Nachdem die Teuerungsrate in den vorangegangenen zwei Monaten jeweils gesunken war, stagnierte sie im November bei 3,0 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mitteilte. Im August hatte die Inflation den zumindest vorläufigen Höhepunkt bei 3,5 Prozent erreicht - und lag damit auf dem höchsten Stand seit fast dreissig Jahren. "Die Schweiz bleibt ein Hort der niedrigen Inflation", kommentierte der Chef-Ökonom der VP Bank, Thomas Gitzel.
Ihren Höhepunkt dürfte die Teuerungsrate dennoch noch nicht gesehen haben. "Der hohe Anteil an administrierten Produkten von 28,7 Prozent bedeutet, dass viele Preiserhöhungen erst mit einer Verzögerung stattfinden", erklärt etwa Ökonom Karsten Junius von der Bank J. Safra Sarasin. "Dies wird sich vor allem bei den Stromtarifen bemerkbar machen, die dazu beitragen werden, dass die Inflationsrate im Januar auf 3,6 Prozent ansteigen dürfte."
Deutlich teurer als vor einem Jahr sind weiterhin vor allem Importgüter, die im Berichtsmonat 6,3 Prozent mehr kosteten als vor Jahresfrist (nach +6,9% im Oktober). Laut Junius ist die importierte Inflation "im Einklang mit dem etwas geringeren Preisdruck auf der Produzentenebenen weiter zurückgegangen."
Bei den Inlandgütern stieg sie derweil leicht an auf 1,8 Prozent (VM 1,7%). Insgesamt lag die Jahresinflation im Berichtsmonat aber im Rahmen der Schätzungen von Ökonomen.
Inflationsrate unter SNB-Prognose
Die SNB dürfte die Zahlen gerne sehen. Gemäss David Kohl von Julius Bär liegt die Inflationsrate im vierten Quartal bisher nämlich unter der Inflationsprognose der SNB von 3,4 Prozent. Dies reduziere den Druck auf die Nationalbank, die Zinsen weiter aggressive zu erhöhen, meinte er.
Im Vergleich zum Vormonat Oktober waren die Konsumentenpreise im November unverändert, der entsprechende Landesindex der Konsumentenpreise (CPI) stagnierte bei 104,6 Punkten. Preissteigerungen und Rückgänge hätten sich auf Monatsbasis insgesamt aufgewogen, teilte das BFS weiter mit.
So seien etwa die Preise für Wohnungsmieten, Gas und Treibstoffe gegenüber Oktober gestiegen. Auch für in- und ausländische Rotweine mussten die Konsumenten mehr zahlen. Dagegen waren die Preise für Heizöl, Fruchtgemüse und Hotelübernachtungen rückläufig.
Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI), anhand dessen die hiesige Teuerung mit jener in den europäischen Ländern verglichen werden kann, fiel im November zum Vormonat um 0,1 Prozent, was eine Jahresteuerung von 2,9 Prozent ergibt.
Im internationalen Vergleich sehr tief
Im internationalen Vergleich ist die Schweiz damit nach wie vor eine Insel. So lag die Teuerung in der Eurozone zuletzt im November trotz Rückgang immer noch bei 10,0 Prozent. In den USA wurde sie im Oktober bei 7,7 Prozent ausgewiesen. Laut Thomas Gitzel, Chef-Ökonom der VP-Bank, falle die Zahl im internationalen Vergleich "geradezu mickrig aus".
hr/uh
(AWP)