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Aus keinem anderen europäischen Wirtschaftszweig ziehen die Anleger derzeit so überhastet ihr Geld ab wie aus dem Bankensektor. Das hat auch bei uns in der Schweiz Folgen für die Aktienkurse. Die Valoren der UBS gelten gut 20 Prozent weniger als noch zu Jahresbeginn, jene der Credit Suisse haben sogar ein Minus von knapp 38 Prozent zu beklagen.
Damit sind die Aktionäre der beiden Schweizer Grossbanken vergleichsweise noch gut bedient. In den umliegenden Nachbarländern riss die Angst vor Kreditausfällen die Bankaktien noch viel deutlicher in die Tiefe.
Selbst nach dem milliardenschweren Quartalsverlust der Credit Suisse zählen unsere Kreditinstitute zu den am besten kapitalisierten in ganz Europa. Gerade die UBS kann heute die Früchte ihres strategischen Rückzugs aus weiten Teilen des kapitalintensiven Investment Bankings ernten. Die Entscheidungsträger von früher haben damit Weitsicht bewiesen.
Ein Kränzchen muss man aber auch den Vertretern der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der hiesigen Finanzmarktaufsicht winden. Sie sind sich rechtzeitig der volkswirtschaftliche Bedeutung der beiden Grossbanken bewusst geworden und haben diese mit strengeren Eigenmittelvorschriften quasi zu einer raschen Stärkung ihrer Eigenkapitalquote gezwungen.
Das dürfte den Aktionären in diesen Tagen allerdings herzlich egal sein. Denn obschon das neue Jahr erst wenige Wochen alt ist, sitzen sie auf hohen Kursverlusten. Die Papiere der Credit Suisse tauchten sogar auf den tiefsten Stand der letzten zwei Jahrzehnte.
So unterschiedlich die Geschäftsmodelle der beiden Schweizer Grossbanken auch sein mögen, in einem Punkt sind sich ihre Aktienstrategen mittlerweile einig: Anleger sollten sich europäische Bankaktien ins Wertschriftendepot legen.
Während die Experten der UBS schon mit einem Übergewicht bei den europäischen Bankaktien ins neue Jahr gestartet sind, machen ihre für die Credit Suisse tätigen Berufskollegen erst jetzt erste Kaufgelegenheiten aus. Sie wollen allerdings klar verstanden wissen, dass es sich hierbei um eine taktische, nicht aber um eine strategische Empfehlung handelt.
An der Auftragskomponente vorauseilender Konjunkturindikatoren gemessen, stellen die Strategen bei den Kursen europäischer Bankaktien eine Abweichung zur Realwirtschaft fest, welche den Extremwerten zum Zeitpunkt der Finanzkrise gleichkommt. Dass sich die Anleihen vieler Banken deutlich stabiler als deren Aktien entwickelt haben, werten die Experten als genauso ermutigend wie den zuletzt wieder festeren Ölpreis. Schliesslich gelte die Angst derzeit vor allem möglichen Kreditausfällen von Schuldnern aus dem Energiesektor.
Wenn man unseren beiden Grossbanken etwas nicht unterstellen kann, dann Werbung in eigener Sache. Bei der Credit Suisse setzt man nämlich auf die Aktien der Rivalen Erste Bank, Danske Bank und Intesa Sanpaolo, bei der UBS hingegen auf die Papiere von HSBC, Lloyds Banking Group und ING.
Einige europäische Bankaktien sind in den vergangenen Wochen womöglich zu harsch abgestraft worden, dessen bin auch ich mir bewusst. Allerdings werden alt eingesessene Börsenfüchse mit mir einig sein: In der Vergangenheit war es kaum einem Unternehmen aus diesem Wirtschaftszweig möglich, nachhaltig Aktionärswerte zu schaffen. An hohen Dividenden interessierte Anleger sind in den renditestarken Versicherungsaktien auf lange Sicht sehr viel besser aufgehoben.
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Wie mir seit gestern berichtet wird, treten erstmals Arbitrageure aus Übersee in den Aktien von Syngenta als Käufer in Erscheinung. Das überrascht, machten amerikanische Hedgefonds bislang doch einen grossen Bogen um die Papiere des Agrarchemieherstellers aus Basel. Und das, obschon diese zwischenzeitlich mit einem Abschlag von mehr als 20 Prozent zum rechnerischen Barangebot von Chemchina gehandelt wurden.
Alleine schon der Zeitpunkt für das plötzlich erwachte Interesse aus Übersee lässt hellhörig werden. Schliesslich gaben sich erst am Wochenende die Vertreter der "G20", der 20 einflussreichsten Wirtschaftsnationen, in Schanghai die Klinke in die Hand.
Das wiederum wirft die Frage auf: Gab es am Rande des G20-Gipfels vom Wochenende eventuell sogar informelle Gespräche zwischen den chinesischen Gastgebern und den Vertretern der USA, was den geplanten Verkauf von Syngenta nach China anbetrifft?
Ich bin mir weiterhin sicher, dass die Entscheidungsträger von Syngenta und Chemchina einen konkreten Plan in der Schublade haben, wie sie die Bedenken amerikanischer Behörden und Interessenverbände rund um deren nationalen Interessen zerstreuen können. Für mich bleiben die Aktien deshalb "eine kleine Sünde" wert (siehe auch die Kolumne vom 4. Februar).
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