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Bei langjährigen Aktionären von OC Oerlikon wurden gestern womöglich unschöne Erinnerungen an vergangene Tage wach. Anlässlich des diesjährigen Investorentages liess der in Zürich beheimatete Industriekonzern nämlich eine Bombe platzen: Der Abschwung in China zwingt das Unternehmen zu ausserordentlichen Goodwill-Abschreibungen im Umfang von 470 Millionen Franken. Und als ob das nicht schon genug wäre, fallen 90 bis 100 Millionen Franken an Restrukturierungskosten an, um neben dem Automobilzuliefer- auch den Textilmaschinenbereich wieder auf Kurs zu bringen.
Der bilderbuchmässige Turnaround der letzten Jahre scheint Risse bekommen zu haben. Dass sich Anleger gestern scharenweise aus den ansonsten beliebten Aktien zurückzogen, spricht Bände. Bei Börsenschluss resultierte gestern ein unmissverständliches Minus von 7 Prozent.
OC Oerlikon jetzt schon aufzugeben, wäre etwas gar voreilig. Es gibt in der Schweiz andere Publikumsgesellschaften, bei denen sich Anleger in den vergangenen Jahren so richtig die Finger verbrannt haben.
Bei den im Swiss Market Index (SMI) vertretenen Unternehmen dürften die langjährigen Aktionäre der Credit Suisse ein Lied davon singen. Sie müssen in diesen Tagen dem schlechten Geld zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre gutes hinterherwerfen.
Dass sich die kleinere der Schweizer Grossbanken weiterhin mit aller Kraft am kapitalintensiven Investment Banking festklammert, kostet viel Geld.
Unter Tidjane Thiam, dem neuen starken Mann, nimmt man sich endlich dem leidigen Thema der Bonuszahlungen an. Gemäss bislang nicht bestätigten Medienberichten soll die Bonussumme um bis zu 60 Prozent zusammengestrichen werden. Der Raubbau an den Aktionären nähme damit endlich ein Ende, so lasse ich mir von Händlern sagen.
Deutlich nüchterner präsentiert sich die Situation bei Meyer Burger. Erst vor wenigen Wochen musste das im bernischen Gwatt beheimatete Solarzulieferunternehmen einräumen, den für dieses Jahr geplanten Umsatz nicht erreichen zu können. Einmal mehr droht deshalb ein Verlust in Millionenhöhe.
Pikant dabei: Nur Tage zuvor wurde bekannt, dass die Grossaktionärin Platinum erstmals seit Jahren Aktien verkauft hat. Reiner Zufall, böse Vorahnung - oder steckt sogar mehr dahinter?
Fakt ist, dass sich der Hedgefonds des australischen Milliardärs Kerr Neilson in prominenter Gesellschaft befindet. Auch andere bekannte Aktionäre haben sich bereits die Finger an Meyer Burger verbrannt, unter anderem der ehemalige amerikanische Vizepräsident Al Gore (siehe Kolumne vom 16. Februar).
Wie eine unabhängige Umfrage bei den sechs grössten Solarzellenherstellern zeigt, sind für das nächste Jahr keine grösseren Investitionen in die Produktionskapazitäten geplant. Bei Zulieferunternehmen wie Meyer Burger wird man sich auf eine anhaltende Auftragsflaute einstellen müssen. Eine weitere für die Aktionäre schmerzhafte Kapitalerhöhung ist jedenfalls nicht auszuschliessen.
Nicht zu beneiden sind auch die Publikumsaktionäre von Charles Vögele. Erst vor wenigen Wochen schöpften sie Hoffnung, als bekannt wurde, dass die Aktionärsgruppe um Teleios neuerdings 10,13 Prozent der Stimmen auf sich vereint. Innerhalb weniger Tage kletterte der Aktienkurs um knapp 40 Prozent auf 11,65 Franken (siehe Kolumne vom 23. September).
Spätestens nach der Umsatz- und Gewinnwarnung von vergangener Woche ist von dieser Euphorie nicht mehr viel zu spüren. Längst sind die Valoren des Modehauses in altes Fahrwasser zurückgefallen.
Das Unternehmen gilt schon seit Jahren als eine Grossbaustelle. Neue Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder kamen und gingen, genauso wie bedeutende Aktionäre. Geblieben ist die Einsicht, dass sich mit diesen Aktien kein Geld verdienen liess.
Auch die Probleme bei Schmolz + Bickenbach zeigen: Ein finanzkräftiger Grossaktionär ist noch lange kein Garant für einen erfolgreichen Turnaround.
Der russische Milliardär Viktor Vekselberg dürfte sich sein Engagement beim Edelstahlhersteller vermutlich anders vorgestellt haben. Schon seit Tagen verharren die Aktien auf dem tiefsten Stand seit zwölf Jahren.
Bei kaum einem anderen Schweizer Unternehmen wurden die Aktionäre in all den Jahren so oft zur Kasse gebeten wie bei Schmolz + Bickenbach. Sollte der Turnaround weiter auf sich warten lassen, ist ein weiterer Kapitalbedarf nicht völlig von der Hand zu weisen. Die Zeche müssten dann einmal mehr die Aktionäre zahlen.
Bessere Karten hat Vekselberg hingegen bei Sulzer. Seit heute wird das in Winterthur beheimatete Traditionsunternehmen von Greg Poux-Guillaume geführt. Wie der Wochenendpresse zu entnehmen war, gibt er sich keinen Illusionen hin und rechnet beim Rohöl vorderhand nicht mit einer Erholung. Mit anderen Worten: Die geplanten Kosteneinsparungen werden gnadenlos umgesetzt.
Anders als bei den wirklich "hoffnungslosen Fällen" laufen umfangreiche Wetten gegen Sulzer. Seit dem Pflichtangebot von Vekselberg befinden sich nur noch 37,1 Prozent aller Aktien im Publikum. Gemäss Markit betrugen die Baisse-Engagements Ende November 10,7 Prozent, was nicht weniger als einem Drittel der frei handelbaren Titel entspricht.
Wenn sich selbst finanzstarke und gut vernetzte Grossinvestoren die Finger an Firmen wie Meyer Burger, Charles Vögele oder Schmolz + Bickenbach verbrennen, dann gilt auch für alle anderen: Vorsicht bei diesen Aktien. Es gibt genügend andere Unternehmen mit intakten Turnaround-Aussichten.
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