9M 2022E
(in Mio Fr.)    AWP-Konsens     9M 2021A   

Nettoumsatz        8214          8343         
EBITDA             3313          3465         
EBIT               1518          1640                  
Reingewinn         1185          1536         

FOKUS: Analysten erwarten einen leichten Rückgang von Umsatz, während der Betriebsgewinn klar gesunken und der Reingewinn eingebrochen sein dürfte. Allerdings spielen hier mehrere Sonderfaktoren eine Rolle: Im ersten Quartal des Vorjahres hatten Aufwertungen aus einer Glasfaserkooperation der italienischen Tochter Fastweb und der Verkauf einer Beteiligung in Belgien für einen Einmalgewinn von 207 Millionen Franken gesorgt. Auf der anderen Seite hat die Swisscom im zweiten Quartal dieses Jahres eine Busse von knapp 72 Millionen Franken der Weko verbucht (s. Pro Memoria). Dies schlägt auf den Gewinn nach 9 Monaten. Zudem bekommt der grösste Telekomkonzern der Schweiz die Euro-Schwäche zu spüren, die das Resultat der italienischen Breitbandtochter Fastweb in Schweizer Franken tiefer ausfallen lässt.

Operativ dürfte das 3. Quartal unspektakuläres verlaufen sein. Das Schweizer Geschäft sollte nach Schätzungen der Finanzgemeinde stabil geblieben sein und etwas mehr EBITDA abgeworfen haben als im Vorjahr. In Italien wird bei Fastweb zwar mehr Umsatz, aber leicht weniger EBITDA erwartet.

Weiterhin ungelöst ist der Glasfaserstreit mit der Weko. Dadurch waren Ende Juni über 300'000 Glasfaseranschlüsse blockiert, welche die Swisscom gebaut hat, aber nicht vermarkten darf. Hier erhofft sich die Finanzgemeinde Neuigkeiten vom neuen Konzernchef Christoph Aeschlimann, der sein Amt im Juni angetreten hat.

ZIELE: Für das Gesamtjahr 2022 hielt der Konzern bei der Vorlage der Zahlen zum 1. Quartal an den bisherigen Zielen fest. Die Swisscom erwartet weiterhin einen Umsatz von 11,1 bis 11,2 Milliarden Franken. Der EBITDA soll rund 4,4 Milliarden Franken erreichen und die Investitionen rund 2,3 Milliarden Franken. Die Dividende soll auch für das laufende Jahr bei 22 Franken bleiben, wenn die Ziele erfüllt werden. Weiterhin beabsichtigt die Swisscom wie in den Vorjahren auch 2022, die Kostenbasis um rund 100 Millionen Franken zu senken.

PRO MEMORIA: Die Telekombranche hat Mitte September die Gebühren für zeitversetztes TV ohne Zwangswerbung bekannt gegeben: Die Swisscom verlangt für das Überspringen der Werbeblöcke 6,90 Franken pro Monat. Sunrise ist rund einen Franken teurer, Salt verlangt von den Kunden monatlich 6 Franken. Beim Kabelnetzverbund Quickline kostet das Überspringen der Werbeblöcke 5 Franken, ebenso wie bei Teleboy. Der Streaminganbieter Zattoo bietet im teuersten Abo weiterhin Replay-TV ohne Aufpreis an. Die Aufschläge sind am 4. Oktober in Kraft getreten.

Die Swisscom baut alle 115 Läden in der Schweiz bis Mitte 2024 auf ein neues Konzept um. Das kostet einen zweistelligen Millionenbetrag, wie Mitte September bekannt gegeben wurde.

Im August haben sich die Swisscom und der Preisüberwacher auf die Preise für den Zugang der Konkurrenz zu den unbeleuchteten Glasfasern des Branchenprimus' geeinigt. Damit ist der monatliche Maximalpreis seit Oktober um 1 auf 24 Franken gesunken.

Die Swisscom könnte im Fall eines Strommangels im Winter ihre Dienste mittels Generatoren rund 72 Stunden lang aufrechterhalten. Danach müssten diese mit neuem Treibstoff versorgt werden. Die Rechenzentren könnten vorübergehend mit Dieselgeneratoren betrieben werden. Beim Mobiltelefonnetz sind die über 6000 Handy-Antennen zwar mit Notbatterien ausgestattet, die eine Überbrückung zwischen einer und mehreren Stunden ermöglichen. Längere Stromausfälle werden aber zum Problem. Um zu sparen, werden die Swisscom-Shops weniger stark beheizt und in den Abendstunden und während der Nacht wird die Beleuchtung reduziert.

AKTIENKURS: Die Swisscom-Aktie, die sich im laufenden Jahr lange relativ gut gegen die allgemeine Börsenschwäche gestemmt hatte, ist im Herbst dann doch noch auf Talfahrt gegangen. Im September fiel der Kurs unter die Marke von 500 Franken und ist seither weiter gesunken auf gut 450 Franken. Damit ist hat das Papier im seit Jahresbeginn nun knapp 12 Prozent eingebüsst. Der Rückschlag im Gesamtmarkt SMI war mit über 16 Prozent allerdings grösser.

an/jb

(AWP)