Das Coronavirus und die kaum absehbaren wirtschaftlichen Folgen kommen langsam in den Köpfen der Investoren an. Und es melden sich mehr und mehr Unternehmen zu Wort, die ihre Geschäftsentwicklung durch das Virus negativ beeinflusst sehen.

Hinzu komme, dass die Krise ausserhalb Chinas erst begonnen habe, ergänzt ein Händler. Das Virus werde seine volle Wirkung also nach und nach entfalten. Damit gehe die Hängepartie für die Börse weiter. "Fast börsentäglich wechseln die Investoren die Lager der Pessimisten und Optimisten", kommentiert ein weiterer Börsianer. So würden Notenbank-Fantasien zu Feld geführt, wenn sich eine leichte Gegenbewegung am Markt abzeichne. "Kein Investor will den Zug verpassen."

Der SMI steht gegen 11.15 Uhr um 1,47 Prozent tiefer bei 10'358,07 Punkten. Dabei sind die Volumen aktuell etwa doppelt so hoch wie sonst üblich. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, fällt um 1,79 Prozent auf 1'579,48 und der umfassende SPI um 1,40 Prozent auf 12'525,57 Zähler. Auch in Europa setzt sich der Abwärtstrend fort.

Microsoft-Warnung schlägt Wellen

Zu den prominentesten Unternehmen, die sich zuletzt über die Folgen des Coronavirus geäussert haben, gehört der US-Konzern Microsoft, der am Mittwochabend seine Umsatzschätzung wegen Problemen in der Lieferkette kassierte. Zudem gibt es Befürchtungen, dass sich die Markteinführung des neuen iPhones von Apple verzögert.

Beide Nachrichten zusammen hinterlassen vor allem bei Technologieaktien wie AMS, Temenos und Logitech ihre Spuren. Die Kurse fallen zwischen 4,5 und 2,8 Prozent zurück. Im breiten Markt leiden VAT (-3,5 Prozent), U-blox (-2,8 Prozent) und Inficon (-1,7 Prozent) unter dem eingetrübten Sentiment.

Auch hierzulande gibt es Unternehmen, die mit möglichen Folgen wegen des Coronavirus rechnen. So erklärte der Logistikkonzern Kühne+Nagel, er gehe von einem negativen Einfluss durch das Virus aus. Dass die Aktien mit -4,8 Prozent am Ende der Kurstafel stehen, ist aber vor allem der um ein Drittel gekürzten Dividende geschuldet, von der es auch von Analysten heisst, sie sei eine klar negative Überraschung.

Bankaktien schwer unter Druck

Erneut schwächer tendieren auch die die Bankaktien. Für die Papiere der CS, UBS und Julius Bär geht es zwischen 4,2 und 3,4 Prozent abwärts. Für die Banken wären mögliche Massnahmen der Notenbanken nicht unbedingt von Vorteil. Schon jetzt kämpfen sie mit dem seit Jahren anhaltenden Tiefzinsumfeld.

Die Sorge um das sich ausbreitende Virus und die damit verbundenen Folgen etwa für die Konsumenten ist weiterhin ein Belastungsfaktor für die beiden Uhrenhersteller Swatch (-2,8 Prozent) und Richemont (-2,7 Prozent). Die am heutigen Donnerstag bekanntgegebene Absage der Genfer Uhrenmesse hat dies nur untermauert.

Gegen den Trend kann sich derweil der Baustoffkonzern LafargeHolcim (-0,2 Prozent) behaupten. Zwar fallen die aktuell leicht zurück, über weite Strecken haben sie aber im grünen Bereich gehandelt. Das Unternehmen hatte am Morgen Zahlen vorgelegt und dabei vor allem mit dem Wachstum überzeugt.

Gewiner in den hinteren Reihen

Ein paar mehr Gewinner sind in den hinteren Reihen zu finden. Allen voran ziehen dort nach Zahlen die Aktien von Also (+3,1 Prozent), SPS (+1,6 Prozent) und Kudelski (+0,4 Prozent) an.

Neben SPS gewinnen aus dem Immobiliensektor auch Titel wie PSP (+1,9 Prozent) und Züblin (+0,6 Prozent) hinzu. Am Markt hiess es zuletzt, in dem aktuell unsicheren Umfeld hätten Immobilienwerte mit dem Image von "Betongold" einen guten Stand.

Beim Telekomkonzern Sunrise (-1,4 Prozent) trennen sich Anleger nach der Zahlenvorlage von ihren Beständen. Der geplatzte Kauf der Kabelnetzbetreiberin UPC hat auf den Gewinn geschlagen. Zudem ändert Sunrise die Festnetzstrategie: Neu will der zweitgrösste Telekomkonzern der Schweiz auf den ultraschnellen Glasfasern kräftig Gas geben.

(AWP)