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Fast den ganzen Januar über jagte am Schweizer Aktienmarkt ein Börsengerücht das nächste. Je abenteuerlicher das Gerücht, desto besser, so bekam man damals fast schon den Eindruck.

Als dann die Stimmung an den Märkten zu kippen drohte, kehrte hierzulande Ruhe ein. Die Marktakteure schienen mit sich selber beschäftigt. Für Mutmassungen, welcher Art auch immer, war da schlichtweg kein Platz.

Doch damit ist nun Schluss: Heute rücken gleich mehrere Unternehmen und ihre Aktien ins Zentrum abenteuerlich anmutender Spekulationen.

Längst dürfte alteingesessenen Börsenfüchsen aufgefallen sein, dass heute ein Freitag ist. Nicht selten werden unmittelbar vor Anbruch des Wochenendes Gerüchte von eher schwacher Substanz wach - man spricht dann auch gerne von einem Freitagsgerücht.

Bei den Valoren von Aryzta ist aus London von einem orchestrierten Angriff mächtiger Leerverkäufer zu hören. Das zumindest würde den Kurszerfall der letzten Tage erklären. Alleine seit dem späten Dienstagnachmittag beläuft sich das Minus auf mehr als 8 Prozent.

Angesichts der erdrückend hohen Verschuldung und des eher schleppend laufenden Tagesgeschäfts haben die Leerverkäufer beim Backwarenhersteller ein leichtes Spiel.

Seit Tagen stehen die Aryzta-Aktien unter auffälligem Verkaufsdruck. (Quelle: www.cash.ch)

Am übernächsten Dienstag legt Aryzta den Zwischenbericht für das dritte Quartal des Fiskaljahres 2017/18 vor. Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen in Folge ist die Nervosität gross - zumal in den vergangenen Monaten auch immer mal wieder auf eine Kapitalerhöhung spekuliert wurde.

Bei ABB bieten hingegen grössere ausserbörsliche Blocktransaktionen Nährboden für Spekulationen. Für die Autoren eines täglich erscheinenden Kommentars aus dem Hause Rahn + Bodmer liegt nahe, dass diese Transaktionen auf Käufe der Kernaktionäre hindeuten.

In den letzten Wochen hatten gleich mehrere bedeutende Aktionäre des Industriekonzerns aus Zürich ihrer Unzufriedenheit öffentlich Luft verschafft (siehe "ABB riskiert eine Aktionärsrevolte" vom 6. April). Nicht auszuschliessen, dass diese Aktionäre ihre Vormachtstellung durch einen Ausbau ihrer Pakete festigen.

Auch bei der VAT Group wird heute über Verschiebungen im Aktionariat gemutmasst. Einer oder mehrere Grossinvestoren seien auf dem Rückzug, so verlautet aus dem Handel.

So richtig glaubwürdig scheinen mir diese Gerüchte jedoch nicht. Vermutlich ist der heutige Kurstaucher vielmehr eine Folge von vorsichtigen Aussagen des amerikanischen Grosskunden Applied Materials von vergangener Nacht.

Ich rate Anlegern jedenfalls weiterhin entschieden davon ab, sich aufgrund von wenig substanzhaltigen Spekulationen in Abenteuer zu stürzen. Zu gross ist die Gefahr, damit mächtigen Marktakteuren in die Hände zu spielen.

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Als Phonak - die Vorgängerin der heutigen Sonova - der Weltöffentlichkeit vor 13 Jahren die revolutionäre Produktplattform Palio präsentierte, war der Hörgerätehersteller aus Stäfa der Konkurrenz um gefühlte Lichtjahre voraus.

An der Marktführerschaft hat sich zwar bis heute nichts geändert, wohl aber an der Technologieführerschaft. Rivalen wie William Demant oder GN Resound haben in den letzten Jahren kräftig Boden gutgemacht. Und das vor allem im Hochpreissegment, der einstigen Paradedisziplin von Phonak.

Nun wollen sich die ehemalige Siemens-Tochter Sivantos und Widex zusammenschliessen. Damit entstünde - zumindest an der Anzahl abgesetzter Hörgeräte gemessen - ein neuer Marktführer mit einem weltweiten Marktanteil von mehr als 30 Prozent.

Und selbst wenn Branchenexperten beschwichtigen: Es dürfte Sonova immer schwerer fallen, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen.

Die Aktien von Sonova (rot) im Fünfjahresvergleich mit dem SPI (grün). (Quelle: www.cash.ch)

Wichtige Erkenntnisse zum Tagesgeschäft verspricht die Veröffentlichung des Jahresergebnisses am kommenden Dienstag.

Für Markus Gola von der MainFirst Bank steht fest, dass der Hörgerätehersteller aus Stäfa an diesem Tag nicht nur mit einem verhaltenen Zahlenkranz aufwarten wird. Er sieht ihn auch gleich noch mit enttäuschenden Zielvorgaben für das neue Jahr nachlegen.

Davon abgeschreckt stufte Gola die Aktien von Sonova erst vor wenigen Tagen mit einem Kursziel von 180 Franken von "Outperform" auf "Neutral" herunter.

Selbst wenn die Erwartungen an den (noch) Weltmarktführer mittlerweile eher von Zurückhaltung zeugen - so richtig wollen sich mir seine Aktien nicht zum Kauf aufdrängen. Still und leise trauere ich den guten alten Zeiten nach, als noch der pfiffige Valentin Chapero das Sagen hatte.
 

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