Die Finma beurteilt jährlich die Krisenvorbereitung der systemrelevanten Schweizer Finanzinstitute. Der am Mittwoch veröffentlichte Bericht ist für das vergangene Jahr 2022 und bezieht daher die Ereignisse um die Notrettung der CS im März 2023 noch nicht ein.

Der Bericht attestiert UBS und CS noch weitere Fortschritte bei ihren Planungen. Neben den beiden hiesigen Grossbanken gelten auch Raiffeisen, ZKB und Postfinance sowie die Finanzmarktinfrastrukturen SIX x-clear und SIX SIS als systemrelevant.

Diskussion um Anwendbarkeit

Nicht in Kraft getreten sind die Sanierungspläne bekanntlich im vergangenen Monat bei der Notrettung der angeschlagenen Credit Suisse. Vielmehr hatten die Behörden die Übernahme der angeschlagenen CS durch die Konkurrentin UBS verfügt. Das hatte in den vergangenen Wochen zu breiten Diskussionen über die Anwendbarkeit der Pläne geführt.

Für die Finma bleiben die entsprechenden Vorbereitungen durch die systemrelevanten Finanzinstitute offenbar gleichwohl sinnvoll: Die Ereignisse rund um die Credit Suisse hätten gezeigt, wie wichtig konkrete Vorbereitungen für Krisenfälle seien, wird Finma-Direktor Urban Angehrn in der Medienmitteilung vom Mittwoch zitiert.

Alternative auf dem Tisch

Die Behörden hätten mit dem Sanierungsplan und mit dem Notfallplan Optionen auf dem Tisch gehabt, die es vor zehn Jahren "schlicht nicht gegeben habe", so Angehrn. Tatsächlich hatten im Nachgang zur CS-Rettung verschiedene Behördenvertreter betont, dass als Alternative zur UBS-Übernahme auch eine Verfügung für die Sanierung bereits auf dem Tisch gelegen habe.

Gleichzeitig sei aber klar, dass es aus der Krise um die Credit Suisse "wichtige Lehren" für die künftige Krisenvorbereitung zu ziehen gelte, räumte Angehrn gleichzeitig ein: "Die Finma wird ihren Beitrag leisten, damit dies geschieht."

Abfuhr für Postfinance

Eine Abfuhr erleidet in dem neuen Finma-Bericht die Postfinance. Nach dem Scheitern des Postorganisationsgesetzes sei die Strategie der Posttochter hinfällig geworden: Sie verfüge über "keinen plausiblen Plan" zur Erzielung der Umsetzbarkeit. Die Post-Tochter müsse ihre Strategie zur Rekapitalisierung im Notfalle neu ausrichten.

Postfinance-CEO Hansruedi Köng hat den Entscheid der Finma zum Notfallplan schon vorab in einem Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" kritisiert. Die Finma-Einschätzung sei "ein wenig veraltet", meinte er, denn sie beziehe sich auf Zahlen von 2021. "Heute stehen wir viel besser da", sagte er.

Grünes Licht für Raiffeisen

Weiterhin als noch nicht umsetzbar erachtet die Finma den Notfallplan der Zürcher Kantonalbank (ZKB), da das Staatsinstitut für die Rekapitalisierung im Notfall nicht genügend Kapital reserviert habe. Die Bank habe jedoch damit begonnen, die entsprechenden Mittel durch die Emission von Bail-in-Instrumenten aufzubauen.

Erstmals grünes Licht gibt der Bericht für Raiffeisen: Der Notfallplan der Genossenschaftsbank entspreche den Anforderungen für eine "unterbruchsfreie Weiterführung der systemrelevanten Funktionen bei drohender Insolvenz", heisst es. Raiffeisen könne nun ausreichend Kapital bereitstellen, um im Krisenfall rekapitalisiert und weitergeführt zu werden.

tp/uh

(AWP)