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Der September machte seinem Ruf als schwacher Börsenmonat in diesem Jahr alle Ehre. Um gut zwei Prozent ging es für den breit gefassten Swiss Performance Index (SPI) nach unten. Besonders arg erwischte es den SMI Midcap Index (SMIM). Dieses Börsenbarometer – es steht für die Aktien mittelgrosser Unternehmen aus der Schweiz – verlor sogar fast sieben Prozent.
Auf einen schwachen September folgt ein starker Oktober. So will es zumindest eine alte Börsenweisheit wissen. Allerdings setzte sich der Kursrückgang an den Aktienmärkten in den letzten Tagen ungebremst fort. Dass die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen erstmals seit 2001 wieder von unten an der magischen Marke von 5 Prozent kratzt, sorgt für viel Nervosität. Und das nicht nur, weil wie Wirtschafts-Supermacht so hoch verschuldet ist wie noch nie. Mit 33'400 Milliarden Dollar steht der amerikanische Staat bei seinen Gläubigern in der Kreide. Kürzlich stiegen die Schulden an einem einzigen Tag um 275 Milliarden Dollar. Schätzungen zufolge wird der amerikanische Staat künftig alleine für die Schuldzinsen jährlich 1000 Milliarden Dollar aufwerfen müssen. Auch das eine Zahl für die Geschichtsbücher. Da überrascht es mich nicht, wenn die amerikanische Finanzministerin Janet Yellen gestern Mittwoch betonte, dass sich Anleger auf längere Sicht keinesfalls auf Zinsen in derzeitiger Höhe einstellen sollten. Blosses Wunschdenken ihrerseits...?
Nach Jahren der Null- oder Negativzinspolitik kostet Geld wieder. Und das nicht zu knapp. Noch schlägt sich das nicht in den Unternehmensgewinnen nieder. Was nicht ist, könnte noch werden. Berechnungen der Bank of America zufolge wurden seit dem Zinsanstieg bloss zehn Prozent der ausstehenden amerikanischen Unternehmensanleihen von schwachen Schuldnern zu höheren Konditionen refinanziert. Vor diesem Hintergrund sieht die Grossbank den 1500 Milliarden Dollar schweren Markt denn auch zu einem möglichen Problem für die Wirtschaft und die Unternehmensgewinne werden. Somit haben die sogenannten Ramsch-Anleihen das Zeug, auch für die Aktienmärkte zum Thema zu werden.
Bilanz der Aktienfavoriten der letzten Jahre
Jahr | Aktienfavoriten** | SPI |
2013 | +40,1 % | +23,9 % |
2014 | +11,4 % | +15,2 % |
2015 | + 4,1 % | + 2,4 % |
2016 | - 3,7 % | - 1,7 % |
2017 | +23,6 % | +20,1 % |
2018 | - 19,1 % | - 8,8 % |
2019 | +25,4 % | +30,6 % |
2020 | + 9,8 % | + 3,1 % |
2021 | +10,0 % | +23,4 % |
2022 | - 17,2 % | - 16,5 % |
2023* | + 0,7 % | + 3,4 % |
* Schlusskurse vom 29. September 2023
** Entwicklung vor anfallenden Kosten
Kommen wir an dieser Stelle aber wieder auf die Börsenweisheit zu sprechen. Wie Erhebungen des ebenfalls für die Bank of America tätigen Strategen Michael Dick zeigen, folgte beim amerikanischen S&P 500 Index auf einen schwachen September tatsächlich stets ein starker Oktober – zumindest jeweils dann, wenn das Börsenbarometer im September um mindestens ein Prozent nachgegeben und seit Jahresbeginn mit 5 Prozent oder mehr im Plus gestanden hatte.
In all den Jahren seit 1960 gab es eigentlich nur eine einzige Ausnahme: Den Börsencrash von 1987. Damals büsste der S&P 500 Index im September knapp zwei Prozent ein, gefolgt von einem 20-Prozent-Einbruch im Laufe des darauffolgenden Oktobers.
Zugegeben: Dass die Rendite amerikanischer Staatsanleihen mittlerweile fast gleich hoch ist wie die durchschnittliche Gewinnrendite dortiger Unternehmen ist nicht von der Hand zu weisen und trägt nicht eben zur Attraktivität von Aktien bei.
Selber investiere ich allerdings immer noch um einiges lieber in die Valoren eines grundsoliden Unternehmens wie Roche, Lonza oder Zurich Insurance, als den bis über beide Ohren verschuldeten Vereinigten Staaten mein Geld anzuvertrauen. Der Oktober ist noch jung und die Aktienmärkte gehen in die beste Zeit des Jahres über - sofern denn kein Börsen-Crash nach dem Vorbild von 1987 droht.
