Im Vierteljahr davor war die tägliche Nutzerzahl erstmals gesunken, und zwar um eine Million auf 1,929 Milliarden. Trotz des geringen Rückgangs war das als Alarmsignal interpretiert worden. Meta räumte damals verstärkte Konkurrenz von der Kurzvideo-App Tiktok als einen zentralen Grund ein. Die Aktie verlor daraufhin an einem Tag ein Viertel ihres Werts und sank danach noch weiter.

Jetzt betonte Gründer und Chef Mark Zuckerberg mit Nachdruck den Erfolg der hauseigenen Tiktok-Kopie Reels. In Metas App Instagram etwa schauten sich Nutzer ein Fünftel der Zeit Reels-Videos an, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Bei Facebook fülle Video die Hälfte der Nutzungszeit aus - und Reels verzeichneten auch dort Zuwächse. An einem Werbeformat dafür arbeitet Meta aber immer noch.

Tiktok wurde populär mit der Idee, kurze Videos für die Nutzer gemäss ihren Interessen von Software auswählen zu lassen. Die Algorithmen achten dabei unter anderem darauf, wie lange man bei einem Video vor dem Weiterblättern verbleibt.

Zuckerberg will nun solche künstliche Intelligenz nicht nur für die Personalisierung von Kurzvideos einsetzen. Sie solle den Nutzern alle möglichen Inhalte über verschiedene Plattformen von Meta hinweg empfehlen, sagte er. "Ich denke, die Leute werden in Zukunft verstärkt Entdeckungs-Maschinen auf Basis künstlicher Intelligenz nutzen, damit sie sie unterhalten, ihnen Dinge beibringen und sie mit Menschen mit ähnlichen Interessen verbinden." Das wäre eine Abkehr vom ursprünglichen Facebook-Prinzip, bei dem Nutzer selber aussuchen, welchen Personen, Firmen oder Organisationen sie folgen.

Ende vergangenen Jahres verkündete Zuckerberg gross den Fokus auf eine künftige digitale Welt - das Metaverse - und änderte deshalb auch den Konzernnamen von Facebook zu Meta. Dann kam der Tiktok-Schock. Jetzt betonte Zuckerberg, dass die bisherigen Dienste wie Facebook und Instagram genug Geld verdienen müssten, um die Entwicklung der neuen Plattform zu finanzieren. Kurzvideo soll der Schlüssel dafür sein.

Dafür kümmert sich bei Meta der Bereich Reality Labs, in dem auch das Geschäft mit Brillen zur Darstellung virtueller Realität untergebracht ist. Dank dieser Geräte machten die Reality Labs im vergangenen Quartal einen Umsatz von 695 Millionen Dollar. Durch die teure Metaverse-Entwicklung verbuchten sie zugleich einen operativen Verlust von 2,96 Milliarden Dollar.

Insgesamt läuft es für den Konzern nicht so rund wie früher. Der Umsatz wuchs im ersten Quartal im Jahresvergleich lediglich um sieben Prozent auf 27,9 Milliarden Dollar (26,4 Mrd Euro). Das ist ein sehr niedriger Anstieg für den Konzern - und Meta verfehlte damit die Erwartungen der Analysten. Unterm Strich sank der Gewinn um gut ein Fünftel auf 7,465 Milliarden Dollar.

Für das laufende Vierteljahr stellte Meta einen Umsatz zwischen 28 und 30 Milliarden Dollar in Aussicht. Bei einem Vorjahreswert von 29 Milliarden Dollar könnte es damit sogar erstmals einen Umsatzrückgang geben.

Der Konzern verweist unter anderem auf die Abschwächung des Geschäfts durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das liege nicht nur am Stopp der Anzeigen-Plattform in Russland, sondern auch daran, dass die Sorge um wirtschaftliche Konsequenzen des Krieges die Aktivität der Werbekunden insgesamt bremse. Der Druck auf die Erlöse erschwere die Umsetzung des Plans, mit dem bisherigen Geschäft die Metaverse-Entwicklung zu finanzieren, betonte Mike Proulx von der Analysefirma Forrester Research.

Russische Behörden hatten vor Gericht eine Blockade von Facebook und Instagram wegen "extremistischer Aktivitäten" im Land durchgesetzt. Sie verwiesen darauf, dass Meta in der Ukraine Aufrufe zur Gewalt gegen russische Besatzungstruppen toleriert. Rein technisch können Russen die Sperre mit Hilfsmitteln wie VPN-Tunneln umgehen. Meta rechnet dennoch damit, dass wegen des Wegbruchs vieler Nutzer in Russland die Zahl monatlich aktiver Nutzer in Europa im laufenden Quartal sinken wird. Das werde möglicherweise auch zum Rückgang der weltweiten Nutzerzahl führen, sagte Finanzchef Dave Wehner.

Mindestens eine App des Meta-Konzerns - dazu gehört neben Instagram auch WhatsApp - verwendeten zuletzt täglich 2,87 Milliarden Nutzer. In den vorherigen drei Monaten waren es 2,82 Milliarden gewesen.

Der Konzern kündigte auch an, die Kosten in diesem Jahr zu senken. Bisher wurden die Ausgaben auf 90 bis 95 Milliarden Dollar angesetzt. Jetzt rechnet Meta mit einer Spanne von 87 bis 92 Milliarden Dollar./so/DP/mis

(AWP)