Weitere Straffungen seien angemessen, um die Inflation auf das Fed-Ziel von zwei Prozent zurückzuführen, heisst es in einer Stellungnahme der Zentralbank vom Mittwochabend. Analysten und Anleger hatten gespannt auf einen solchen Hinweis gewartet, weil die hohe Inflation zuletzt gesunken ist und die Wirtschaft sich abschwächt. Beides spricht eigentlich eher gegen als für zusätzliche Straffungen.
Die Fed war in den vergangenen Monaten besonders aggressiv gegen die hohe Teuerungsrate vorgegangen und hatte die Zinsen in rasantem Tempo erhöht. Die drastischen Massnahmen sind die Folge einer Inflation, die zeitweise so hoch war wie seit Jahrzehnten nicht. Zuletzt war die Inflationsrate in den USA weiter zurückgegangen - ein Anzeichen für erste Erfolge der strengen Geldpolitik. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,5 Prozent. Im November hatte die Rate bei 7,1 Prozent gelegen. Es war der sechste Rückgang der Inflationsrate in Folge - hoch ist sie allerdings immer noch.
Fed-Chef Jerome Powell hatte schon im Dezember deutlich gemacht: "Wir werden den Kurs beibehalten, bis die Aufgabe erledigt ist." Im Dezember sagte die Fed voraus, dass sie die Zinsen in diesem Jahr auf etwas mehr als 5 Prozent anheben will. Auch der Internationale Währungsfonds IWF hatte in seiner jüngsten Konjunkturprognose betont, dass die Zentralbanken trotz erster Erfolge in ihrem Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise nicht nachlassen dürften. Die Schlacht sei noch nicht gewonnen.
Ein Problem für Fed-Chef Powell dürfte weiterhin der starke Arbeitsmarkt in den USA sein. Die Arbeitslosigkeit war Ende des vergangenen Jahres überraschend gesunken und hatte das tiefste Niveau seit fast drei Jahren erreicht. Im Dezember fiel die Arbeitslosenquote auf 3,5 Prozent. Das sind zwar an sich gute Nachrichten - doch wenn in wichtigen Branchen Arbeitskräfte fehlen, kann dies den Preisauftrieb beflügeln. Es besteht die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Die Löhne stiegen allerdings zuletzt weniger deutlich als erwartet.
Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Mittelfristig strebt die Fed eine durchschnittliche Inflationsrate von rund 2 Prozent an. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr Geld für Kredite ausgeben - oder sie leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht einfach weitergeben, und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Mit einer solch straffen Geldpolitik wächst der Lehre nach aber auch das Risiko, dass die Zentralbank die Wirtschaft so stark ausbremst, dass die Konjunktur abgewürgt wird. Allerdings war die US-Wirtschaft Ende vergangenen Jahres überraschend stark gewachsen, was Sorgen vor einer möglichen Rezession gemindert hat.
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) steht vor einer weiteren Zinsanhebung. Es wird erwartet, dass der EZB-Rat bei seiner Sitzung an diesem Donnerstag den Leitzins im Euroraum erneut anheben wird. Die EZB hatte im Dezember einen Zinssprung um 0,50 Prozentpunkte auf 2,50 Prozent beschlossen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde stellte seinerzeit "für einige Zeit" weitere Erhöhungen in dieser Grössenordnung in Aussicht./nau/bgf/DP/zb
(AWP)