Stetter nannte drei Punkte: Die Staatsanwaltschaft soll demnach der Verteidigung die seit Monaten vorliegenden Aussagen wichtiger Zeugen beziehungsweise Beschuldigter vorenthalten haben. Ausserdem hätten die Ermittler es versäumt, ein für das Verfahren wichtiges Mailpostfach zu sichern und sich einen Überblick über das private Gehaltskonto des Kronzeugen Oliver Bellenhaus zu verschaffen, sagte Stetter.
Dies ist für den Prozess von Bedeutung, weil insbesondere Ex-Vorstandschef Braun den Kronzeugen beschuldigt, Firmengelder in Millionenhöhe auf die Seite geschafft zu haben. Bellenhaus war bis zur Insolvenz im Sommer 2020 Geschäftsführer der Wirecard-Gesellschaft Cardsystems Middle East in Dubai.
Der ehemalige Chefbuchhalter, der frühere Dubai-Geschäftsführer und Braun sollen laut Staatsanwaltschaft seit 2015 die Bilanzen des Zahlungsdienstleisters gefälscht und kreditgebende Banken um 3,1 Milliarden Euro geschädigt haben. Im Falle einer Verurteilung wäre das der grösste Betrugsschaden in Deutschland seit 1945.
Schon Brauns Verteidiger Alfred Dierlamm hatte vor Weihnachten die Aussetzung des Verfahrens beantragt, weil er der Staatsanwaltschaft gravierende Verstösse gegen rechtsstaatliche Prinzipien vorwirft.
Sowohl Braun als auch der frühere Chefbuchhalter sind im bisherigen Verlauf des Prozesses vom Kronzeugen Bellenhaus umfangreich beschuldigt worden. Braun hat über seine Anwälte eine Unschuldserklärung abgegeben und sieht sich selbst als Opfer. Der ehemalige Chefbuchhalter hat sich bislang weder persönlich noch über seine Anwälte zur Anklage geäussert./cho/DP/nas
(AWP)