Die genannten drei Titel sind übrigens auch Teil meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2023. Jener von Lonza stiess erst kürzlich dazu, nachdem der Pharmazulieferer für den überraschenden Rücktritt seines Firmenchefs Pierre-Alain Ruffieux nach weniger als vier Jahren mit zweistelligen Kursverlusten abgestraft worden war.
Über sämtliche Favoriten hinweg – inzwischen sind es deren Zwölf – errechnet sich für die Zeit seit Ende Dezember ein Plus von 0,74 Prozent. Dem steht ein um 3,44 Prozent höherer SPI gegenüber.
Zusammensetzung der Aktienfavoriten per Ende August
Titel | Anzahl | Einstand | akt. Wert* | Erfolg | G/V |
Barmittel | 5'056 | ||||
Holcim N | 151 | 48,29 | 8'888 | + 1'585 | +21,7 % |
Novartis N | 112 | 84,19 | 10'513 | + 1'084 | +11,5 % |
Partners Group N | 11 | 841,60 | 11'276 | + 2'103 | +22,9 % |
Roche GS | 42 | 291,89 | 10'619 | - 1'754 | - 14,2 % |
Sika N | 48 | 225,61 | 11'073 | + 356 | + 3,3 % |
UBS N | 168 | 18,38 | 3'805 | + 723 | +23,5 % |
Zurich Insurance N | 14 | 445,91 | 6'007 | - 369 | - 5,8 % |
Comet N | 23 | 228,86 | 4'701 | - 563 | - 10,7 % |
Helvetia N | 67 | 108,74 | 8'590 | + 1'315 | +18,1 % |
Medmix N | 214 | 16,87 | 4'973 | + 1'365 | +37,8 % |
Oerlikon N | 1'816 | 5,92 | 7'068 | - 3'679 | - 34,2 % |
Total | 100'074 | + 0,7 % |
* Schlusskurse vom 29. September 2023
Etwas ratlos macht mich die hartnäckige Kursschwäche bei den Genussscheinen von Roche. Mit einem Minus von gut 15 Prozent seit Jahresbeginn findet sich die Pharma- und Diagnostikgruppe aus Basel bei den Valoren aus dem Swiss Market Index (SMI) am Tabellenende wieder. Und das, obwohl das Indexschwergewicht schon im Jahr zuvor Federn lassen musste.
Stifel-Analyst Eric Le Berrigaud schätzt, dass im laufenden Jahr über sämtliche Geschäftsbereiche hinweg nicht weniger als 5 Milliarden Franken an Mehrerträgen wegbrechen. Und das ist bei einem erwarteten Umsatz von knapp 61 Milliarden Franken für dieses Jahr allerhand.
Dennoch geht Roche für das laufende Jahr zu konstanten Wechselkursen "bloss" von einem Umsatzrückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich aus. Da fragt sich doch: Krise – welche Krise? Man kann eine solche ja auch herbeireden.
Ähnliches liesse sich auch über Lonza sagen. Dass der Firmenchef nach weniger als vier Jahren bereits wieder geschasst wird, hat zwar einen fahlen Beigeschmack. Das lässt sich nicht schönreden. Dass die im Juli reduzierten Finanzziele für dieses Jahr durch das Unternehmen bestätigt wurden, spricht allerdings gegen eine weitere Verschlechterung im Tagesgeschäft.
Weitere wichtige Erkenntnisse erhoffe ich mir nun vom Investorentag vom 17. Oktober. Dann dürfte bereits Verwaltungsratspräsident Albert Baehny in seiner Rolle als Übergangschef durch den Tag führen. Ob sich der Investorentag als ein Kurstreiber für die Aktien erweist, wird sich zeigen müssen. Wenn, dann womöglich erst auf den zweiten Blick.
Seit gestern Mittwoch gehen Sandoz und Novartis getrennte Wege. Rückblickend verloren die Aktien des ehemaligen Mutterhauses etwas weniger als für jene der Tochter als eigenständiges Unternehmen bezahlt wurde. Folglich bleiben die Basler den Beweis vorerst schuldig, dass mit der Abspaltung auch wirklich Aktionärswerte geschaffen werden können.
