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Schweizer Aktienmarkt: Rückläufige Kurse, aber kaum Verkaufsdruck

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Roche wird an der Börse so tief bewertet wie letztmals im Frühsommer 2018. Der cash Insider erklärt, ob zurecht oder nicht. Ausserdem zieht er bei seinen Aktienfavoriten eine erfreuliche Zwischenbilanz.

31.05.2024   11:55
Von cash Insider
Vor oder zurück?

Der Schweizer Aktienmarkt hat an Fahrt verloren.

Quelle: Pixabay

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Auch bei uns am Schweizer Aktienmarkt stand das Geschehen in den letzten Tagen ganz im Zeichen von Gewinnmitnahmen. Wie in den Wochen zuvor bei steigenden Kursen, blieben die Handelsumsätze auch jetzt bei rückläufigen Kursen vergleichsweise dünn. Das wiederum lässt die Vermutung zu, dass wir es momentan mit einem Käuferstreik zu tun haben. Verkaufsdruck war kaum zu beobachten – oder wenn, dann nur bei einzelnen Aktien wie etwa bei jenen des diesjährigen Überfliegers Lonza. Händler berichteten mir von charttechnisch motivierten Verkäufen, nachdem der Kurs unter die als wichtige geltende Marke von 500 Franken gefallen war. Ausserdem hiess es, dass ausländische Momentum-Investoren sich aus den Papieren verabschiedet hätten.

Ungefragt waren das Schwergewicht Roche und bis zur Wochenmitte auch Nestlé. Gestern Donnerstag nahm Goldman Sachs die Wiederabdeckung der Genussscheine von Roche mit "Sell" und einem 12-Monats-Kursziel von 236 Franken auf. Der neuerdings zuständige Pharmaanalyst James Quigley sieht die Pharma- und Diagnostikgruppe aus Basel zwar langsam auf den Wachstumspfad zurückfinden. Dennoch sieht er nochmals Raum für negative Gewinnschätzungsrevisionen. Ausserdem schliesst Quigley weitere Rückschläge in der Forschung und Entwicklung nicht kategorisch aus. Er gibt deshalb den Aktien der Platzrivalin Novartis den Vorzug und preist diese mit einem 12-Monats-Kursziel von 109 Franken zum Kauf an.

Zur Erinnerung: Unter seinem Vorgänger Keyur Parekh wurden die Genussscheine von Roche bei Goldman Sachs noch mit "Conviction Buy" und einem 12-Monats-Kursziel von 400 Franken eingestuft – als noch Kurse von 280 Franken und mehr bezahlt wurden. Für was ein Analystenwechsel doch so alles gut sein kann...

Im allgemeinen Trubel ging gestern Donnerstag beinahe unter, dass sich bei Roche ein nicht namentlich bekannter Verwaltungsrat Inhaberaktien mit einem Verkehrswert von einer halben Million Franken angelacht hat. Zugegeben: Um ein klares Zeichen zu setzen, müsste man wohl mit ganz anderen Beträgen jonglieren. Ankeraktionär Klaus-Michael Kühne macht es mit millionenschweren Titelkäufen bei Kühne+Nagel vor.

Bei Nestlé verhält es sich anders. Es gibt kaum eine Bank, welche die Aktien des Nahrungsmittelmultis aus Vevey derzeit nicht zum Kauf empfiehlt. Dennoch gingen die Valoren am Mittwochabend – an den Schlusskursen gemessen – auf dem tiefsten Stand seit den pandemiebedingten Verwerfungen vom März 2020 aus dem Handel.

Tags darauf setzten im Laufe des Nachmittags Käufe ein – nachdem sich Firmenchef Mark Schneider an einer Investorenkonferenz von J.P. Morgan optimistisch in Bezug auf das laufende Quartal äusserte. Das zeigt, wie wenig es eigentlich braucht, um beim Indexschwergewicht für höhere Kurse zu sorgen.

Bei den Aktien von Nestlé ist seit Donnerstag ein Aufbäumen zu beobachten (Quelle: www.cash.ch)

Ich bin kürzlich über einen Kommentar aus der Feder von Mensur Pocinci von der Bank Julius Bär von Ende Februar gestolpert. Damals schrieb der bekannte Markttechnikexperte, dass die Nestlé-Aktie zwischen 94 und 95 Franken eine wichtige Unterstützungszone verletzt habe und gegebenenfalls sogar mit einem Rücksetzer auf 80 Franken zu rechnen sei. Dort verläuft von 2019 her eine weitere charttechnische Unterstützung.

Wenige Monate zuvor sagte Pocinci schon den Genussscheinen von Roche einen Rücksetzer in die Nähe von 205 Franken voraus. Vor wenigen Wochen wurde diese Kursprognose nur um wenige Franken verfehlt. Nun frage ich mich, ob der Markttechnikexperte auch mit jener für die Valoren von Nestlé noch Recht bekommen sollte. Eine rasche Rückkehr in die Region von 98 bis 100 Franken würde das Ganze wohl vereiteln.

