Mit den am Donnerstag vorgestellten Massnahmen wolle die CS ein "neues Kapitel" aufschlagen und zu einer "felsenfesten Bank wie die Schweizer Berge" werden, versprach Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann am Donnerstag in London an einer Investorenkonferenz.

Zunächst schreibt die angeschlagene Grossbank allerdings das vierte Quartal in Folge rote Zahlen: Im dritten Quartal 2022 resultierte ein Verlust von 4 Milliarden Franken. Massiv belastet wurde das Resultat dabei von einer Wertberichtigung auf Steuerguthaben in Höhe von 3,7 Milliarden in der Folge der Restrukturierung.

Grosser Stellenabbau

Ansetzen will die Credit Suisse auf der Kostenseite: "Die Kosten sind zu hoch und zu unflexibel", räumte CEO Ulrich Körner angesichts der zuletzt gleichzeitig schrumpfenden Erträge fest. Die Kostenbasis soll in den nächsten drei Jahren nun um rund 15 Prozent gesenkt werden.

Da die Mitarbeitenden der grösste Kostenblock sind, führt dies zu einem grossen Stellenabbau. In einem ersten Schritt sollen im vierten Quartal 2700 Stellen oder rund 5 Prozent der Stellen abgebaut werden. Bis 2025 werden es 9000 sein, so dass die Bank noch 43'000 Leute beschäftigen wird. Auch die Schweiz ist betroffen: Hierzulande werden bis 2025 rund 2000 Stellen abgebaut.

Investment Bank verkleinern

Der Fokus des Umbaus liegt allerdings auf der Investment Bank, die deutlich verkleinert wird. Das Verbriefungsgeschäft (Securitized Products) wird mehrheitlich an ein Konsortium um den Investor Apollo und das Bondunternehmen Pimco verkauft.

Das Kapitalmarkt- und Beratungsgeschäft wird zudem in eine separate Einheit ausgelagert, für die der frühere Name Credit Suisse First Boston (CSFB) wiederbelebt wird. An der neuen in den USA basierten Bank werden sich auch Drittinvestoren beteiligen - die CS habe sich bereits eine Finanzierung im Umfang von 500 Millionen Dollar gesichert, sagte Körner. Weitere Bereiche werden in eine Abwicklungseinheit ausgelagert und sollen heruntergefahren werden.

Neues Kapital

Der Umbau wird allerdings zunächst einmal grosse Belastungen mit sich bringen: Bis 2024 wird die "Transformation" der Bank Restrukturierungskosten und Abschreiber in Höhe von 2,9 Milliarden mit sich bringen, der grösste Teil davon (1,6 Milliarden) wird 2023 anfallen.

Da die Gelder aus den Verkäufen nicht reichen, muss die Bankengruppe nun auch neues Geld aufnehmen. Die Aktionäre sollen nun einer Kapitalerhöhung in Höhe von 4 Milliarden Franken zustimmen, am 23. November führt die Bank dazu eine ausserordentliche Generalversammlung durch. Als neue Investorin soll die Saudi National Bank bei der Kapitalerhöhung im Umfang von 1,5 Milliarden Franken einsteigen. Die Saudis würden dann knapp 10 Prozent an der CS halten.

Vorsichtige Reaktionen

Damit der Umbau gelingt, muss die Credit Suisse nicht nur die Kapitalgeber sondern auch sowohl ihre Mitarbeitenden und ihre Kunden bei der Stange halten. Dass dies nicht einfach sein wird, hat sich auch im Herbstquartal gezeigt: Zwischen Juli und September musste die Credit Suisse Nettoabflüsse von rund 13 Milliarden Franken verbuchen. Die Konkurrentin UBS verbuchte hingegen Zuflusse von rund 17 Milliarden.

Auch bei den Analysten sind die Reaktionen teilweise noch vorsichtig: Die Credit Suisse begebe sich mit den angekündigten Massnahmen auf einen langen und mühsamen Weg, um die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen ihrer Anspruchsgruppen zurückzugewinnen, kommentierte etwa die Bank Vontobel. Neben einer entschlossenen Umsetzung der Massnahmen dürfe es auch keine grösseren Fehltritte mehr geben.

Die Reaktion am Aktienmarkt war derweil harsch: Die CS-Aktien sackten am Donnerstag um 19 Prozent auf 3,877 Franken ab. Dabei dürfte auch die Verwässerung der Aktien eine grosse Rolle gespielt haben. VR-Präsident Lehmann zeigte sich dagegen erfreut, dass die CDS-Spreads, also die Preise zur Absicherung gegen einen Zahlungsausfall, deutlich zurückgekommen seien.

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(AWP)