Angesichts des schier erdrückenden Wettbewerbs unter den Generikaherstellern hege ich gewisse Zweifel an der Erreichbarkeit der von Sandoz in Aussicht gestellten Margenverbesserungen. Trotz optisch tiefer Bewertung – ich verweise auf meine Kolumne vom gestrigen Mittwoch – habe ich die mir zugeteilten Sandoz-Aktien im Rahmen meiner Aktienfavoriten veräussert und mit dem Verkaufserlös solche von Novartis erworben. Unser Partner Leonteq vollzog diese Transaktion auch beim Tracking-Zertifikat.
Anfang nächste Woche werde ich mich übrigens noch etwas konkreter zu den dividendenstarken Valoren von Zurich Insurance äussern. Die Aktien steuern auf die stärksten Monate des ganzen Jahres zu, soviel sei schon mal verraten.
Transaktionen Aktienfavoriten 2023
Datum | Titel | Anzahl | Kurs | Total | ||
29.12.2022 | Credit Suisse N | Kauf | 1'825 | 2,74 | Franken | 5'000- |
29.12.2022 | Holcim N | Kauf | 146 | 47,88 | Franken | 6'967- |
29.12.2022 | Logitech N | Kauf | 140 | 57,00 | Franken | 8'003- |
29.12.2022 | Helvetia N | Kauf | 65 | 108,10 | Franken | 6'999- |
29.12.2022 | Oerlikon N | Kauf | 1'664 | 6,01 | Franken | 10'000- |
29.12.2022 | Medmix N | Kauf | 298 | 16,80 | Franken | 5'000- |
29.12.2022 | Zurich Insurance N | Kauf | 18 | 446,18 | Franken | 7'987- |
29.12.2022 | Sika N | Kauf | 45 | 223,75 | Franken | 10'002- |
29.12.2022 | Roche GS | Kauf | 68 | 292,68 | Franken | 19'990- |
29.12.2022 | Novartis N | Kauf | 178 | 84,43 | Franken | 15'003- |
09.03.2023 | Novartis N | Kauf | 5 | 75,71 | Franken | 379- |
16.03.2023 | Roche GS | Kauf | 2 | 260,00 | Franken | 520- |
21.03.2023 | Credit Suisse N | Verkauf | 1'825 | 0,86 | Franken | 1'569+ |
21.03.2023 | UBS N | Kauf | 84 | 18,64 | Franken | 1'566- |
21.03.2023 | Oerlikon N | Kauf | 76 | 5,36 | Franken | 408- |
30.03.2023 | Sika N | Kauf | 1 | 253,50 | Franken | 254- |
12.04.2023 | UBS N | Kauf | 2 | 18,80 | Franken | 38- |
12.04.2023 | Zurich Insurance N | Kauf | 1 | 438,00 | Franken | 438- |
03.05.2023 | Helvetia N | Kauf | 2 | 125,70 | Franken | 251- |
03.05.2023 | Medmix N | Kauf | 5 | 21,15 | Franken | 100- |
09.05.2023 | Holcim N | Kauf | 6 | 57,86 | Franken | 365- |
30.06.2023 | Novartis N | Verkauf | 14 | 90,00 | Franken | 1'269+ |
30.06.2023 | Medmix N | Verkauf | 88 | 23,65 | Franken | 2'091+ |
30.06.2023 | Partners Group N | Kauf | 12 | 841,60 | Franken | 10'099- |
30.06.2023 | Zurich Insurance N | Verkauf | 4 | 424,90 | Franken | 1'785+ |
30.06.2023 | UBS N | Kauf | 82 | 18,10 | Franken | 1'484- |
30.06.2023 | Sika N | Kauf | 2 | 255,70 | Franken | 614- |
30.06.2023 | Oerlikon N | Kauf | 76 | 4,46 | Franken | 339- |
30.06.2023 | Logitech N | Verkauf | 140 | 53,24 | Franken | 7'475+ |
02.08.2023 | Comet N | Kauf | 23 | 228,86 | Franken | 5'264- |
02.08.2023 | Roche GS | Verkauf | 8 | 269,80 | Franken | 2'104+ |
02.08.2023 | Novartis N | Verkauf | 23 | 90,76 | Franken | 2'106+ |
02.08.2023 | Partners Group N | Verkauf | 1 | 958,60 | Franken | 959+ |
19.09.2023 | Roche GS | Verkauf | 20 | 257,85 | Franken | 5'183+ |
19.09.2023 | Novartis N | Verkauf | 33 | 91,73 | Franken | 3'064+ |
19.09.2023 | Lonza N | Kauf | 19 | 429,40 | Franken | 8'244- |
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