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Was sich momentan an den Aktienmarkten abspielt, ist schon ganz schön beeindruckend. Allen Unkenrufen zum Trotz wollen die Kurse auch bei uns in der Schweiz weiter nach oben. Knapp vier Prozent hat der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) alleine im April zugelegt. Seit Januar beträgt das Plus sogar fast 10 Prozent.
Zugegeben: Die bisher veröffentlichten Quartalabschlüsse können sich sehen lassen – zumindest im Vergleich mit den jeweiligen Markterwartungen. Und über die mehrheitlich eher etwas vage und vorsichtig formulierten Ausblicke sieht man grosszügig hinweg.
Liess der Kollaps der Silicon Valley Bank bis vor wenigen Wochen noch Stimmen laut werden, die vor einer Krise bei den wenig regulierten amerikanischen Regionalbanken warnten, sind diese weitestgehend wieder verstummt. Daran ändert selbst der Untergang von First Republic übers Wochenende nichts, wurde mit JP Morgan doch bereits eine Retterin gefunden. Dass die schon heute übermächtige Grossbank dadurch noch grösser wird, scheint kaum jemanden zu beunruhigen. Gewisse Parallelen zur Credit-Suisse-Rettung durch die UBS sind da wohl nicht ganz von der Hand zu weisen.
Auch bei den beiden Schweizer Grossbanken haben sich die Wogen etwas gelegt. Die mediale Bühne gehört mittlerweile wieder anderen. Bloss das Säbelrasseln der Anwälte einiger ziemlich erboster Gläubiger der für wertlos erklärten Tier-1-Anleihen der Credit Suisse hallt noch nach.
Gerade nach der starken Börsenbilanz vom April stellt sich auch in diesem Jahr wieder die Frage: Soll man der alten amerikanischen Börsenweisheit "Sell in May and go away" Folge leisten und sich für die Monate bis September von Aktien verabschieden – oder diese wenigstens ausdünnen?
Bilanz der letzten Jahre
Jahr | Aktienfavoriten | SPI |
2013 | +40,1 % | +23,9 % |
2014 | +11,4 % | +15,2 % |
2015 | + 4,1 % | + 2,4 % |
2016 | - 3,7 % | - 1,7 % |
2017 | +23,6 % | +20,1 % |
2018 | - 19,1 % | - 8,8 % |
2019 | +25,4 % | +30,6 % |
2020 | + 9,8 % | + 3,1 % |
2021 | +10,0 % | +23,4 % |
2022 | - 17,2 % | - 16,5 % |
2023* | + 1,1 % | + 8,5 % |
* Schlusskurse vom 28. April 2023
Eine Antwort auf diese Frage weiss Mensur Pocinci von der Bank Julius Bär. Zugegeben: In den letzten Wochen griff ich in meiner Kolumne vor allem seine eher etwas unglücklichen taktischen Kaufempfehlungen für die Aktien von Zurich Insurance und der UBS auf. Bei beiden Valoren fiel er zuletzt denn auch durch ein wildes Hü-und-Hott auf.
Allerdings möchte ich meinen Leserinnen und Lesern die Erhebungen des bekannten Charttechnikexperten rund um saisonale Verhaltensmuster an den Aktienmärkten deswegen nicht vorenthalten. Man kann von der technischen Analyse halten was man will – aufschlussreich sind die Erkenntnisse Pocincis alleweil.
Wie der Experte schreibt, ist die Sommerflaute an den Aktienmärkten nicht bloss eine alte Mär. Auf das Jahr 1960 zurückgerechnet, legte der MSCI Equities Switzerland Index zwischen Anfang Mai und Ende September durchschnittlich zwar um 0,6 Prozent (aufs Jahr hochgerechnet) zu. Damit kommt dieses Börsenbarometer im internationalen Vergleich noch gut weg. Zwischen Anfang Oktober und Ende April resultierte durchschnittlich jedoch sogar ein Plus von 6,7 Prozent.
Will man Pocinci Glauben schenken, dann gibt es einen weiteren ziemlich wichtigen Faktor zu beachten: Befindet sich der MSCI Equities Switzerland Index Anfang Mai in einem Aufwärtstrend, schneidet das Börsenbarometer mit einem Plus von 1,9 Prozent bis Ende September besser ab, als wenn es sich in einem Abwärtstrend befindet. Dann nämlich gibt es um durchschnittlich 2,6 Prozent nach.
Da momentan ersteres der Fall ist, erwächst aus Anlegersicht vorerst wohl kein Handlungsbedarf. Auch die sogenannte "Januar-Regel" spricht dafür, dass 2023 ein guter Börsenjahrgang wird. Denn die Regel besagt: So wie die Vorzeichen am Schweizer Aktienmarkt in der ersten Januar-Woche, so werden jene des ganzen Jahres. Und in diesem Jahr gingen die hiesigen Aktienindizes mit kräftigen Gewinnen aus der ersten Woche hervor.
Kommen wir nun auf ein weniger schönes Thema zu sprechen: Meine Ende Dezember kommunizierten Schweizer Aktienfavoriten für 2023 kamen auch im April nicht richtig auf Touren. Mit einem Plus von 1,1 Prozent seit Januar hinken sie dem um 8,5 Prozent höheren Swiss Performance Index (SPI) weit hinterher.
