktienfavoriten per Ende April

Titel Anzahl Einstand akt. Wert* Erfolg G/V
Barmittel                 5'039    
Holcim N       146       47,88             8'558 + 1'592 +22,9 %
Logitech N       140       57,00             7'374 -     629 -   7,9 %
Novartis N       183       84,19           16'649 + 1'268 +  8,2 %
Roche GS         70     291,89           19'925 -     808 -   4,0 %
Sika N         46     224,01           11'068 +    965 +  9,6 %
UBS N         86       18,64             1'548 -       50 -   3,1 %
Zurich Insurance N         19     445,91             7'988 -     261 -   3,2 %
Helvetia N         65     108,10             8'612 + 1'612 +23,0 %
Medmix N       298       16,80             6'294 + 1'295 +25,9 %
Oerlikon N    1'740         5,98             8'662 -  1'746 - 16,8 %
           
Total             101'416   +  1,1 %

* Schlusskurse vom 28. April 2023

Gerade bei Roche muss ich mir eingestehen, die Wachstumsflaute ziemlich unterschätzt zu haben. Der Pharma- und Diagnostikkonzern aus Basel schnitt in den ersten drei Monaten zweifelsohne besser als von Analysten gedacht ab. Dank eines starken Pharmageschäfts konnten selbst die wegbrechenden Pandemieumsätze im Diagnostikgeschäft mühelos aufgefangen werden. Doch das Haar in der Suppe war schnell gefunden: Mit Actemra verkaufte sich ausgerechnet das für die Behandlung von Covid-19 zugelassene Arthritis-Mittel deutlich besser als gedacht. Insbesondere in Japan fand das Präparat im zurückliegenden ersten Quartal reissenden Absatz. Von Dauer ist dies wohl aber nicht.

Erleichtert aufatmen dürfen seit gestern Dienstag die Aktionärinnen und Aktionäre von Logitech. Das Vorzeigeunternehmen aus Lausanne hatte im zurückliegenden Quartal zwar einen Umsatz- und Gewinnrückgang zu beklagen. Dennoch wurden die jeweiligen Analystenschätzungen teils deutlich übertroffen. Und auch wer von einer Reduktion der Umsatz- und Gewinnvorgaben für die nächsten sechs Monate ausgegangen war, lag falsch. Die Vorgaben bleiben dieselben.

Ich persönlich bin allerdings etwas enttäuscht von der Absatzentwicklung in den beiden wichtigen Wachstumskategorien Gaming und Video Collaboration. Zumindest der Börse scheint das verhaltene Abschneiden Logitechs in diesen beiden Produktgruppen interessanterweise keine Kopfschmerzen zu bereiten, wenn sich vom satten Tagesgewinn denn überhaupt darauf schliessen lässt.

Transaktionen Aktienfavoriten 2023

Datum Titel   Anzahl Kurs   Total
29.12.2022 Credit Suisse N Kauf 1'825     2,74 Franken         5'000-
29.12.2022 Holcim N Kauf    146   47,88 Franken         6'967-
29.12.2022 Logitech N Kauf    140   57,00 Franken         8'003-
29.12.2022 Helvetia N Kauf      65 108,10 Franken         6'999-
29.12.2022 Oerlikon N Kauf 1'664     6,01 Franken       10'000-
29.12.2022 Medmix N Kauf    298   16,80 Franken         5'000-
29.12.2022 Zurich Insurance N Kauf      18 446,18 Franken         7'987-
29.12.2022 Sika N Kauf      45 223,75 Franken       10'002-
29.12.2022 Roche GS Kauf      68 292,68 Franken       19'990-
29.12.2022 Novartis N Kauf    178   84,43 Franken       15'003-
09.03.2023 Novartis N Kauf        5   75,71 Franken            379-
16.03.2023 Roche GS Kauf        2 260,00 Franken            520-
21.03.2023 Credit Suisse N Verkauf 1'825     0,86 Franken         1'569+
21.03.2023 UBS N Kauf      84   18,64 Franken         1'566-
21.03.2023 Oerlikon N Kauf      76     5,36 Franken            408-
30.03.2023 Sika N Kauf        1 253,50 Franken            254-
12.04.2023 UBS N Kauf        2   18,80 Franken              38-
12.04.2023 Zurich Insurance N Kauf        1 438,00 Franken            438-


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Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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