Da das Schlussviertel gerade im Geschäft mit grossen Unternehmen der wichtigste Jahresabschnitt ist, müssten zwar alle hart dafür arbeiten, die Auftragslage sei aber sehr gut. "Wir haben die Ärmel hochgekrempelt, um unsere Ziele zu erreichen." Am Markt kamen die Zahlen gut an. Die im MDax notierte Aktie legte zum Handelsstart zweistellig zu und setzte damit die jüngste Erholung fort.

Im August hatte Teamviewer die Erwartungen unter anderem wegen des Rückzugs aus Belarus und Russland etwas zurückgeschraubt. Bei den in Rechnung gestellten Umsätzen (Billings) - der zentralen Wachstumsgrösse des Konzerns - wird seitdem nur noch ein Wert rund um das untere Ende der alten Prognosespanne von 630 bis 650 Millionen Euro erwartet, nach 548 Millionen Euro im Vorjahr. Die bisher vom Unternehmen erfassten Experten sind skeptisch und rechnen derzeit im Schnitt mit lediglich etwas mehr als 620 Millionen Euro.

In den Monaten Juli bis September seien die Billings um 15 Prozent auf 144,6 Millionen Euro gestiegen, hiess es nun. Dabei profitierte der Anbieter von Fernwartungs- und Videokonferenzsoftware unter anderem auch vom schwachen Euro. Währungsbereinigt habe das Wachstum sieben Prozent betragen.

Am höchsten fiel das Wachstum dabei in Europa - der wichtigsten Region des Unternehmens - aus. Hier legten die in Rechnung gestellten Umsätze um 13 Prozent auf 68 Millionen Euro zu. In Asien, dem kleinsten Markt von Teamviewer, zahlt sich der Umbau langsam aus. Die Billings zogen bereinigt um den schwachen Euro um sieben Prozent auf gut 18 Millionen Euro an.

Fortschritte machte Teamviewer bei der Profitabilität, die 2021 und Anfang 2022 unter anderem wegen teurer Sportsponsor-Verträge vom hohen Niveau in der Corona-Pandemie abgestürzt war. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte im dritten Quartal um 42 Prozent auf gut 60 Millionen Euro zu. Die entsprechende Marge sei um acht Prozentpunkte auf 41,6 Prozent geklettert.

Die Ergebnisse fielen etwas besser aus, als Experten es erwartet hatten. Im laufenden Jahr rechnet Teamviewer weiter mit einer Marge von 45 bis 47 Prozent. 2021 war die Marge um zehn Prozentpunkte auf 47 Prozent eingebrochen.

An der Börse wurden die Ergebnisse und die bestätigte Prognose zunächst positiv aufgenommen. Die Aktie zog in den ersten Handelsminuten um gut 17 Prozent auf wieder mehr als elf Euro an. Seit dem Rekordtief von knapp 7,70 Euro ging es inzwischen fast die Hälfte nach oben. Die Aktie hatte lange Zeit wegen der in der Corona-Pandemie hohen Nachfrage nach Teamviewer-Produkten zu den Gewinnern am Finanzmarkt gezählt - der Kurs der seit 2019 an der Börse notierten Anteile legte im Sommer 2020 bis auf fast 55 Euro im Sommer zu.

Da sich die Wachstumserwartungen nicht erfüllten und der Konzern zudem teure Sponsorenverträge mit Manchester United und dem Formel-1-Stall von Mercedes-Benz einging, stürzte der Kurs ab Anfang 2021 ab. Mit einem Anteil von rund 20 Prozent ist der Finanzinvestor Permira weiter der grösste Aktionär des derzeit mit etwas mehr als zwei Milliarden Euro bewerteten Konzerns. Permira hatte Teamviewer 2014 für rund 870 Millionen Euro gekauft und im Herbst 2019 an die Börse gebracht.

Beim grössten deutschen Tech-Börsengang seit dem Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende konnte der Investor 2,2 Milliarden Euro erlösen. Durch Anteilsverkäufe am Markt nach dem Börsengang nahm Permira weitere rund drei Milliarden Euro ein./zb/niw/mis

(AWP)