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Das hatte sich Tidjane Thiam womöglich einfacher vorgestellt: Weniger als ein Jahr nach seinem Amtsantritt schwappt dem neuen starken Mann bei der Credit Suisse eine Welle der Kritik entgegen. Daran ändert auch die nachträgliche Abkehr von der realitätsfremd anmutenden Wachstumsstrategie nichts.

Ist die Börse das Mass aller Dinge, hat diese ihr Urteil längst gefällt: Alleine seit Jahresbeginn haben die Aktien der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken nicht weniger als 35 Prozent eingebüsst - und das selbst um den Dividendenabgang von heute bereinigt.

Seit dem Amtsantritt von Tidjane Thiam vom Juli vergangenen Jahres beläuft sich das Minus mittlerweile sogar auf knapp 50 Prozent. Der neue Konzernchef hat seine Vorschusslorbeeren aufgebraucht.

In einer mir aus London zugespielten Unternehmensstudie trifft der für die Berenberg Bank tätige Autor den Nagel auf den Kopf: Ein knappes Jahr und eine 6 Milliarden Franken schwere Kapitalerhöhung später, seien die Probleme noch immer dieselben, so stellt er ernüchternd fest. Mit anderen Worten: Nach zwei verlustreichen Quartalen hat sich die Eigenkapitaldecke wieder ausgedünnt, und im Kerngeschäft lassen sich nicht die erwünschten Gewinne erzielen.

Für 2018 traut der als Koryphäe auf seinem Gebiet bekannte Bankenanalyst der Credit Suisse gerademal einen nachhaltigen Jahresgewinn von einem Franken je Aktie zu. Er rät deshalb weiterhin zum Verkauf der Papiere und sieht diese über die kommenden Monate auf 9 Franken tauchen.

Reine Effekthascherei, so werden jetzt viele meiner Leserinnen und Leser denken. Und doch lag der Experte mit seinen optisch tiefen Kurszielen in den letzten Jahren goldrichtig.

Zwar sind die Aktien der Schweizer Grossbank an einem Punkt angelangt, an dem die Leerverkäufer sichtlich Mühe haben, den Kurs weiter zu drücken. Eine weitere Kapitalerhöhung könnte allerdings zu einem weiteren Dammbruch führen.

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Mit dem Zahlenkranz erwischte die Zurich Insurance Group (ZIG) die Leerverkäufer eiskalt auf dem falschen Fuss. Dass die Aktien des traditionsreichen Versicherungskonzerns seither nach oben wollen, überrascht deshalb nicht.

Rückblickend erwies sich die Angst vor schmerzhaften Bilanzbereinigungen unter dem neuen Konzernchef Mario Greco als unbegründet. An der Analystenkonferenz im Anschluss an die Ergebnisveröffentlichung liess Greco jedenfalls keine Zweifel offen: Die Reserven seien ausreichend.

Gerade dem für Bernstein Research tätigen Analysten dürfte diese Aussage so gar nicht gefallen, warnt er doch schon seit Monaten bei jeder sich bietenden Gelegenheit vor kostspieligen Nachreservierungen.

In einem mir vorliegenden Kommentar poltert er nun erneut gegen die ZIG. Solange ihn die Firmenvertreter nicht vom Gegenteil überzeugen könnten, rechne er sowohl mit Nachreservierungen als auch mit einschneidenden Auswirkungen auf die Ausschüttungspolitik, so lässt der Experte seine Leser wissen. Die Wahrscheinlichkeit einer Dividendenkürzung im kommenden Frühjahr beziffert er auf 60 bis 70 Prozent.

Die Aktien der ZIG werden bei Bernstein Research folglich weiterhin mit "Underperform" und einem optisch tiefen Kursziel von 200 Franken zum Verkauf empfohlen.

Mir ist durchaus bewusst, dass eine Schwalbe noch keinen Frühling macht. Kann der neue Konzernchef Mario Greco im zweiten Quartal jedoch mit einem überzeugenden Zahlenkranz nachlegen, dürften den Leerverkäufern langsam aber sicher die Argumente ausgehen. Den nicht gerade erfolgsverwöhnten langjährigen Aktionären wäre das durchaus gegönnt.

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Die Aktien von Meyer Burger gehen langsam aber sicher dem Boden entgegen, so lasse ich mir aus dem Handel sagen. Und tatsächlich: Mehr als ein Strohfeuer war das Kursfeuerwerk von Ende April vermutlich nicht.

Neuigkeiten wie die Auszeichnung der dritten Serie der Diamantdrahtsägelösung DW288 mit dem "PV Magazin Technology Highlight Award 2016" sind zwar Achtungserfolge. Geld lässt sich damit alleine aber keines verdienen - und dieses wird im Hinblick auf die im nächsten Jahr zur Rückzahlung anstehende Anleihe langsam knapp.

Mit dem australischen Hedgefonds-Anbieter Platinum Asset Management hat ein erster grosser Anteilseigner des Solarzulieferunternehmens aus dem bernischen Gwatt vor wenigen Wochen sein Handtuch geworfen und das Aktienpaket halbiert. Die alles entscheidende Frage ist nun, ob weitere Grossaktionäre wie Generation Investment oder die Capital Group die Geduld mit Meyer Burger verlieren.

Der Kurszerfall der letzten Tage ist jedenfalls zermürbend. Gleichzeitig rücken die Mehrjahrestiefststände von Ende April bei 3,30 Franken immer näher.
 

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