Egal ob Credit Suisse, Logitech, Roche oder Zurich Insurance – die diesjährige SMI-Verliererliste liest sich wie das "Wer-ist-Wer" meiner Aktienfavoriten. Dass mit Holcim, Novartis und Sika drei weitere Favoriten weit oben auf der Gewinnerliste zu finden sind, reicht nicht aus, um meine Ehre als Börsenkolumnist wieder herzustellen.
Zusammensetzung der Aktienfavoriten per Ende April
Titel | Anzahl | Einstand | akt. Wert* | Erfolg | G/V |
Barmittel | 5'039 | ||||
Holcim N | 146 | 47,88 | 8'558 | + 1'592 | +22,9 % |
Logitech N | 140 | 57,00 | 7'374 | - 629 | - 7,9 % |
Novartis N | 183 | 84,19 | 16'649 | + 1'268 | + 8,2 % |
Roche GS | 70 | 291,89 | 19'925 | - 808 | - 4,0 % |
Sika N | 46 | 224,01 | 11'068 | + 965 | + 9,6 % |
UBS N | 86 | 18,64 | 1'548 | - 50 | - 3,1 % |
Zurich Insurance N | 19 | 445,91 | 7'988 | - 261 | - 3,2 % |
Helvetia N | 65 | 108,10 | 8'612 | + 1'612 | +23,0 % |
Medmix N | 298 | 16,80 | 6'294 | + 1'295 | +25,9 % |
Oerlikon N | 1'740 | 5,98 | 8'662 | - 1'746 | - 16,8 % |
Total | 101'416 | + 1,1 % |
* Schlusskurse vom 28. April 2023
Gerade bei Roche muss ich mir eingestehen, die Wachstumsflaute ziemlich unterschätzt zu haben. Der Pharma- und Diagnostikkonzern aus Basel schnitt in den ersten drei Monaten zweifelsohne besser als von Analysten gedacht ab. Dank eines starken Pharmageschäfts konnten selbst die wegbrechenden Pandemieumsätze im Diagnostikgeschäft mühelos aufgefangen werden. Doch das Haar in der Suppe war schnell gefunden: Mit Actemra verkaufte sich ausgerechnet das für die Behandlung von Covid-19 zugelassene Arthritis-Mittel deutlich besser als gedacht. Insbesondere in Japan fand das Präparat im zurückliegenden ersten Quartal reissenden Absatz. Von Dauer ist dies wohl aber nicht.
Erleichtert aufatmen dürfen seit gestern Dienstag die Aktionärinnen und Aktionäre von Logitech. Das Vorzeigeunternehmen aus Lausanne hatte im zurückliegenden Quartal zwar einen Umsatz- und Gewinnrückgang zu beklagen. Dennoch wurden die jeweiligen Analystenschätzungen teils deutlich übertroffen. Und auch wer von einer Reduktion der Umsatz- und Gewinnvorgaben für die nächsten sechs Monate ausgegangen war, lag falsch. Die Vorgaben bleiben dieselben.
Ich persönlich bin allerdings etwas enttäuscht von der Absatzentwicklung in den beiden wichtigen Wachstumskategorien Gaming und Video Collaboration. Zumindest der Börse scheint das verhaltene Abschneiden Logitechs in diesen beiden Produktgruppen interessanterweise keine Kopfschmerzen zu bereiten, wenn sich vom satten Tagesgewinn denn überhaupt darauf schliessen lässt.
Transaktionen Aktienfavoriten 2023
Datum | Titel | Anzahl | Kurs | Total | ||
29.12.2022 | Credit Suisse N | Kauf | 1'825 | 2,74 | Franken | 5'000- |
29.12.2022 | Holcim N | Kauf | 146 | 47,88 | Franken | 6'967- |
29.12.2022 | Logitech N | Kauf | 140 | 57,00 | Franken | 8'003- |
29.12.2022 | Helvetia N | Kauf | 65 | 108,10 | Franken | 6'999- |
29.12.2022 | Oerlikon N | Kauf | 1'664 | 6,01 | Franken | 10'000- |
29.12.2022 | Medmix N | Kauf | 298 | 16,80 | Franken | 5'000- |
29.12.2022 | Zurich Insurance N | Kauf | 18 | 446,18 | Franken | 7'987- |
29.12.2022 | Sika N | Kauf | 45 | 223,75 | Franken | 10'002- |
29.12.2022 | Roche GS | Kauf | 68 | 292,68 | Franken | 19'990- |
29.12.2022 | Novartis N | Kauf | 178 | 84,43 | Franken | 15'003- |
09.03.2023 | Novartis N | Kauf | 5 | 75,71 | Franken | 379- |
16.03.2023 | Roche GS | Kauf | 2 | 260,00 | Franken | 520- |
21.03.2023 | Credit Suisse N | Verkauf | 1'825 | 0,86 | Franken | 1'569+ |
21.03.2023 | UBS N | Kauf | 84 | 18,64 | Franken | 1'566- |
21.03.2023 | Oerlikon N | Kauf | 76 | 5,36 | Franken | 408- |
30.03.2023 | Sika N | Kauf | 1 | 253,50 | Franken | 254- |
12.04.2023 | UBS N | Kauf | 2 | 18,80 | Franken | 38- |
12.04.2023 | Zurich Insurance N | Kauf | 1 | 438,00 | Franken | 438- |
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