Der Schweizer Mietwohnungsmarkt bleibt angespannt, so das diesbezügliche Fazit der Immobilienberatungsfirma WüestPartner in der Frühlingsausgabe ihres "Immo-Monitoring 2023". So sei die Anzahl inserierter Wohnungen aufgrund der sinkenden Neubautätigkeit rückläufig. 2022 seien mit gut 42'000 Wohneinheiten so wenig Wohnungen erstellt worden wie zuletzt 2003.

Laut der Studie ist die gehemmte Bautätigkeit insbesondere auf hohe Anforderungen an Neubauprojekte wegen Bauvorschriften, Einsprachen sowie langwierige Bewilligungsverfahren zurückzuführen. Die erhöhten Baupreise und die steigenden Zinsen verschärfen die Situation zusätzlich.

Auf der anderen Seite bleibt laut WüestPartner die Nachfrage nach Wohnraum gross. Einerseits sei dies auf das dynamische Wachstum der Bevölkerung zurückzuführen. Aber auch andere Faktoren spielten eine Rolle: Die Studie beziffert etwa den zusätzlichen Wohnungsbedarf aufgrund der Alterung der Gesellschaft und der Zunahme der Lebenserwartung auf über 9 Prozent. Und gar für 24 Prozent der neu entstandenen Haushalte werden der gestiegene Wohlstand sowie Individualisierungstrends verantwortlich gemacht. Der Grossteil geht aber auf das Konto der Zuwanderung.

Mieten werden steigen

"Die wachsende Diskrepanz zwischen der Anzahl Haushalte und der Bautätigkeit wird den Wohnungsmangel weiter verschärfen", folgert WüestPartner. Der Immo-Berater prognostiziert deshalb für das laufende Jahr einen Anstieg der Angebotsmieten von 3,2 Prozent. Ausserdem dürften die meisten bereits bestehenden Mietverhältnisse im zweiten Semester von Mietzinserhöhungen infolge der Anhebung des Referenzzinssatzes betroffen sein.

Das Wohneigentum hat laut der Studie als Kapitalanlage derzeit einen etwas schwereren Stand. Ob es als Anlage weiterhin sinnvoll sei, hänge massgeblich von der langfristigen Entwicklung der Rendite durch die Wertveränderung ab, denn die Cashflows aus den eingesparten Mieten und den anfallenden Kosten sei in den meisten Gemeinden der Schweiz negativ.

Sowohl bei den Eigentumswohnungen als auch bei den Einfamilienhäusern zeichnet sich gemäss WüestPartner kurzfristig allerdings eine Preisstagnation ab, vor allem wegen der höheren Finanzierungskosten. Und angesichts der zu erwartenden Teuerung entsprächen stabile nominale Preise einem realen Preisrückgang.

Büroflächen dürften teurer werden, Retailflächen günstiger

Bei den Geschäftsflächen unterscheidet die Studie zwischen Büro- und Retailflächen. Wegen der geringen Bautätigkeit sind zuletzt weniger Verkaufsflächen auf den Markt gekommen. Diese Angebotsverknappung habe aber lediglich zu einem gebremsten Rückgang der Angebotsmieten in den Wirtschaftszentren geführt. Im Durchschnitt der gesamten Schweiz seien die Mieten weiterhin rückläufig. Konkret prognostiziert WüestPartner für das laufende Jahr eine Abnahme der Mieten für Verkaufsflächen von 1,6 Prozent.

Bei den Büroflächen haben die Leerstände jüngst abgenommen, trotz Homeoffice und Desksharing, bei dem mehrere Mitarbeiter je nach Präsenz verschiedene Arbeitsplätze teilen. Die Gründe sind auch hier die geringe Zahl an Neubauten sowie auf der anderen Seite das hohe Beschäftigungswachstum, also der starke Arbeitsmarkt. Für Büroflächen gilt denn auch eine Prognose für die Entwicklung der Preise von +1,0 Prozent.

Mit Blick auf die Bautätigkeit geht die Studie davon aus, dass die Teuerung die Bauwirtschaft in der Schweiz auch 2023 bremsen wird. Herausforderungen sind die höheren Finanzierungskosten sowie anhaltende Kapazitätsengpässe sowohl bei den Arbeitskräften als auch weiterhin bei den Baumaterialien. Nominal dürften die Hochbauinvestitionen 2023 zwar zunehmen, zieht man allerdings die Teuerung ab, ergibt sich gemäss der Prognose indes ein Nullwachstum.

Ein kräftiges Wachstum erwarten die Autoren der Studie hingegen beim Umbau, vor allem dank der energetischen Sanierungen.

cf/tv

(AWP)