"Etwas zynisch könnte man sagen, dass die Aktienmärkte eine Machtteilung im Kongress mögen, da die Politiker dann zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, um sich in die Angelegenheiten der Wirtschaft einzumischen", lautet ein Kommentar aus Marktkreisen. Und nach der wichtigsten Reform - den Steuersenkungen - hätten die Republikaner "sowieso nicht mehr viel auf ihrer Agenda, abgesehen vom Bau einer Mauer entlang der Grenze zu Mexiko".

Nach den Kongresswahlen wandert der Fokus nun wieder auf die Geldpolitik: Am heutigen Donnerstagabend entscheidet die US-Notenbank Federal Reserve über ihren geldpolitischen Kurs. Man gehe davon aus, dass das Fed die Zinsen unverändert beibehalte und sich die geldpolitische Stellungnahme kaum ändern werde, auch wenn die Erklärung zur aktuellen Wirtschaftslage auf die Verlangsamung der Unternehmensinvestitionen und des Stellenwachstums eingehen dürfte, heisst es in einem Kommentar der Credit Suisse. Hierzulande liegt das Interesse vor allem auf der laufenden Bilanzsaison.

Der SMI gewinnt am Mittag 0,3 Prozent auf 9081 Punkte hinzu. Der 30 Aktien umfassende SLI steigt um 0,2 Prozent auf 1429 Punkte und der breite SPI um 0,3 Prozent auf 10'691 Zähler. Bei den Bluechips stehen 15 Gewinnern ebenso viele Verlierer gegenüber.

Zurich profitieren kaum von Zahlen

An der Spitze im SLI-Tableau stehen derzeit Temenos (+1,9%) und Swiss Re (+2,0%). Auch die Anteile von Branchennachbarin Zurich ziehen an, allerdings mit 0,1 Prozent klar weniger stark. Analysten hatten den am Donnerstag präsentierten Zwischenbericht des Unternehmens zu den ersten neun Monaten als "unspektakulär" bezeichnet.

Zu den klaren Gewinnern zählen auch LafargeHolcim (+0,6%). Der Branchennachbar HeidelbergCement aus Deutschland hatte am Morgen im Rahmen seiner Zahlenvorlage ein Sparprogramm angekündigt, das bei den Anlegern auf Zustimmung stiess.

Von ihrer starken Seite zeigen sich ausserdem die Bankenwerte, allen voran Credit Suisse (+0,9%), gefolgt von UBS (+0,7%). Dies, obwohl die grösste Schweizer Bank mit einer Klage durch das US-Justizministerium im Hypothekenstreit wegen des Verkaufs sogenannter Residential Mortgage-Backed Securities (RMBS) in der Zeit vor der Finanzkrise rechnet. Die Bank möchte die Klage aber dezidiert anfechten.

Positiv tendieren am Berichtstag ausserdem die Indexschwergewichte Novartis (+0,9%), Roche (+0,4%) sowie Nestlé (+0,1%).

AMS einmal mehr mit der roten Laterne

Grösste Verlierer unter den Bluechips sind AMS (-4,2%), gefolgt von SGS (-2,7%). Der Warenprüf- und Inspektionskonzern hält derzeit seinen Investorentag ab und hatte am Vortag sein Ziel für die EBIT-Marge 2020 gesenkt.

Wenig erfreulich präsentiert sich die Lage ausserdem für die Luxusgütertitel, wobei Richemont (-0,1%) sich noch besser halten als Swatch (-1,3%).

Im breiten Markt fallen vor allem Kuros Biosciences (-9,8%) mit deutlichen Abgaben auf. Wie am Morgen bekannt wurde, möchte das Biotechunternehmen mit einer Kapitalerhöhung rund 16 bis 20 Millionen Franken zusätzliches Kapital beschaffen. Die Einnahmen sollen für die Forschung, die Entwicklung und die Vermarktung der Schlüsselprodukte des Unternehmens verwendet werden.

Aryzta fallen weiter

Erneut im Minus stehen auch Aryzta (-6,2%) nach dem am Vortag angelaufenen Handel mit den Bezugsrechten für die Kapitalerhöhung. Schmolz+Bickenbach (-2,6%) liegen nach Quartalszahlen im roten Bereich.

Grosser Gewinner im breiten Markt sind New Venturetec, die am Montag die Zahlen vorgelegt hatten, mit einem Plus von 13 Prozent. Georg Fischer (+2,5%) legen nach der Bekanntgabe mehrerer Grossaufträge aus China mit einem Volumen von insgesamt 370 Millionen Franken zu.

(AWP/cash)