Bislang vergibt Twitter die Symbole mit dem Häkchen, die die Echtheit des Twitter-Profils garantieren, kostenlos. Vor allem die Konten von Prominenten, Unternehmen, sowie Nutzern mit vielen Followern, etwa Politiker oder Journalisten, werden damit gekennzeichnet. In der Vergangenheit hatte es aber immer wieder kontroverse Diskussionen um die Verifizierung gegeben, da die Vergabe-Kriterien für viele User nicht transparent genug waren. Musk erklärte, bei Twitter entscheide derzeit ein "System aus Fürsten und Bauern" darüber, wer ein Häkchen habe oder nicht. "Das ist Schwachsinn."
Musk will den Verifizierungshaken und andere Vorteile in das bestehende Abo "Twitter Blue" integrieren, das bislang Lesezeichen, einen besonderen Lesemodus sowie die Möglichkeit zur Korrektur eines bereits gesendeten Tweets umfasst. Es ist bislang aber nur in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland verfügbar und kostet knapp fünf Dollar. Für das erweiterte Abo waren zwischenzeitlich laut Medienberichten Preise von bis zu 20 Dollar im Monat im Gespräch.
Am Mittwoch verteidigte Musk seine Pläne. "An alle Nörgler, beschwert Euch bitte weiter, aber es kostet acht Dollar." Kritiker hatten sich aber nicht nur an dem Preis für die Verifizierung gestört. Sie befürchten, dass der eigentliche Zweck des Verifizierungshäkchens gefährdet werde, nämlich die Echtheit eines Kontos zu garantieren.
Musk war bei der Twitter-Übernahme unter anderem mit der Ansage angetreten, Fake-Accounts und Spam auf der Plattform auszumerzen. So schrieb er am Mittwoch: "Unser Ziel ist, Twitter zur korrektesten Quelle für Informationen auf der Welt zu machen, ohne Rücksicht auf politische Überzeugungen." Am Wochenende hatte er selbst einen Link zu einer völlig unbegründeten Verschwörungstheorie zum Angriff auf den US-Politikergatten Paul Pelosi bei Twitter weiterverbreitet - und später kommentarlos gelöscht.
Musk will künftig die zahlenden Kunden mit zusätzlichen Vorteilen locken. So sollen Tweets von Abo-Konten künftig bevorzugt behandelt werden. Die Abonnenten sollen ausserdem nur noch die Hälfte der sonst üblichen Werbeeinblendungen zu Gesicht bekommen. Ausserdem sollen sie in der Lage sein, längere Videos und Audioinhalte auf der Plattform zu veröffentlichten. Gleichzeitig lud Musk Verlage ein, Inhalte hinter einer Bezahlschranke für Twitter-Blue-Abonnenten verfügbar zu machen.
Musk steht nach der Übernahme von Twitter unter Druck, den rund 44 Milliarden Dollar teuren Kauf wirtschaftlich erfolgreich zu machen. Neben seinem eigenen Vermögen nahm er dafür Bankkredite auf und holte andere Investoren an Bord. Musk nahm für den Deal rund 13 Milliarden Dollar an Schulden auf, die letztlich auf Twitter lasten. Laut Medienberichten kostet die Bedienung der Verbindlichkeiten zusammen mit den bisherigen Schulden von Twitter rund eine Milliarde Dollar jährlich. Das wäre mehr als Twitter aktuell an freiem Geld dafür erwirtschaftet./chd/DP/nas
(AWP)