Unter dem Strich sackte der Reingewinn um 44 Prozent auf 75,1 Millionen Franken ab, wie das Ostschweizer Unternehmen am Mittwoch bekannt gab. Schuld waren neben den negativen Währungseffekten auch happige Finanzverluste. Zudem machten dem Konzern von Patron Peter Spuhler Lieferkettenprobleme und die Inflation sowie gestiegene Energie- und Rohstoffpreise zu schaffen.
Der Betriebsgewinn EBIT fiel um 8 Prozent auf 205,1 Millionen Franken und die EBIT-Marge auf 5,5 Prozent nach 6,2 Prozent im Vorjahr. 2022 sei leider nicht viel besser gewesen als die beiden Coronajahre zuvor, sagte Spuhler, der auf Anfang Jahr seinen CEO-Posten an Markus Bernsteiner abgegeben hat und sich nun auf das Verwaltungsratspräsidium beschränkt.
"Wir hatten grosse globale Verwerfungen. Wenn man unsere EBIT-Marge um den negativen Währungseinfluss in Höhe von 60 Millionen Franken bereinigt, sind wir bereits bei 7 Prozent. Und wenn man alle globalen Effekte wie etwa die Folgen des Ukraine-Kriegs herausrechnet, die auch noch reingespielt haben, wären wir sicher bei 7,5 Prozent oder sogar bei 8 Prozent."
Währungen lassen sich nicht absichern
"Die Währungseffekte stammen hauptsächlich aus Aufträgen, die in der Schweiz abgewickelt und in Fremdwährungen verrechnet werden", erklärte der Konzernchef. In der Phase zwischen Angebotsabgabe und finaler Vertragsunterschrift, welche teilweise mehrere Jahre dauern könne, liessen sich die entsprechenden Währungsrisiken nicht in vollem Umfang absichern.
Zudem hat das Herunterfahren des grossen Werks in der Nähe der weissrussischen Hauptstadt Minsk wegen der Sanktionen infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine rund 7 Millionen Franken gekostet. "In Minsk haben wir die Anzahl Mitarbeiter auf 200 bis 300 gesenkt", sagte Spuhler am Rande der Bilanzmedienkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Einst waren etwa 1500 Menschen in Minsk beschäftigt.
Neue Rekorde bei Umsatz und Aufträgen
Der Umsatz legte dagegen auf 3,75 Milliarden Franken zu. Das ist ein neuer Rekord, der um 3,2 Prozent über der bisherigen Bestmarke aus dem Vorjahr legt. Ohne Währungseffekte wäre man bei rund 3,9 Milliarden gelandet, sagte Spuhler.
Auch der Auftragseingang (8,56 Milliarden) und der Auftragsbestand (22,0 Milliarden) erreichten neue Spitzenwerte. Damit ist das Auftragspolster um 4,1 Milliarden Franken dicker als vor zwölf Monaten.
Aktie stürzt ab
Anleger zeigten sich entsetzt über die niedrige Profitabilität. Die Aktie rasselte um rund 8 Prozent in die Tiefe. "Es tut uns auch leid, dass wir enttäuschende Resultate liefern. Aber wir tun alles, um das wieder zu verbessern", sagte Spuhler.
Nur so bald ist keine Besserung in Sicht. Für das neue Geschäftsjahr 2023 erwartet Stadler wiederum einen Umsatz von 3,7 bis 4,0 Milliarden Franken. Die EBIT-Marge soll auf einem vergleichbaren Niveau wie 2022 zu liegen kommen.
"Wir gehen davon aus, dass wir nach wie vor externe Einflüsse haben", sagte Spuhler. Dies könnten etwa Inflation oder negative Entwicklungen bei Währungen, Rohstoffen oder Energiepreisen sein.
Stadler Rail habe auch auf der Salärseite massive Steigerungen erlebt. "Wir hoffen, dass wir die alte Stabilität vielleicht schon 2023 zurückgewinnen können. Lieber positiv überraschen als negativ", sagte Spuhler zu AWP. Mittelfristig wolle man unbedingt wieder die alte Flughöhe bei der EBIT-Marge von 7 bis 8 Prozent erreichen.
jb/tv
(AWP)