Insgesamt legten die Konzernerlöse im erten Quartal um 10 Prozent auf 7,44 Milliarden Euro zu. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern steigerte SAP um 12 Prozent auf 1,88 Milliarden Euro - das war in etwa so viel wie von Experten zuvor geschätzt. Bei den Geschäftszahlen ist die US-Tochter Qualtrics , deren Verkauf SAP im März angekündigt hatte, bereits ausgeklammert.
Das SAP-Papier fiel nach dem Handelsstart um zwei Prozent, berappelte sich dann aber und führte den Dax am Vormittag mit einem Plus von rund einem Prozent an. Im laufenden Jahr hat der Kurs damit um mehr als ein Fünftel zugelegt. Analysten verwiesen angesichts des Abschneidens beim operativen Ergebnis vor allem auf eine unerwartete Stärke bei den Lizenzverkäufen.
Charles Brennan von der US-Investmentbank Jefferies zufolge hatte das Gros der Experten mit einem Rückgang der Lizenzverkäufe um 35 Prozent gerechnet, zu Buche standen letztlich aber nur 13 Prozent Minus. SAP habe insgesamt überzeugt, aber "nicht aus den richtigen Gründen". Die Resultate insgesamt seien nicht so schlimm wie von ihm befürchtet.
Softwarelizenzen erzeugen mit hohen einmaligen Verkaufspreisen vergleichsweise viel Ergebnis. Der neue SAP-Finanzchef Dominik Asam verwies auf mehrere grosse Abschlüsse in dem Bereich im ersten Quartal. Das dürfte sich so im Rest des Jahres nicht wiederholen. SAP legt im Verkauf auch kaum noch Fokus auf die Lizenzgeschäfte, seit Vorstandschef Christian Klein den Konzern noch stärker auf die Cloudgeschäfte getrimmt hat, weil sie als stabiler und in der langen Frist auch als rentabler eingeschätzt werden wegen wiederkehrender Abo-Zahlungen.
Der Konzern setzte sich für das laufende Jahr nach der Verkaufsankündigung von Qualtrics eher vorsichtige Ziele im fortgeführten Geschäft. Währungsbereinigt soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Sonderposten um 8 bis 11 Prozent klettern. Inklusive Qualtrics hatten 10 bis 13 Prozent im Plan gestanden. An den grundlegenden Trends im Tagesgeschäft habe sich kaum etwas geändert, sagte Asam.
So erzielen die Walldorfer vor allem bei ihrem Zukunftsgeschäft mit Cloudsoftware nach wie vor deutliches Wachstum. Der Auftragsbestand in der Sparte wuchs weiter kräftig. Vorstandschef Klein sagte, noch nie habe SAP mit einem zentralen Programm zur Unternehmenssteuerung (ERP - Enterprise Resource Planning) solche Wachstumsraten erzielt wie mit der Cloudversion des Kernprogramms S/4 Hana. Analyst Toby Ogg von der Bank JPMorgan schrieb, das Wachstum des Vertragsbestands in der Cloud insgesamt untermauere die Wachstumserwartungen an das Geschäft.
Unter dem Strich musste SAP allerdings einen Gewinneinbruch hinnehmen. Inklusive aller Effekte und auch inklusive der Noch-Tochter Qualtrics sank der Nettogewinn um fast ein Fünftel auf 509 Millionen Euro. Einerseits hatten vor einem Jahr Wertsteigerungen bei Unternehmensbeteiligungen an Start-ups dem Unternehmen in die Hände gespielt. Doch auch das Sparprogramm mit der geplanten Streichung von rund 3000 Stellen kostete SAP rund 255 Millionen Euro. Der Grossteil des Vorhabens sei im ersten Quartal abgearbeitet, sagte Klein - der Konzern rechnet auch nicht mit weiteren derartigen Einschnitten in diesem Jahr.
Zudem wurden 170 Millionen Euro fällig für regulatorische Angelegenheiten rund um die sogenannte Compliance (Regeltreue), wie es der Konzern formulierte. Details wollte Finanzchef Asam dazu nicht nennen, es handle sich aber um bereits bekannte Probleme aus der Vergangenheit. SAP hatte in den vergangenen Jahren etwa in Südafrika mit Regelverstössen zu kämpfen.
Auch die aktienbasierte Mitarbeitervergütung belastete im ersten Quartal mit 553 Millionen Euro deutlich stärker als ein Jahr zuvor mit nur rund 119 Millionen Euro, weil der Aktienkurs sich im Startquartal 2023 besser entwickelte als im Vorjahreszeitraum. Immerhin verschafft der geplante Qualtrics-Verkauf den Walldorfern hier nun etwas mehr Beinfreiheit: Statt wie bisher 2,55 bis 2,85 Milliarden Euro inklusive Qualtrics rechnet SAP nun nur noch mit 1,85 bis 2,25 Milliarden an Kosten im Gesamtjahr. Bei Qualtrics fiel die aktienbasierte Vergütung seit jeher üppig aus.
SAP rechnet beim Produktumsatz aus Lizenzen, Cloud und Wartung aus den fortgeführten Geschäften wie zuvor mit einem währungsbereinigten Plus von 6 bis 8 Prozent. Bei der Cloudsoftware setzt SAP das Wachstum mit 23 bis 26 Prozent nun etwas höher an als zuvor (22 bis 25 Prozent), da Qualtrics nicht so schnell wuchs wie der Rest des Angebots.
Bei der Geschäftsaufgabe in Russland und Belarus infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine kommt SAP nach eigenen Angaben voran. So sei die Einstellung der Geschäftsaktivitäten fast abgeschlossen. Allerdings warnte SAP davor, dass eine Verschärfung der Lage weitere negative Folgen für SAP haben könnte./men/nas/mis
(AWP)