Q2 2022E*
(in Mio USD)              AWP-Konsens      Q2 2021A* 

Umsatz:                      248,0            236,0         
- Lizenzen Software          109,4             95,5         
- Maintenance                100,6             98,5         
- Services                    38,4             41,5         
EBIT                          84,6             85,4         
EBIT-Marge (in %)             34,0             36,2    
                
EPS (USD)                     0,91             0,89   

* alle Werte Non-IFRS              

FOKUS: Mehr als das Geschäft standen bei Temenos zuletzt die immer wieder aufkeimenden Übernahmegerüchte im Vordergrund. Verschiedene Medien hatten in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder über einen möglichen Kauf des Schweizer Bankensoftwareanbieters spekuliert. Bestätigt wurden Verhandlungen vonseiten der Unternehmen bis heute nie.

Zuletzt hiess am Markt, eine Übernahme sei am Kaufpreis gescheitert. "The Market" berichtete vor rund zwei Wochen, eine von mehreren Private-Equity-Gesellschaften angestrebte Übernahme sei wegen den höheren Preisvorstellungen des Verwaltungsrats geplatzt. Sowohl EQT als auch ein angelsächsischer Interessent wären laut dem Bericht bereit gewesen, zwischen 130 und 140 Franken je Temenos-Aktie zu bezahlen.

Damit scheint das Thema Übernahme im aktuellen Umfeld also offenbar erst einmal vom Tisch, was aber nicht heisst, dass es ganz aus der Welt ist. Die Temenos-Aktie hat seit Anfang Jahr fast 40 Prozent eingebüsst und notiert derzeit bei unter 80 Franken. Im vergangenen Sommer sah die Aktie aber noch Preise oberhalb der laut dem Medienbericht gebotenen 140 Franken.

Mit Blick auf das Geschäft befindet sich Temenos derweil inmitten einer wichtigen Transformation. Die Gesellschaft will vom Trend hin zu Abolösungen beim Lizenzgeschäft profitieren. Die Softwarelösungen können als Abos in der Cloud - im Fachjargon "Software as a Service SaaS" (SaaS) - gemietet werden. Seit dem ersten Quartal 2022 sollen jetzt zusätzlich auch "On-Premise"-Lizenzen (Software kann beim Kunden vor Ort auf den Computern gespeichert werden) standardmässig auf ein Abo-Modell mit Fünfjahresverträgen umgestellt werden. Dabei fallen zwar zunächst einmal die grossen Beträge weg, welche die Kunden bei den Lizenzdeals einmalig hinblättern mussten. Die Cloud-Abos rentieren mit der regelmässigen "Miete" erst nach Jahren. Temenos ist aber davon überzeugt, dass sich die Umstellung letztendlich auszahlen werde.

Mit Blick auf das zweite Quartal rechnen Analysten indes mit einem weiteren Wachstum. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Vergleichsbasis vom Vorjahr etwas tiefer ist als in den vorherigen Quartalen. Am Markt wird insbesondere mit Blick auf die Einnahmen durch Softwarelizenzen mit einem weiteren Anstieg gerechnet. Allerdings dürften die höheren Kosten die Marge von Temenos belastet haben.

Angesicht der massiven Verbilligung an den Aktienmärkten der gesamten Softwarebranche herrscht zudem grössere Unsicherheit über den weiteren Geschäftsgang. Während einige Analysten bei Temenos fest mit einer Bestätigung der Jahresprognose rechnen, sehen andere diese in Gefahr. Denn die Guidance impliziere eine Beschleunigung im zweiten Halbjahr 2022, was angesichts der geopolitischen Spannungen und Rezessionsrisiken in Frage gestellt werden könne, heisst es etwa von Baader Helvea. Auch eine Anpassung der Mittelfristziele nach unten sei nicht ausgeschlossen.

ZIELE: Für das laufende Geschäftsjahr 2022 rechnet Temenos mit einem Umsatzwachstum von mindestens 10 Prozent (Non-IFRS und zu konstanten Wechselkursen). Dabei sollen die Software-Lizenzeinnahmen um 16 bis 18 Prozent steigen und der wiederkehrende Umsatz um 18 bis 20 Prozent. Der EBIT dürfte der Prognose zufolge 9 bis 11 Prozent höher zu liegen kommen.

Mittelfristig bis 2025 peilt die Gesellschaft ein Umsatzwachstum von im Durchschnitt jährlich mindestens 10 bis 15 Prozent an. Die Software-Lizenzeinnahmen sollen zwischen 15 und 20 Prozent wachsen und der wiederkehrende Umsatz jährlich um gar 20 bis 25 Prozent - wegen des neuen Verkaufsmodells. Absolut soll der Anteil der wiederkehrenden Einnahmen in dem Zeitraum auf 1,3 Milliarden US-Dollar steigen und 85 Prozent oder mehr des Gesamtumsatzes ausmachen.

Die EBIT-Marge wird bis 2025 bei rund 41 Prozent gesehen. Der freie Cashflow soll bis 2026 um 10 bis 15 Prozent wachsen und in dem Jahr 600 Millionen Dollar überschreiten.

Bei den Non-IFRS-Werten werden unter anderem Kosten für aktienbasierte Vergütungsprogramme herausgerechnet.

PRO MEMORIA: In den vergangenen Wochen hat Temenos weitere neue Kunden und Aufträge vermeldet. So etwa von Banken, Versicherern oder anderen Marktteilnehmern aus den USA, Kanada, Grossbritannien, Tunesien und Vietnam.

Mitte Mai wurde zudem ein neuer Chef für Nord- und Südamerika (Region Amercias) ernannt. Roman Bartik, ein Amerikaner mit über 30 Jahren Erfahrung im Technologiesektor beim Aufbau von Vertriebsorganisationen oder bei Unternehmenssoftware, folgte auf Jacqueline White, welche das Unternehmen verlassen hat.

AKTIENKURS: Temenos sind im laufenden Jahr stark unter die Räder gekommen und kosten derzeit rund 77 Franken je Aktie (Stand Dienstagvormittag). Zwischenzeitlich fiel die Aktie gar auf unter 70 Franken. Seit Anfang 2022 steht ein Minus von etwa 38 Prozent zu Buche.

Homepage: www.temenos.com

ab/ys/jg

(AWP)