Start-ups sind auf Investoren angewiesen, da sie anfangs keine Gewinne schreiben. Grosse Fonds und Konzerne stecken Geld in junge Firmen in der Hoffnung, dass sich deren Ideen durchsetzen. Angesichts steigender Zinsen sowie der Unsicherheit um den Ukraine-Krieg und die Konjunktur sass das Geld bei Investoren aber nicht mehr so locker.
Deutschlands Gründerszene muss sich auf härtere Zeiten einstellen, meint EY. "Angesichts steigender Kapitalkosten und sinkender Bewertungen achten Investoren mehr auf Rentabilität als auf langfristige Wachstumsversprechen", sagte Partner Thomas Prüver. Start-ups müssten einen klaren Weg zu Profitabilität aufzeigen.
Die Zahl der geschlossenen Deals sank 2022 laut der Analyse um 13 Prozent auf 1008. Dabei gab es noch 37 grosse Finanzierungsrunden mit über 50 Millionen Euro Volumen - nur rund halb so viele wie im Vorjahr. Trotz aller Krisen erlebten deutsche Start-ups 2022 aber noch das zweitbeste Jahr seit Erhebung der Daten 2015, sagte Prüver.
Start-ups hatten in der Pandemie einen Boom erlebt und im Rekordjahr 2021 laut EY die Summe von 17,4 Milliarden Euro eingeworben. Sie profitierten davon, dass Geld billig war und die Digitalisierung in Corona-Zeiten einen Schub bekam - etwa bei Finanzgeschäften, Online-Shopping oder Essenslieferungen. Nun hat sich der Markt gedreht: Einige Start-ups strichen Jobs, andere wie der Berliner Lieferdienst Gorillas wurden übernommen.
Auch die Gründermetropole Berlin bekam die Krise zu spüren. Start-ups aus der Hauptstadt sammelten laut EY zwar 2022 erneut das weitaus meiste Geld ein (4,9 Milliarden Euro) - im Vorjahr waren es mit 10,5 Milliarden aber mehr als doppelt so viel. Es folgten Wachstumsfirmen aus Bayern, wo sich das eingeworbene Geld fast halbierte auf 2,4 Milliarden Euro. Von den zehn grössten Finanzierungsrunden entfielen sechs auf Berlin. Das meiste Geld floss an die Berliner Versicherungsfirma Wefox und das Münchner Software-Start-up Celonis./als/DP/stk
(AWP)