Innerhalb von vier Jahren hat sich die Zahl der Top-Managerinnen den Angaben zufolge damit etwa verdoppelt. Dennoch sind viele Vorstände weiterhin eine reine Männerdomäne. Derzeit sind demnach gut die Hälfte (51 Prozent) der Führungsgremien der untersuchten Konzerne ausschliesslich männlich besetzt. In lediglich neun Unternehmen steht eine Frau an der Spitze des Vorstandes, unter anderem beim Pharma- und Chemiekonzern Merck.
"Der Frauenanteil in Vorständen und Führungspositionen steigt. Das ist grundsätzlich positiv, das Tempo ist aber relativ langsam", sagte EY-Experte Markus Heinen. Nach seiner Einschätzung lässt sich der Anteil weiblicher Führungskräfte nicht allein durch Freiwilligkeit steigern.
Ab 1. August des laufenden Jahres müssen börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen bei der Neubesetzbesetzung in dem Gremium darauf achten, dass mindestens eine Frau in der Topetage sitzt. Nach EY-Recherchen betrifft das aktuell 66 der 160 Unternehmen. Andere börsennotierte oder mitbestimmte Firmen, die nicht unter die Mindestvorgabe fallen, müssen begründen, wenn sie ihren Vorstand ohne Frauen planen.
Solchen verbindlichen Vorgaben zeigten Wirkung und würden einer positiven Entwicklung neuen Auftrieb geben, sagte Heinen. "Fehlt die weibliche Sichtweise in Vorständen und in Führungspositionen, besteht die Gefahr, dass Firmen die Hälfte ihrer potenziellen Kunden nicht richtig im Blick haben oder ihre Produkte und Dienstleistungen an ihnen vorbei entwickeln."
Im Verlauf des ersten Halbjahres gab es bei den 160 analysierten Unternehmen insgesamt 23 Neubestellungen von Vorständen, neun der neuen Führungsmitglieder waren weiblich, was einem Anteil von 39 Prozent entspricht.
Mit Abstand am stärksten vertreten sind Frauen in der Topetage der 40 deutschen Börsenschwergewichte. Unter den 257 Vorständen fanden sich zum Stichtag den Angaben zufolge 51 Managerinnen - so viele wie nie zuvor. Knapp 20 Prozent der Dax-Vorstandsmitglieder sind weiblich. Deutlich niedriger ist der Frauenanteil in MDax - und SDax -Vorständen, mit jeweils etwa 11 Prozent./mar/DP/mis
(AWP)