Lalanne hatte erst im vergangenen Februar den Posten als CEO vom langjährigen Chef Greg Poux-Guillaume übernommen und weiterhin die grösste Division Flow Equipment geleitet. Er tritt nun per Ende Oktober 2022 zurück, wie Sulzer am Montag mitteilte.

Thoma wurde vom Verwaltungsrat als exekutive Präsidentin eingesetzt und gleichzeitig mit einer "umfassenden Prüfung und Neuausrichtung der Strategie" beauftragt. Angesichts des sich nachhaltig verändernden Marktumfeldes und der damit einhergehenden strukturellen Nachfrageverschiebung im Energie- und Infrastrukturbereich bestehe Handlungsbedarf, so die Begründung.

Sulzer sieht unausgeschöpftes Potential

Sulzer reklamiert für sich, in den wachsenden Märkten Energie, Umwelt und industrielle Prozesse über "führende Technologien" zu verfügen, sieht aber auch "ein hohes, unausgeschöpftes Potenzial". Dieses ortet Thoma im Gespräch mit AWP insbesondere beim Thema globale Ressourcen-Beschaffung und Energieeffizienz, bei der Dekarbonisierung oder bei der Behandlung von Wasser. Zudem sieht sie Sulzer bereits jetzt in einer führenden Position bei den Biopolymeren, welche bei der Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle spielen.

"Wir wollen unseren Marktanteil in diesen qualitativ hochstehenden Geschäften ausbauen", meinte Thoma. Dies werde sich über die Zeit sowohl auf das Wachstum als auch auf die Profitabilität von Sulzer positiv auswirken.

Klima- und Ressourcenthematik bietet Möglichkeiten

"Es laufe nichts falsch", sagte Thoma mit Blick auf den überraschenden Wechsel an der Spitze. Die globale Klima- und Ressourcenthematik biete viele Entwicklungsmöglichkeiten. Das Unternehmen sei hier mit vielen technischen Lösungen zwar gut positioniert, könne aber noch mehr machen.

"Wir wollen unsere Strategie besser auf die geopolitischen Herausforderungen ausrichten", so Thoma, welche diesen Schritt selber angestossen hat. Dass dies jetzt - ein gutes halbes Jahr nach dem Amtsantritt von CEO Lalanne und ihr selbst als Präsidentin des Verwaltungsrats - geschehe, begründet sie mit einer veränderten Ausgangslage. Ende des vergangenen Jahres habe man noch nicht gewusst, wie viel wichtiger die Frage nach der Energieversorgung in kurzer Zeit werde.

Für die Strategieüberprüfung habe sich eine engere Zusammenarbeit zwischen der operativen Führung und dem Verwaltungsrat aufgedrängt, so Thoma. Über deren Ergebnisse will Sulzer im ersten Halbjahr 2023 berichten.

Die Trennung von CEO Lalanne nach kurzer Zeit habe nichts mit den Zahlen im ersten Halbjahr zu tun. Diese könnten zwar noch besser werden, seien aber nicht unbefriedigend ausgefallen. Auch die Chemie zwischen ihr und dem nun abtretenden CEO habe gestimmt. "Lalanne hat in den letzten Monaten einen guten Job gemacht, wir brauchen nun aber ein für die neuen Herausforderungen passenderes Profil", betonte sie.

cf/uh

(AWP)