Autoren: Bertrand Born, Portfolio Manager, und Aryestis Vlahakis, Senior Analyst, im Asset Management der Zürcher Kantonalbank

Künstliche Intelligenz (KI) beherrscht die Schlagzeilen. Doch «News» ist die Zukunftstechnologie eigentlich nicht: Das Konzept dazu besteht schon seit den 1950er-Jahren, blieb aber über lange Zeit hinweg nur graue Theorie. Dass KI nun augenscheinlich zum Siegeszug ansetzt, hat sie relativ jungen Triebkräften der Digitalisierung zu verdanken: Zu nennen sind hier insbesondere der erleichterte Zugang zu riesigen Datenmengen und die massiv gestiegene Rechenleistung.
Es sind just diese Treiber, die auch den Weg von der Digitalisierung hin zur digitalen Wirtschaft weisen. Die «Digital Economy» ist mittlerweile allgegenwärtig und wird voraussichtlich noch an Bedeutung gewinnen. Aus Anlegersicht verschafft ihr dies das Potenzial zu einem Investmentthema, das nicht nur langfristig attraktiv erscheint, sondern auch punkto Nachhaltigkeit eine Rolle spielen kann.

Langfristige Triebkräfte

Digitalisierung, globale Vernetzung und Konvergenz haben die Basis für die digitale Wirtschaft geschaffen. Wir dürften damit aber erst am Anfang stehen. Mehrere Faktoren treiben das Thema an:

  • Technologischer Fortschritt: Die zugrunde liegenden Technologien wie Mikrochips, Sensoren und Prozessoren, Algorithmen und verfügbare Daten werden immer leistungsfähiger, kleiner, energiesparender – und nicht zuletzt billiger. Die technische Evolution hat den Zugang zu digitalen Lösungen in allen Branchen erleichtert, von der industriellen Fertigung bis hin zu privaten Geräten. 
  • Ubiquität: Kleinere, billigere und vernetzte Geräte führen auch dazu, dass nahezu jeder Gegenstand zum Computer wird: Von der Uhr über das Auto bis hin zur Fabrik und gar zur «Smart City». Das «Internet der Dinge» (IoT) dringt derweil in den Alltag vor, ermöglicht weitere Innovation und steigert die Produktivität und Effizienz über alle Wirtschaftssektoren hinweg. Die Beratungsfirma Pricewaterhouse Coopers (PwC) prognostizierti, dass bis 2027 über 25 Milliarden IoT-Geräte im Einsatz sein werden, gegenüber 11 Milliarden im Jahr 2021 (siehe Grafik unten).
  • Steigender digitaler Beitrag zum BIP: Die digitale Wirtschaft ist in der vergangenen Dekade zwei bis dreimal so schnell gewachsen wir die Weltwirtschaft. Dieser Trend könnte sich Experten zufolge fortsetzen. So schätzte Microsoft-CEO Satya Nadella im Jahr 2022 im Wirtschaftsmagazin «Forbes», dass sich der Anteil von Technologieausgaben am BIP in den nächsten Jahren verdoppelt.
     

Internet of Things: 30 Milliarden vernetzte Geräte prognostiziert

PwC Global Telecom Outlook

Quelle: PwC Global Telecom Outlook

 

Nachhaltigkeit rückt in den Blick

Vor diesem Hintergrund gehen auch wir davon aus, dass die digitale Wirtschaft längerfristig und dynamisch wächst – und damit für Anlegerinnen und Anleger attraktiv sein könnte. Unserer Meinung nach gibt es noch einen weiteren überzeugenden Grund, auf das Investmentthema zu setzen: Nämlich dessen Potenzial, drängende Herausforderung der Nachhaltigkeit zu adressieren. Noch sind Schätzungen zufolge 2,7 Milliarden Menscheniii ohne Zugang zum Internet. 
Wird die Nachhaltigkeitsperspektive zu den technologischen Innovationen in verschiedenen Wirtschaftssektoren hinzugenommen, eröffnen sich mehrere vielversprechende Investmentbereiche, die Anlegerinnen und Anlegern Chancen bieten können. Dazu gehören:

  • Digitale Infrastruktur: Halbleiter, Hardware, Unterseekabel, Mobilfunk, Glasfaserleitungen, Satellitensysteme und Datencenter – sie machen die digitale Wirtschaft erst möglich. Zuletzt hat sich insbesondere die Cloud-Infrastruktur rasant entwickelt, da Unternehmen ihre Tätigkeiten online verlagern und grosse Datenmengen speichern. Der globale Markt für Cloud-Computing der IT könnte laut dem Researchhaus Market.usii bis 2032 voraussichtlich mehr als USD 2'300 Milliarden erreichen (siehe Grafik unten). Der Aufbau von Infrastruktur ist auch entscheidend, um den «Digital Divide» zu adressieren und die andere Hälfte der Welt an der modernen Wirtschaftsleistungen teilhaben zu lassen. Noch sind Schätzungen zufolge 2,7 Milliarden Menscheniii ohne Zugang zum Internet. 
  • Digitale Befähigung: Digitalisierung ermöglicht es uns, eine Vielzahl von Aufgaben effizienter und produktiver zu bewältigen. So erlauben digitale Gesundheitslösungen wie Telemedizin und Wearables Ferndiagnosen, Operationsroboter ermöglichen minimal-invasive und präzisere Operationen, und KI kann bei der Entwicklung neuer Medikamente und bei der Durchführung klinischer Studien helfen. Derweil verspricht E-Learning einen leichteren Zugang zu Bildung, während Online-Zahlungssysteme Überweisungen schneller machen können und das Potenzial bieten, zahlreichen Menschen Finanzleistungen zugänglich zu machen.
  • Digitale Sicherheit: Immer mehr unserer Daten werden über das Internet übermittelt: Von Posts in Sozialen Medien über Finanztransaktionen bis hin zu Gesundheitsdaten und Informationen für die Verkehrssteuerung. Das eröffnet das Risiko von Missbrauch und Angriffen. Entsprechend steigt der Bedarf an Lösungen für Cybersicherheit, Datenverschlüsselung und Datenschutz. Das Statistik-Haus Statistaiv schätzt, dass der globale Markt für Cybersicherheit bis zum Jahr 2029 ein Volumen von über USD 270 Milliarden erreichen wird.
  • Digitale Umweltlösungen: Digitale Technologien, insbesondere Sensoren und IoT-Geräte, können fast alles messen – von der Wasserqualität bis zur Luftzusammensetzung – was ein besseres Umwelt- und Gesundheitsmanagement ermöglicht. So können Sensoren beispielsweise Lecks in Wassersystemen oder gefährliche Schadstoffkonzentrationen in Echtzeit erkennen. Software kann diese Datenströme analysieren und verwertbare Erkenntnisse liefern, die der Industrie helfen, ihren ökologischen Fussabdruck zu minimieren. Solche Fortschritte sind sowohl für staatliche als auch für unternehmerische Nachhaltigkeitsinitiativen von entscheidender Bedeutung. Sie bieten zudem Möglichkeiten in Bezug auf die Bekämpfung der Klimakrise, den schonenden Umgang mit Ressourcen und auf die öffentliche Gesundheit.
     

Hohe Erwartungen an globalen Markt für Cloud Computing

Cloud Computing

Quelle: Market.us

Anlegerinnen und Anleger können über das Investmentthema Digital Economy an spannenden Innovationen, disruptiven Technologien und am langfristigen Wachstum digitaler Lösungen partizipieren – und das über Unternehmen in verschiedenen Wirtschaftssektoren, die mit ihren Produkten einen Beitrag leisten, Herausforderungen der Nachhaltigkeit zu adressieren.

ihttps://www.pwc.com/gx/en/industries/tmt/telecom-outlook-perspectives.html (Download: 18.09.2024)
iihttps://www.globenewswire.com/en/news-release/2023/03/17/2629610/0/en/Cloud-Computing-Market-to-Reach-USD-2-321-1-Billion-by-2032-Exploring-the-Diverse-Applications-of-Cloud-Computing.html (Download 18.9.2024)
iiihttps://ourworldindata.org/grapher/share-of-individuals-using-the-internet?country=~OWID_WRL (Download 18.9.2024)
ivhttps://www.statista.com/outlook/tmo/cybersecurity/worldwide#revenue (Download 18.9.2024)