"Befeuert durch eine expansive Geldpolitik, fiskalpolitische Stimulusmassnahmen und weitere Öffnungsschritte wird die globale Wirtschaft die Corona-Delle bis zum Jahresende praktisch vollständig ausgewetzt haben", prognostizierte Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer (CIO), am Mittwoch an einer Telefonkonferenz.

Allerdings wird sich das starke Momentum der konjunkturellen Entwicklung in den kommenden Monaten schrittweise abschwächen, ist sich der CIO sicher. Zudem zeichne sich eine Trendwende bei der ultraexpansiven Geldpolitik ab.

Für 2021 rechnet Geissbühler mit einem globalen BIP-Wachstum von 5,5 Prozent, womit die bisherige Prognose (+5,0 Prozent) leicht erhöht wurde. Für die Schweiz geht Raiffeisen unverändert von einem Wachstum von 2,8 Prozent aus.

Inflation setzt Notenbanken unter Druck

Die aktuelle Konjunkturerholung hat auch eine Kehrseite: Lieferengpässe, deutlich gestiegene Transportkosten sowie explodierende Rohstoffpreise führen zu einem Teuerungsschub. Dieser beruhe zum Teil auf Basiseffekten, welche sich ab 2022 wieder abschwächen würden. Dennoch geht Geissbühler davon aus, dass die Inflationsraten in diesem Jahr die Zielgrössen der Notenbanken überschiessen werden.

Das setzt die Währungshüter unter Druck, ihre extrem expansive Geldpolitik zurückzufahren. Raiffeisen geht davon aus, dass die US-Notenbank Fed ihre Anleihekäufe ab dem kommenden Jahr schrittweise reduzieren wird, die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte in der zweiten Jahreshälfte 2022 folgen.

Die Aussicht auf eine restriktivere Geldpolitik werde kaum spurlos an den Finanzmärkten vorbeigehen, vermutet Geissbühler. Die Luft für weitere Avancen an den Aktienmärkten werde zunehmend dünner.

Schweizer Immofonds attraktiv

Im Hinblick auf das zweite Halbjahr empfiehlt Geissbühler, den Fokus auf Qualitätsaktien zu legen. Dabei seien Unternehmen mit soliden Bilanzen und einer starken Marktstellung zu bevorzugen. Dazu gehörten Firmen, welche die steigenden Inputkosten via Preiserhöhungen an die Endkunden weitergeben und so ihre Gewinnmargen verteidigen könnten.

Daher wird aktuell der Schweizer Aktienmarkt gegenüber den übrigen Regionen favorisiert. Ausserdem empfiehlt Raiffeisen eine taktische Übergewichtung bei Schweizer Immobilienfonds. Denn der hiesige Immobilienmarkt zeige sich äusserst robust und die Ausschüttungsrenditen seien im Vergleich zu den Kapitalmarktzinsen weiterhin attraktiv.

(AWP)