"Führung durch Vorbild" war einer der Leitsätze Inamoris. Für den Unternehmer gehörte dazu vor allem Bescheidenheit. Mit geliehenem Startkapital von umgerechnet 19 000 Euro hatte der spätere Milliardär aus seiner auf feinkeramische Werkstoffe spezialisierten Firma eines der erfolgreichsten Unternehmen Japans gemacht. Seine Bücher über Managementphilosophie sind bekannt. Jeder Kyocera-Mitarbeiter trägt Inamoris Grundsätze als Büchlein bei sich.
Der Vorzeige-Unternehmer gründete Managementschulen, die eine ethische Form der Unternehmensführung lehren. In Japan war Inamori eine moralische Instanz. "Die meisten MBA-Schulen lehren, wie man kurzfristig den grössten Profit erwirtschaftet. Meine Philosophie ist auf nachhaltigen Erfolg angelegt, der auch für die Öffentlichkeit Wert schafft", erklärte er einmal in einem Interview.
Als Japans Regierung 2010 mit JAL zum ersten Mal einen renommierten Grosskonzern in die Insolvenz gehen liess, damit er saniert wird, kam Inamori zu Hilfe. Es war eine der grössten Pleiten der japanischen Geschichte und erschütterte die gesamte Branche. Inamori strich 16 000 Stellen oder rund ein Drittel der Belegschaft, stellte unprofitable Flugstrecken ein und musterte spritfressende Grossflugzeuge aus. Dank des Managers kehrte JAL an die Börse zurück.
Der aus einfachen Verhältnissen stammende Selfmademan war Buddhist und trat nach Abgabe der Konzernführung für eine Zeit lang als Mönch in einen Tempel in Kyoto ein, wo Kyocera seinen Sitz hat. 1984 gründete Inamori aus seinem Privatvermögen eine Stiftung, die alljährlich den Kyoto-Preis verleiht - neben dem Nobelpreis eine der höchsten Auszeichnungen für Verdienste um Wissenschaft und Kultur weltweit. Sie wird in den Sparten Kunst und Philosophie, Hochtechnologie sowie Grundlagenforschung vergeben./ln/DP/stw
(AWP)