Zurich wird für das erste Halbjahr 2021 verglichen mit dem von der Coronakrise belasteten Vorjahr deutlich verbesserte Ergebnisse ausweisen. Vor allem die mit Blick auf die vielen Betriebsunterbrüche getätigten Rückstellungen hatten den Gewinn vor einem Jahr um über 40 Prozent auf 1,18 Milliarden US-Dollar absacken lassen. Sechs von AWP konsultierte Analysten erwarten im Schnitt nun einen Halbjahresgewinn von 1,93 Milliarden Dollar.

Damit wäre die Rückkehr auf das Vorkrisenniveau von 2 Milliarden Dollar gelungen. Die Lebensparte dürfte aufgrund der hohen Sterberaten in den USA oder in Grossbritannien allerdings weiter unter der Coronakrise leiden. Zudem rechnen Analysten zum US-Wintersturm Uri mit Kosten im Umfang von 300 Millionen Dollar. Die Combined Ratio wird auf 95,7 Prozent geschätzt von 99,8 im Ersthalbjahr 2020.

Im zweiten Halbjahr drücken die Juli-Überschwemmungen in Europa auf die Rechnung. Experten gehen aber davon aus, dass sich die Kosten für die Versicherer im Vergleich zu den tatsächlich entstandenen Schäden in Grenzen halten. Denn Versicherer können Kosten an Rückversicherer weitergeben und ausserdem gelten Flutrisiken als unterversichert.

Die Zurich orientiert sich an den bis Ende 2022 gesetzten Finanzzielen. Unter anderem strebt die Gruppe auf dem Betriebsgewinn (BOP) eine Kapitalrendite von "über 14 Prozent" an. Darüber hinaus will die Gruppe Wachstumschancen vor allem in aufstrebenden Märkten nutzen.

An der Börse liegt der Zurich-Kurs seit Jahresbeginn mit gut 3 Prozent im Plus und kann damit mit dem stark anziehenden Gesamtmarkt nicht ganz mithalten. Allerdings wurden die Zurich-Papiere in den vergangenen Wochen stark nachgefragt.

Grössere Akquisitionen sind laut Zurich-Chef Mario Greco aber nicht in Planung, auch wenn man stets nach möglichen Übernahmekandidaten Ausschau halte. Derweil habe die Zurich Anstrengungen unternommen, um die Risiken in ihren Cyber-Versicherungspolicen einzugrenzen, erklärte Greco im Juni in einem Interview weiter.

Tiefdruckgebiet Bernd und Unruhen in Südafrika im Fokus

Im Juli hat das Tiefdruckgebiet "Bernd" mit lang anhaltendem Starkregen verheerenden Hochwasserschäden geführt. Vor allem Deutschland war davon betroffen, aber auch in der Schweiz, Österreich, Belgien und den Niederlanden kam es zu zerstörerischen Überschwemmungen.

Noch unklar ist, wieviel die Versicherer zu berappen haben. Der deutsche Versicherungsverband GDV schätzt die versicherten Schäden allein für Deutschland auf 4,5 bis 5,5 Milliarden Euro. Die Rückversicherer Munich Re und Swiss Re rechnen je mit Kosten im mittleren dreistelligen Millionenbereich. Bei der Swiss Re fliessen da Kosten zu den Unruhen in Südafrika mit ein.

Anfang August hat die Zurich-Gruppe in Italien vom Partner Deutsche Bank ein Netzwerk mit beinahe 1100 Finanzberatern und verwalteten Vermögen im Umfang von 16,5 Milliarden Euro übernommen. Zudem würden 97 Mitarbeitende von der Deutschen Bank zur Zurich wechseln, hiess es. Finanzielle Details zur Transaktion wurden nicht bekannt gemacht.

In der Schweiz hat die Zurich sich an der "brokerbusiness.ch"-Plattform, einer Vergleichssoftware für Versicherungsbroker, beteiligt. Zudem wurde eine Gesellschaft gegründet, über die die Zurich Schweiz künftig Service-Leistungen anbietet. Erste Angebote sollen im Bereich Mobilität lanciert werden.

Bei der Finanzmarktaufsicht (Finma) wird Urban Angehrn von der Zurich-Gruppe der neue Direktor. Angehrn tritt die Nachfolge des bereits zur deutschen Aufsicht Bafin gewechselten Mark Branson Anfang November an. Angehrn ist Chief Investment Officer der Zurich. Dort wird er ad-interim von Peter Giger ersetzt.

In der Schaden- und Unfallversicherung konnten die Preise im ersten Quartal um 7 Prozent angehoben werden, wobei Nordamerika mit 14 Prozent am stärksten vom Preisanstieg profitierte. Laut Finanzchef George Quinn dürfte das positive Preismomentum noch bis im kommenden Jahr anhalten und zu weiterem Wachstum führen.

(AWP)