Mal schauen, ob sich die jüngsten Kursavancen beim Nahrungsmittelmulti nicht doch nur wieder als ein blosses Strohfeuer erweisen – es wäre schliesslich nicht das erste Mal.

Die Aktien von Julius Bär wurden in der ersten Wochenhälfte für ein angebliches Interesse an EFG International mit Kursverlusten abgestraft. Wie Bloomberg erfahren haben will, haben in den letzten Wochen Gespräche zwischen den beiden Vermögensverwaltern stattgefunden. Reuters zufolge ist man sich allerdings nicht einig geworden.

Anlässlich des Zwischenberichts für die ersten vier Monate wollte man sich bei EFG International nicht weiter zu den Spekulationen äussern. Dennoch üben sich die Finanzwertespezialisten von Keefe, Bruyette & Woods schon mal in Planspielen.Wie Analyst Thomas Hallett schreibt, würde sich eine Übernahme aus der Sicht von Julius Bär selbst bei einem Kaufpreis von 5 Milliarden Franken noch rechnen. Das entspräche etwas mehr als 16 Franken je EFG-Aktie. Selbst auf diesem Preisniveau geht er von einer möglichen Rendite aufs Investment von 10 Prozent bis Ende 2027 sowie von einer Gewinnverdichtung von bis zu 6 Prozent aus.

Kursentwicklung der Aktien von Julius Bär in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)

Da zwei unterschiedliche Unternehmenskulturen aufeinandertreffen würden und die Integrationsrisiken nicht ohne wären, sieht der Analyst gewisse Hürden auf dem Weg zu einem Zusammenschluss. Er stuft die Aktien von Julius Bär wie bis anhin mit "Market Perform" und einem Kursziel von 67 Franken ein.

Dass der SIX Swiss Exchange nach dem Zwischenbericht vom Dienstag zwei Titelverkäufe aus der Teppich-Etage von EFG International im Gesamtwert von mehr als 3,5 Millionen Franken gemeldet wurden, lässt erahnen, dass die Gespräche womöglich im Sande verlaufen sind.

Bilanz der Aktienfavoriten der letzten Jahre

Jahr Aktienfavoriten** SPI
2013 +40,1 % +23,9 %
2014 +11,4 % +15,2 %
2015 +  4,1 % +  2,4 %
2016 -   3,7 % -   1,7 %
2017 +23,6 % +20,1 %
2018 - 19,1 % -   8,8 %
2019 +25,4 % +30,6 %
2020 +  9,8 % +  3,1 %
2021 +10,0 % +23,4 %
2022 - 17,2 % - 16,5 %
2023 +  3,9 % +  6,0 %
2024* +12,2 % +  8,7 %

* Schlusskurse vom 30. Mai 2024
** Entwicklung vor anfallenden Kosten

Kommen wir vor meinen Ferien noch auf ein erfreuliches Thema zu sprechen: Meine Schweizer Aktienfavoriten für 2024 konnten den Abstand gegenüber dem Swiss Performance Index (SPI) in den letzten Wochen weiter ausbauen. Seit Jahresbeginn errechnet sich (Stand gestern Donnerstag bei Börsenschluss) ein Plus von 12,2 Prozent. Dem steht ein um 8,7 Prozent höherer SPI gegenüber.

Zusammensetzung der Aktienfavoriten per Ende Mai

Titel Anzahl Einstand akt. Wert* Erfolg G/V
Barmittel                 8'203    
Lonza N         29     354.41           14'365 + 3'945 +37,9 %
Roche GS         42     244,21             9'543 -     665 -   6,5 %
Sandoz N       369       28,15           11'699 + 1'319 +12,7 %
Sika N         40     273,24           11'001 +    126 +  1,2 %
UBS N       331       25,66             9'307 +    812 +  9,6 %
Baloise N         40     132,73             6'211 +    875 +16,4 %
Cosmo Pharma N         95       54,38             6'662 + 1'523 +29,6 %
Helvetia N         73     116,18             8'751 +    328 +  3,9 %
Julius Bär N       113       47,18             6'066 +    748 +14,1 %
Medmix N       282       18,83             4'687 -     624 - 11,8 %
Oerlikon N    2'270         3,79           11'161 + 2'556 +29,7 %
SoftwareOne N       517       16,26             8'927 +    526 +  6,3 %
           
Total             116'583   +12,2 %

* Schlusskurse vom 30. Mai 2024

Zu diesem Ergebnis trugen insbesondere Lonza (+38 Prozent), Cosmo Pharma (+30 Prozent) und Oerlikon (+30 Prozent) bei. Eher etwas enttäuschend schneiden hingegen Medmix (-12 Prozent), Roche (-7 Prozent) und Sika (+1 Prozent) ab.

Nun verabschiede ich mich aber erst einmal in die Ferien. Das nächste Insider Briefing und die nächste Kolumne erscheinen am Montag, 17. Juni 2024, um die gewohnte Zeit. Ich wünsche meinen Leserinnen und Lesern eine gute Zeit und steigende Börsen. Herzlichst, der cash Insider

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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