Die ökonomische Ausgangslage hat sich im Vergleich zur vorherigen Sitzung nicht grundlegend verändert. Die Wirtschaft wird weiter durch die hohe Zahl an Neuinfektionen mit dem Coronavirus belastet. Andererseits besteht die Hoffnung, dass durch Impfungen sich die Aussichten im kommenden Jahr verbessern. In den USA werden ab diesem Montag Menschen geimpft. Es dürfte jedoch lange dauern, bis sich dies auf das Infektionsgeschehen auswirkt.

Im ablaufenden Jahr sorgten die Corona-Krise und die US-Präsidentschaftswahl für Verunsicherung. Die Fed hat im Frühjahr in einem beispiellosen Umfang ihre Geldpolitik gelockert. So wurden der Leitzins auf quasi Null gesenkt, massiv Anleihen gekauft und auch Kreditprogramme für die Wirtschaft aufgelegt. Nach einem drastischen Konjunktureinbruch im Frühjahr konnte sich die grösste Volkswirtschaft der Welt in den Sommermonaten stark erholen.

Der zuletzt wieder deutliche Anstieg bei den Corona-Neuinfektionen dürfte sich jedoch wieder auf das Wirtschaftswachstum auswirken. So hat sich die Erholung am Arbeitsmarkt zuletzt verlangsamt. Notenbankchef Jerome Powell dürfte daher erneut auf die hohe Verunsicherung verwiesen. Er bezeichnete den Anstieg der Corona-Infektionen in den USA immer wieder als besorgniserregend und warnte vor Unternehmenspleiten. Eine volle wirtschaftliche Erholung sei erst möglich, wenn die Menschen sich sicher fühlten, so Powell.

Handlungsbedarf sieht Powell aber vor allem in der Politik. Die Geldpolitik allein könne den wirtschaftlichen Aufschwung nicht vollständig garantieren. "Für das neuerliche Anschieben der konjunkturellen Erholung setzt man auf die Finanzpolitik", schreibt Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. Die US-Regierung konnte sich bisher allerdings nicht mit den Demokraten im Kongress auf ein neues Konjunkturprogramm einigen. Zuletzt gab es Hoffnungszeichen, eine Einigung ist aber nicht sicher.

Viele Ökonomen erwarten jedoch, dass die Fed mehr Klarheit über den künftigen Verlauf ihrer Wertpapierkäufe geben wird. "Dies könnte im Dezember zumindest dadurch geschehen, dass auf verbale Weise hohe Anforderungen an die Genesung der Wirtschaft und damit auch an die Entwicklung des Arbeitsmarktes gestellt werden", schreibt Christian Scherrmann, Volkswirt bei der Fondsgesellschaft DWS. Bisher kauft die Fed Anleihen im Wert von 120 Milliarden Dollar pro Monat. Die Fed hat klar gemacht, dass man diese vor der ersten Zinserhöhung einstellen wolle.

Beim Leitzins wird sich aber für lange Zeit nichts tun. Laut den zuletzt Mitte September veröffentlichten Projektionen dürfte es nicht vor 2023 zu einer Änderung kommen. Die Notenbanker hatten die Zinsen nach dem Übergreifen der Corona-Pandemie auf die USA im März in zwei grossen Schritten auf das jetzige Niveau gesenkt. Die Notenbank machte zudem deutlich, dass sie angesichts der lange sehr niedrigen Inflation künftig ein gewisses Überschiessen des Zielwertes von zwei Prozent akzeptieren werde./jsl/bgf/fba

(AWP)