Weil die Konsumentenpreise im Mai überraschend nochmals einen Schub erhalten haben, rechnen Investoren inzwischen fest mit einer Erhöhung um 0,75 statt der signalisierten 0,5 Prozentpunkte.

Er gehe allerdings davon aus, dass die Fed an ihrem Kurs festhalten und stattdessen weitere Anhebungen um jeweils einen halben Prozentpunkt bis in den Herbst hinein signalisieren werde, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Fed-Chef Jerome Powell wolle vermeiden, Anleger zu verunsichern: "75 Basispunkte schmeckt nach Panik."

Vor den Inflationsdaten vom Freitag hatten die Investoren eher auf eine Anhebung um 50 Basispunkte getippt. Die Verbraucherpreise waren im Mai wider Erwarten weiter geklettert - und zwar auf 8,6 von 8,3 Prozent. Im April war die US-Inflation erstmals seit August 2021 leicht gesunken. Aber Materialengpässe und erhöhte Energiekosten auch infolge des Ukraine-Krieges halten den Preisdruck hoch.

Die Fed hat im Mai den grössten Zinsschritt seit 22 Jahren unternommen und den Leitzins um einen halben Prozentpunkt auf die Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent erhöht. Zugleich signalisierte Powell, dieses Tempo im Juni und Juli beizubehalten. "Nach dem Inflationsschock vom Freitag liegt der Marktkonsens jetzt bei 0,75 Prozent. Ein doppelter Zinsschritt um nur 0,50 Prozent wäre damit schon eine positive Überraschung für die Börsen", meint Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Aufschluss über den weiteren Kurs erhoffen sich Fed-Beobachter von der aktualisierten Leitzinsprognose der einzelnen Fed-Mitglieder. Im März hatten sie für das Jahresende im Mittel ein Niveau von 1,9 Prozent avisiert, was mittlerweile als unrealistisch niedrig gilt.

(Reuters)