Wolfspeed wolle mit dem Bau der Fabrik so schnell wie möglich beginnen. "Sobald wir die Genehmigung der EU-Kommission haben", sagte Lowe. "Wir erwarten sie in den nächsten Monaten." Wolfspeed rechne mit einer staatlichen Förderung von 20 bis 25 Prozent der gesamten Investitionssumme.

Bei vollständigem Betrieb werde die Fabrik mehr als 600 Beschäftigte an Bord haben. "Und viele weitere Arbeitsplätze schaffen", sagte Lowe. Der Markt sei enorm, die Nachfrage nach den Halbleitern sehr gross. Die moderne Fabrik werde auf dem Gelände des ehemaligen Kohlekraftwerks in Ensdorf entstehen.

Die Pläne von Wolfspeed sorgten für Aufsehen. Zu dem Termin waren Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach Ensdorf gereist. "Man kann ohne Übertreibung sagen: mit dem Bau dieser Fabrik kehrt die industrielle Revolution nach Ensdorf zurück", sagte Scholz. "Viel spricht dafür, dass den Halbleitern aus Siliziumkarbid die Zukunft gehört auf dem Gebiet der neuen erneuerbaren Energien, der Telekommunikation und ganz besonders bei der Elektromobilität."

Die neue Chipfabrik werde auch einen deutlichen Beitrag dazu leisten, dass die europäische Industrie verlässlich mit Halbleitern versorgt werde, sagte der Kanzler. Wie wichtig das sei, habe man in Deutschland und Europa in den vergangenen Jahren zu spüren bekommen - auch, wie ernst die Lage werden könne, wenn die Versorgung mit Halbleitern stocke.

Halbleiter aus Siliziumkarbid gelten als Schlüsseltechnologie für die weitere Entwicklung der Elektromobilität und des autonomen Fahrens. Das Material ist gefragt, weil es im Gegensatz zu dem bisher meist verwendeten Silizium eine bessere Nutzung der Energie in Batterien ermöglicht: Elektroautos könnten somit schneller geladen werden, sparsamer fahren und somit die Reichweite erhöhen.

An der Fabrik ist der Autozulieferer ZF (Friedrichshafen) mit einem Minderheitsanteil beteiligt. Man wolle den Neubau mit einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag unterstützen, teilte ZF mit. Mit Wolfspeed sei zudem ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Deutschland geplant, "um die weltweite Innovationsführerschaft bei Siliziumkarbid-Systemen" auszubauen. Hier halte ZF die Mehrheit.

Die Ambitionen der Unternehmen gingen über die Anwendung im Fahrzeug hinaus, sagte ZF-Vorstandsmitglied Stephan von Schuckmann. Die Halbleiter würden auch in Ladestationen, Photovoltaik und Windkraftanlagen eingesetzt werden. ZF hat auch einen Standort in Saarbrücken mit rund 9000 Beschäftigten, der derzeit zum Leitwerk für elektrische Antriebssysteme ausgebaut wird.

Die EU fördert Unternehmensprojekte zur Mikroelektronik. Ziel ist es, Produktion von Halbleitern wieder nach Deutschland und Europa zu holen und nicht zu abhängig etwa von asiatischen Herstellern zu werden.

Für das kleine Saarland ist Wolfspeed ein Coup. "Diese Ansiedlung schlägt ein neues Kapitel in der Wirtschaftsgeschichte dieses Landes auf", sagte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD). Mit dem Aufbruch in die Elektromobilität gelinge dem Saarland "ein Leuchtturm-Beispiel für erfolgreichen Strukturwandel einer ganzen Branche und damit unseren Landes". Es sei "ein grossartiger Tag" für das Saarland.

Eine solche Hochtechnologie-Ansiedlung mache das Saarland zu einem begehrten Standort der E-Mobilität in Europa. Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) fügte hinzu: "Diese Investition ist der echte Gamechanger in der Industrie." Sie werde eine Sogwirkung haben. Das Saarland steckt als Auto- und Stahl-Land mitten im Strukturwandel. So hatte sich der US-Autobauer Ford bei einem Investitionspaket gegen sein Werk im saarländischen Saarlouis entschieden. Stattdessen soll eine Elektroauto-Plattform im spanischen Valencia entstehen.

Das US-amerikanische Unternehmen Wolfspeed wurde 1987 unter dem Namen Cree in Durham im US-Bundesstaat North Carolina gegründet. Wolfspeed ist nach eigenen Angaben Marktführer bei der Produktion von Halbleitern, die auf den leitfähigen Materialien Siliciumkarbid und Galliumnitrid beruhen. Für das Geschäftsjahr 2022 wies das Unternehmen einen Umsatz von 746 Millionen Dollar (689 Mio Euro) aus. Bis 2027 solle der Umsatz auf 4 Milliarden Dollar steigen.

Die deutsch-amerikanische Unternehmenskooperation für hochmoderne Chips "made in Saarland" sei "ein klares Bekenntnis für den Standort Deutschland, für Europa und ein grosser Erfolg für das Saarland", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Auch für den Klimaschutz ist sei die Ansiedlung sehr wichtig. "Wir brauchen hochmoderne Chips und innovative Leistungselektronik für die Nutzung erneuerbarer Energien oder für die E-Mobilität."/rtt/DP/zb

(AWP)