Taure Invest erachtet das Angebot der britischen Liontrust für GAM als ungenügend, wie es in einer Mitteilung vom Freitag heisst. Diese Lösung sei nicht im besten Interesse aller Stakeholder, denn sie habe gravierende Nachteile. Garzetti wisse mit dieser Ansicht eine Gruppe von Investoren um sich.
GAM werde zerstückelt und verschwinde, ohne dass die Aktionäre an der Generalversammlung darüber entscheiden könnten, so die Ansicht von Garzetti. Ausserdem werde der angebotene Preis dem Potenzial von GAM nicht gerecht und es bestünden "erhebliche Exekutionsrisiken", insbesondere hinsichtlich des Verkaufs des Fund-Management-Services-Geschäft von GAM.
Weiter müsse befürchtet werden, dass bei "diesem Notverkauf" an Liontrust die Aktionärsinteressen zu kurz kämen. Die GAM-Aktionäre seien zudem vollständig der Volatilität der Liontrust-Aktie ausgesetzt.
Taure will GAM sanieren
Garzetti schlägt nun einen Sanierungsplan vor, um das Potential von GAM "im Sinne aller Stakeholder zu realisieren". Konkret will die eigens für diese Transaktion gegründete Taure Invest, welche sich zu 84 Prozent im Besitz von Garzetti befindet, im Rahmen einer zu beschliessenden Kapitalerhöhung 34 Millionen Franken unter Ausschluss der Bezugsrechte der bestehenden Aktionäre investieren.
Dabei sollen gut 340,3 Millionen neue GAM-Aktien zu einem Agio von 100 Prozent gegenüber dem Nominalwert an Taure ausgegeben werden. Taure würde so mit einem Anteil von 68 Prozent Mehrheitsaktionär von GAM.
Ausserdem will Taure GAM ein Darlehen in der Höhe von 31 Millionen Franken gewähren. Zudem wird die Einführung eines selektiven Opting-Outs angestrebt, wonach Taure von der Pflicht zur Unterbreitung eines Übernahmeangebots befreit wird. Der Plan sieh weiter die Reduktion des Verwaltungsrats auf fünf Mitglieder vor, mit Marco Garzetti als Präsident.
Der ursprüngliche Plan sei gewesen, den GAM-Aktionären ein unverbindliches Angebot zum Kauf aller GAM-Aktien zu einem Preis von 1,13 Franken je Aktie zu machen. Dieser Plan sei jedoch durch den sich abzeichnenden Kapitalbedarf von GAM verunmöglicht worden.
No comment von GAM
Über entsprechende Pläne von Garzetti hatte zuvor die "Finanz und Wirtschaft" berichtet. Die Medienstelle von GAM wollte gegenüber AWP die Mitteilung von Taure nicht kommentieren.
Liontrust hatte für die stark angeschlagene GAM ein Kaufangebot auf den Tisch gelegt und 0,0589 eigene Aktien für 1 GAM-Aktie geboten. Gegen diese Offerte hatte die neu gegründete Investorengruppe NewGAMe/Bruellan vergangene Woche Einsprache bei der Übernahmekommission eingelegt.
Die Investorengruppe kritisierte insbesondere die Verfügung der UEK, wonach Liontrust das Angebot von einem erfolgreichen Ausstieg von GAM aus dem Fondsverwaltungsgeschäft in Luxemburg und der Schweiz abhängig machen könne.
Die Investorengruppe NewGAMe/Bruellan um den Mobilfunkunternehmer Xavier Niel will ihre Beteiligung an GAM nun nochmals deutlich ausbauen und auf über 10 Prozent erhöhen. Den Angaben vom vergangenen Dienstag zufolge, ist die Gruppe derzeit im Besitz von rund 8,4 Prozent an GAM.
cf/kw
(AWP)