Nicht selten haben Menschen, die schon lange im Berufsleben stehen, noch Vorsorgelücken. Entweder reichte das Geld lange nicht zum sparen, oder man war nicht gewillt genug, Geld zurückzulegen. Aber auch wer "brav" gespart hat, hat noch Möglichkeiten, auch im vorgeschrittenen Erwerbsalter die Vorsorge zu verbessern.

Beispiel A: Ein gut verdienender Angestellter, geschieden, ein Kind, mit Hochschulstudium. Sein Einkommen ist erst im Lauf der Jahre angestiegen, zudem haben die Scheidung und der Aufwand für den Lebensstandard dazu geführt, dass relativ wenig Altersguthaben angespart wurde.

Beispiel B: Ehepaar, durchschnittliches Einkommen, der Mann arbeitet 100 Prozent, die Frau 20 Prozent. Zwei Kinder im Erwachsenenalter. Beide haben in die AHV, die berufliche Vorsorge und auch in die dritte Säule einbezahlt, wobei es das Einkommen nicht erlaubte, jeweils die möglichen 6768 Franken pro Jahr in die dritte Säule einzuzahlen.

Die drei Personen in den beiden Beispielen sind Anfang 50. Ein Alter, in dem die Pensionierung näher rückt, und die Vorstellungen, wie die Zeit nach der Pension aussehen soll, konkreter werden. Für Menschen über 50 gibt es durchaus Möglichkeiten, in der Vorsorge noch neue Akzente zu setzen. Der gut verdienende Angestellte aus Beispiel A hat zwar relativ wenig angespart, verfügt aber über ein höheres Sparpotential. Bei Ehepaar aus Beispiel B besteht der Vorteil, dass die Kinder langsam auf eigenen Füssen stehen und damit auch die Sparquote steigt.

Die wichtigsten Instrumente der Vorsorge, die der Generation 50plus zur Verfügung stehen, im Überblick:

  • Pensionskassen-Einkauf: Mit der grösste Handlungsspielraum besteht beim Einkauf in die Pensionskasse. Der Vorsorgeausweis gibt an, wie gross das Einkaufspotenzial ist - oder ob es überhaupt besteht. Tendenziell ist es höher, je besser das Einkommen ist, oder auch dann, wenn das Einkommen im Lauf der Jahre deutlich angestiegen ist. Besonders für den Angestellten in Beispiel A ist es daher eine der interessanten Möglichkeiten. Einkäufe in die Pensionskasse erfolgen zum Teil auch mit der Absicht, zur Pensionierung das Kapital zu beziehen und sich das Altersguthaben nicht als Rente auszahlen zu lassen.
  • Pensionskasse überprüfen: Ratsam ist auch immer der Check der Pensionskassenleistungen. Ein gut verdienender Angestellter wie in Beispiel A kann durchaus in der Situation sein, dass er zwar viel verdient, aber ein grosser Teil seiner künftigen Rente einem tiefen Umwandlungssatz unterliegt. Ein Umwandlungssatz von 6,8 Prozent - also dass pro 100'000 Franken Altersvermögen 6800 Franken im Jahr ausbezahlt werden - gilt nur für den obligatorisch versicherten Lohn. Das so genannte Überobligatorium weist häufig einen tieferen Umwandlungssatz auf. Das Verhältnis von Obligatorium zu Überobligatorium muss also überprüft werden. Für das Ehepaar aus Beispiel B ist interessant zu wissen, wie sich möglichen Lohnausfälle wegen Krankheiten und ähnlichem auswirken, und ob die Pensionskasse oder der Versicherte das Finanzierungsrisiko trägt (so genanntes Leistungsprimat vs. Beitragsprimat). Je nach Pensionskasse lässt sich dann abschätzen, wie hoch der Bedarf an zusätzlicher Vorsorge ist.
  • Sparplan: Tief- und Negativzinsen setzen die Pensionskassen unter Druck. Manchen Pensionskassen droht eine finanzielle Schieflage. Daher suchen Vorsorgewillige auch nach Alternativen zum Pensionskasseneinkauf. Lebensversicherungsprodukte sind wegen der Tiefzinsen aber ebenfalls unter Druck geraten. Zudem: Bei Menschen über 50 ist die Laufzeit kürzer, daher ist ein Einstieg in eine Lebensversicherung auch weniger attraktiv. Lebensversicherungen können vom Kunden in aller Regel auch nur zu sehr ungünstigen Bedingungen zurückgekauft werden. Als Alternative zu Lebensversicherungen kann sich jemand für reines Sparen entscheiden, etwa in Form eines monatlichen Fondssparplanes, wie ihn die Banken anbieten. Hier ist sowohl der Zins nicht garantiert, aber das Verlustrisiko wird durch die monatliche Einzahlung ein wenig reduziert. Natürlich soll auch hier der Anlegertyp und die Anlagedauer Entscheidungsgrundlage sein.
  • Selbst anlegen: Wer angespartes Vermögen selbst anlegen will, muss sich zwangläufig mit den Finanzmärkten befassen und eine gewisse Risikofähigkeit, also finanzielle Polster, mit sich bringen: Der Angestellte aus Beispiel A ist dafür eher ein Kandidat als das Ehepaar aus Beispiel B. Ratsam ist, nur einen Teil des Geldes in Wertpapiere zu stecken: Für weniger eifrige Börsianer bieten sich einfach verständliche Fonds oder ETF an. Tipps, wie man mit einem Horizont von zehn Jahren anlegt, finden sich zum Beispiel hier
  • Dritte Säule: Die Säule 3a-Lösungen, wo pro Jahr maximal 6768 Franken steueroptimierend einbezahlt werden können, sind eine der gängigsten Mittel der persönlichen Vorsorge, allerdings auch relativ starr. Es kann kein Geld nachbezahlt werden, und ausser für Wohneigentum, selbständige Tätigkeit oder Wegzug ins Ausland lassen sich die Gelder erst frühestens fünf Jahre vor der Pension beziehen. Doch ist es möglich, mehrere Säule 3a-Konten zu haben, die sich in den Jahren vor der Pensionierung gestaffelt beziehen und mit dem Beginn der Rentenzahlungen abstimmen lassen. cash-Pensionscoach Gabor Gaspar sagt: "Wichtig bei der Vorsorge ist, sich zu fragen: Wann brauche ich welchen Betrag?"
  • Spät noch einzahlen: Empfohlen wird immer, schon früh in die Säule 3a einzubezahlen. Wer mit 50 noch gar keine Säule 3a-Konto hat, kann aber auch dann noch eines eröffnen. Gesetzt der Fall, man bezahlt die 6768 jedes Jahr ein, kommen bis zum Lebensalter 65 noch gut 100'000 Franken zusammen. Zum einen hat man 15 Jahre lang den Steuervorteil, indem die einbezahlten Beträge abziehen kann, und - zumindest theoretisch - die Verzinsung. Traditionell waren Säule-3a-Gelder im Vergleich zu Sparkonten besser verzinst, allerdings ist dieser Vorteil im Moment aufgrund der Tief- und Negativzinsen dahingeschmolzen.
  • Eigenheim: Auch ein Eigenheim ist eine Form der Altersvorsorge, aber es gilt der Grundsatz, nicht alles Geld in eine Immobilie zu stecken. Bei einem Eigenheim soll die Finanzierung überprüft und mögliche Investitionen koordiniert werden. Unliebsame Überraschungen bei der Finanzierung können so vermieden werden, und hinsichtlich Investitionen kann man wiederum Steuern sparen.

Die finanzielle Situation verbessern wird natürlich eine Erbschaft. Das Thema ist emotional und heikel und wird gerne tabuisiert. Es ist aber auch eine Tatsache, dass wegen der höheren Lebenserwartung viele Menschen in der Tat erst erben, wenn sie selber auf das Rentenalter zugehen, oder sogar nach der Pensionierung.

Der Gutverdienende aus Beispiel A muss in gewisser Weise noch das Steuer herumreissen, um seinen Lebensstandard im Alter halten zu können. Er hat den Vorteil, dass er genug Einkommen zum Sparen hat, wird sich aber möglicherweise keine Frühpensionierung leisten können. Das Ehepaar aus Beispiel B hat zwar begrenzten finanziellen Spielraum, hat aber doch noch einige Jahre Zeit, die Altersvorsorge insgesamt zu optimieren.

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