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2015 dürfte bei Martin Ebner auf gut Schweizerdeutsch "dr Schytstock kalberet ha". Was immer der Financier auch anfasste, verwandelte sich zu Gold. Mit den Valoren von Galenica setzte Ebner sogar auf den Überflieger am Schweizer Aktienmarkt, erfuhr der Börsenwert des Pharmaherstellers aus Bern doch eine Verdoppelung. Über ihre Beteiligungsgesellschaft Patinex kontrollieren der Financier und seine Frau Rosmarie gut 18 Prozent des Kapitals.

Beim Bankensoftwarehersteller Temenos bewies das Ehepaar ebenfalls eine gute Nase. Nachdem es im Januar unmittelbar nach der überraschenden Aufgabe des Mindestkurses gegenüber dem Euro durch die Schweizerische Nationalbank gar nicht gut aussah, konnten sich die Ebners schlussendlich doch noch an einem ansehnlichen Kursplus von 44 Prozent erfreuen.

Selbst die am Burgdorfer Medizinaltechnikunternehmen Ypsomed gehaltene Beteiligung spülte Geld in die Kassen des Financiers. In mehreren Etappen platzierte er im letzten Jahr seine bis dahin kräftig gestiegenen Aktien bei mehreren Investoren.

Das Glück des Tüchtigen scheint Ebner nun aber verlassen zu haben - zumindest fürs erste. Gerade sein Engagement bei der Myriad Group steht unter keinem guten Stern. Innerhalb von gerademal drei Handelstagen sind die Aktien des Betreibers eines in Südamerika beliebten Nachrichtendienstes um rund 20 Prozent gefallen, die Hälfte davon alleine am gestrigen Tag.

Stein des Anstosses waren der Schweizer Börse SIX gemeldete Titelverkäufe seitens eines oder mehrerer Geschäftsleitungsmitglieder. Letztere trennten sich seit Ende März von mehr als 200000 Aktien und sorgten so für Wasser auf die Mühlen des berüchtigten Leerverkäufers Gotham Research. Seit die Amerikaner vergangenen Juli eine aggressive Verkaufsempfehlung ausgesprochen haben, werden ihnen umfangreiche Wetten gegen das kleine Unternehmen aus der Schweiz nachgesagt.

Wie dem auch immer sei: Wäre das diesjährige Börsengeschehen eine Partie Monopoly, würde es bei der Myriad Group in diesen Tagen wohl "zurück auf Start" heissen.

Ebenfalls einen schweren Stand haben die hochgejubelten Valoren von Galenica. Zuerst sorgte Mitte März eine ernüchternde Gewinnprognose für das laufende Jahr für einen Kursrücksetzer. Vor etwas mehr als einer Woche platzierten dann die Grossaktionäre KKR und Stefano Pessina überraschend einen Teil ihres Aktienpakets bei Investoren. Im Zuge dieser beiden Hiobsbotschaften hat der Pharmahersteller aus Bern seit Jahresbeginn knapp 20 Prozent seines Börsenwerts eingebüsst.

Da hilft auch nicht, dass das Unternehmen im Hinblick auf die geplante Aufspaltung in Vifor Pharma und Galenica Santé in letzter Minute noch Medikamente einlizenziert und - wie erst heute bekannt wurde - mit der Übernahme des Grossisten Pharmapool Umsatz zukauft.

KKR und Stefano Pessina dürfen nun übrigens bis Mitte August keine weiteren Aktien mehr verkaufen. Allerdings könnten danach weitere Teile der verbleibenden Beteiligung auf den Markt kommen. Denn noch immer vereinen die beiden Grossaktionäre 20,6 Prozent der Stimmen auf sich.

Auch das Engagement des Financiers bei Alpiq steht unter keinem guten Stern. Nach einem geradezu erschreckend schwachen Jahresergebnis gerieten die Kursnotierungen des angeschlagenen Stromkonzerns im Laufe des Frühlings ins Rutschen. Und obschon die Aktien in den letzten zwei Tagen Boden gutmachen konnten, fällt die Bilanz seit Anfang Jahr mit einem Minus von 38 Prozent ziemlich ernüchternd aus.

Einzig die Aktien von Temenos bereiten Martin Ebner und seiner Frau Rosmarie auch weiterhin viel Freude. Die Rückmeldungen aus Barcelona vom diesjährigen Community Forum fallen jedenfalls durchwegs ermutigend aus. Die Kunden und Vertriebspartner des Herstellers von Bankensoftware sind dabei, zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenzuwachsen, was für volle Auftragsbücher spricht. Was die Kursentwicklung anbetrifft, so erweisen sich die vergangenen Monate bislang jedoch als Nullsummenspiel für die Aktionäre von Temenos.

Schon heute zeichnet sich ab, dass der Financier im laufenden Jahr nicht an das überaus erfolgreiche Vorjahr anknüpfen kann. Nachdem die unzähligen Trittbrettfahrer 2015 fürstlich für ihre eigene Ideenlosigkeit belohnt wurden, sind die vergangenen Monate eine ganz neue und vermutlich schmerzhafte Erfahrung (siehe Kolumne vom 4. Januar). Bleibt zu hoffen, dass Martin Ebner - anders als in den Neunzigerjahren - nicht mehr mit Fremdkapital arbeitet. Denn das ging damals bekanntlich alles andere als gut aus.
 

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