In Sachen Strategie und neue Ziele hat das Management um den seit Anfang März amtierenden CEO Mario Greco in den vergangenen Monaten mehrfach auf den nun bevorstehenden Investorentag verwiesen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen der Analysten. Sie rechnen mit Erklärungen zur Strategie, zu weiteren Sparmassnahmen, versicherungstechnischen Verbesserungen, neuen Finanzzielen sowie zur künftigen Dividendenpolitik.
UMBAU LÄUFT
An der strategischen Stossrichtung werde sich voraussichtlich nicht viel ändern, schreibt Georg Marti von der ZKB in einer ausführlichen Studie. Mario Greco wolle die Organisationsstruktur verschlanken und die Entscheidungswege kürzer gestalten. Dabei verfügten die lokalen Einheiten nun über weit mehr Verantwortung, etwa betreffend Ressourceneinsatz und Ergebnisverantwortung.
Den Umbau weg von der unflexiblen Matrix- hin zur länderorientierten Struktur hatte Greco im vergangenen Juni eingeleitet. Mitte September folgte die Ankündigung, dass das Grosskunden- und Firmenkunden-Geschäft weltweit auf Anfang Oktober in der Einheit "Commercial Insurance" zusammengefasst wird. Die Leitung des neuen Bereichs hat der AIG-Manager James Shea übernommen
Zudem wurden im Oktober Claudia Dill als Leiterin des Lateinamerika-Geschäfts und Jack Howell als CEO Asia Pacific ebenfalls in die Geschäftsleitung berufen. Dieser gehören nebst Shea, Dill, Howell und CEO Greco auch noch Jeff Dailey (CEO Farmers), Mike Foley (CEO North America) und Gary Shaughnessy (CEO EMEA) an. Zentrale Funktionen nehmen derweil Urban Angehrn (Chief Investment Officer), George Quinn (Chief Financial Officer), Cecilia Reyes (Chief Risk Officer) und Kristof Terryn (Chief Operating Officer) wahr.
SPARZIEL ERHÖHEN
Mit der neuen Organisation will die Zurich Synergien nutzen und Doppelspurigkeiten beseitigen. Wieviele Stellen auf Gruppenebene dem Umbau insgesamt zum Opfer fallen, ist noch unklar. Im Juni bekräftigte Greco früher gemachte Angaben, wonach 8'000 der insgesamt 55'000 Mitarbeitenden davon betroffen sein dürften. Ob diese Angaben angepasst werden müssten und welche finanziellen und personellen Auswirkungen der Umbau haben werde, könne noch nicht beziffert werden.
In Sachen Einsparungen steht noch immer das von Greco-Vorgänger Martin Senn gesetzte Sparziel von 1 Mrd USD bis 2018 im Raum. Unter Analysten ist man sich jedoch einig, dass das Sparziel mit den neu eingeleiteten Massnahmen deutlich angehoben werden muss, allenfalls auf 1,2 Mrd und eventuell sogar auf 1,5 Mrd.
Auf der Gegenseite fallen bei einem solchen Grossprojekt auch Restrukturierungskosten an, die von der Zurich für 2016 auf 500 Mio USD veranschlagt worden sind. Es sei aber nicht auszuschliessen, dass für nächstes Jahr nochmals so viel budgetiert werden müsse, schreibt der ZKB-Analyst Marti weiter. Er glaubt zudem, dass ein allfälliges Eigenkapitalrenditeziel in etwa auf heutiges Niveau (12-14%) gesetzt werde.
Es gelte auch, ein Blick auf die laufenden Portfoliosanierungen zu werfen, etwa in Sachen Re-Underwriting und Reserven im weltweiten Grosskundengeschäft Global Corporate und mit Unternehmenskunden in Nordamerika, ergänzt Daniel Bischof von Baader Helvea. Sanierungsfortschritte hätten bereits die Ergebnisse der ersten drei Quartale des laufenden Jahres gezeigt.
DIVIDENDENKÜRZUNG IN SICHT?
Daniel Bischoff glaubt nicht, dass sich Mario Greco am Investorentag zu einem Versprechen bezüglich der Dividende für das Jahr 2016 hinreissen lässt. Er beziffert zudem die Wahrscheinlichkeit, dass die Dividende von den zuletzt 17 CHF je Aktie gekürzt werden muss auf 30%. Im allgemeinen dürfte die Ausschüttungspolitik künftig mittels Zielen entweder stärker an die Cash-Generierung oder den operativen Gewinn geknüpft werden, so der Helvea-Analyst.
Georg Marti von der ZKB erwartet, dass die Dividende für das laufende Jahr gesenkt und 2017 bezüglich Gewinnentwicklung zu einem weiteren Übergangsjahr ausgerufen wird. Allerdings ergebe sich auch mit der Ausschüttung von 13 CHF je Titel eine immer noch gute Dividendenrendite von rund 5%.
An der Börse könnte eine Dividendenkürzung aber schlecht aufgenommen werden. Immerhin hätten die zuletzt operativen Erfolge die Zuversicht unter den Anlegern genährt, dass der Konzern auf dem Weg der Besserung sei, so ein Marktexperte. Seit April geht es mit den Titeln aufwärts. Damals hatte eine Zurich-Aktie noch weniger als 200 CHF gekostet, mittlerweile muss man für einen Titel bereits um die 260 CHF hinblättern.
mk/cp
(AWP)