Das im vergangenen Dezember vom damaligen Mutterkonzern Daimler - heute Mercedes-Benz - abgespaltene Unternehmen will den Schwung im vierten Quartal aufrechterhalten und möglichst viele bestellte Fahrzeuge an die Kunden ausliefern.
Eckdaten zum Geschäft zwischen Juli und September hatte Daimler schon im Oktober vorgelegt, da die Ergebnisse teils deutlich über den Erwartungen am Aktienmarkt gelegen hatten. Dabei hatte der Konzern mit Hauptsitz in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart auch die Jahresziele angehoben.
Nach einem zunächst leicht positiven Start ging es vor dem Wochenende zuletzt um 1,1 Prozent auf 28,38 Euro nach unten. Mit einem Minus von rund zwölf Prozent im bisherigen Jahresverlauf im Leitindex Dax hat die Aktie noch vergleichsweise gut abgeschnitten.
Das Abschneiden insbesondere der vor allem in Europa präsenten Lkw-Marke Mercedes-Benz sei beeindruckend, schrieb Analyst Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC. Das dritte Quartal könnte als Wendepunkt angesehen werden. Wenn sich die Margen des Europageschäfts dem Niveau von Nordamerika angleichen könnten, wäre womöglich sogar eine Neubewertung der Aktie drin, schliesslich sei das Europageschäft im Vergleich mit US-Konkurrenten hier ein Hemmschuh.
Der Umsatz des Konzerns im dritten Quartal stieg im Jahresvergleich um 47 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro. Der Absatz von Fahrzeugen war gegenüber dem von Corona-Beschränkungen und Chip-Lieferschwierigkeiten geprägten Vorjahreszeitraum um 27 Prozent auf 134 972 Fahrzeuge geklettert. Eckdaten hatte Daimler Truck bereits vorgelegt, der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern schwoll um 159 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro an. Unter dem Strich vervielfachte sich der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn auf 963 Millionen Euro.
Allerdings ging der Auftragseingang im Quartal um 18 Prozent auf gut 135 000 Fahrzeuge zurück. Nach dem heftigen Einbruch der Bestellungen im Corona-Jahr 2020 hatten Speditionen und Kommunen im vergangenen Jahr Nachholbedarf - das normalisiert sich derzeit wieder. Daimler-Truck-Chef Martin Daum hatte eher Sorge, die hohen Auftragsbestände angesichts von fehlenden Teilen überhaupt abarbeiten zu können.
Aber die hohe Nachfrage bei beschränktem Angebot hatte auch zur Folge, dass der Konzern in diesem Jahr die Preise deutlich anheben konnte - Daum hatte von der grössten Preiserhöhung jemals im Unternehmen gesprochen. Im dritten Quartal griffen die auch im nordamerikanischen Markt, der Renditeperle im Konzern.
Das Management geht trotz allen Widrigkeiten auch von einem vergleichsweise günstigen Umfeld für die weltweite Nutzfahrzeugnachfrage bis Ende des Jahres aus. Risiken sehen die Schwaben nach wie vor im Krieg Russlands gegen die Ukraine, dem sehr hohen Inflationsdruck und damit verbundenen Zinssteigerungen durch die Notenbanken. Lieferengpässe und die Covid-Pandemie sorgten weiter für hohe Unsicherheit. "Daimler Truck geht jedoch nicht davon aus, dass es zu grösseren Produktionsausfällen aufgrund fehlender Teile oder der Nichtverfügbarkeit von Gas kommt", hiess es.
Auch im insgesamt schwächeren Auftragseingang gab es Lichtblicke. So zogen die Bestellungen im wichtigsten Markt Nordamerika deutlich gegenüber dem Vorquartal an. Im September verzeichnete Daimler Truck in der profitabelsten Sparte einen starken Anstieg der Aufträge, nachdem der Konzern erste Bestellungen für das kommende Jahr in die Bücher nahm.
Ein erstes Alarmsignal für eine schwächere Nachfrage im drohenden wirtschaftlichen Abschwung wären für Finanzchef Jochen Goetz anziehende Stornierungen. In einer Telefonkonferenz betonte er jedoch, dass das Management keinen Trend zu steigenden Stornos sehe. "Die Kunden wollen nach wie vor mehr Fahrzeuge", sagte er. Auch in Europa nimmt der Konzern derzeit für die ersten drei Quartale 2023 Aufträge an - Goetz zufolge geht Daimler Truck dabei aber wählerisch vor, um weitere Flexibilität zu haben.
Besonderen Aufschwung erzielte die lange wegen hoher Kosten als Sorgenkind geltende Sparte Mercedes-Benz, die vor allem in Europa und Lateinamerika stark ist. Die um Sondereffekte bereinigte operative Marge bei der Marke verdreifachte sich nahezu gegenüber dem Vorjahresquartal. Deutlich mehr Verkäufe und zurückgehende Rabatte konnten deutlich steigende Kosten überkompensieren. So hatte das Unternehmen auch die Renditeziele für das Gesamtjahr in der Sparte angehoben.
Bei dem noch kleinen Segment der emissionsfreien Laster - etwa mit Elektroantrieb - macht Daimler Truck Fortschritte. In diesem Jahr wurden bis Ende September 1705 emissionsfreie Trucks und Busse bestellt, im Vorjahreszeitraum waren es nur 497. Verkauft hat das Unternehmen in den ersten neun Monaten 624 Fahrzeuge - gut doppelt so viele wie ein Jahr zuvor./men/tav/jha/
(AWP)