2016/17 (in Mio EUR) AWP-Konsens 2015/16 Umsatz 10'730 11'076 EBIT 1'694 2'061 Reingewinn 1'371 2'227 Dividende (in CHF) 1,79 1,70
FOKUS: Analysten gehen bei Richemont von einem deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang aus. Wie die gesamte Branche hat auch Richemont im Geschäftsjahr 2016/17 unter einer rückläufigen Nachfrage nach Schweizer Uhren gelitten. Die überfüllten Lager etwa von Uhrenhändlern in Hongkong, veranlasste die Gruppe dazu, Produkte zurückzukaufen. Kommt hinzu, dass Kosten für Anpassungen im Filialnetz und in der Produktion den Gewinn zusätzlich belasten, während ein Buchgewinn aus der Yoox-Net-a-Porter-Fusion das Vorjahresergebnis mit 639 Mio EUR begünstigt hatte.
ZIELE: Eine konkrete Guidance gibt der Luxusgüterkonzern Richemont üblicherweise nicht ab. In der Mitteilung sowie vor Analysten dürfte sich Firmenchef Johann Rupert zu der aktuellen Lage der Schweizer Uhrenbranche äussern. In einem der seltenen Zeitungsinterviews sah er Ende März eine sich entspannende Nachfragesituation im wichtigen chinesischen Markt.
PRO MEMORIA: Der italienische Onlinehändler Yoox Net-a-Porter, an dem Richemont einen Anteil von 50% hält, hat für das erste Quartal 2017 einen Anstieg der Nettoerträge um 15% auf 515 Mio EUR ausgewiesen. Das organische Wachstum belief sich auf 19%. Im Geschäftsjahr 2015/16 von Richemont hatte die Auslagerung des Onlineportals Net-a-Porter und die damit verbundene Zusammenführung mit dem italienischen Modehändler Yoox der Gruppe einen ausserordentlichen Gewinn von 639 Mio EUR beschert.
Die Schweizer Uhrenexporte sind im ersten Quartal 2017 nominal um 3,0% auf 4,52 Mrd CHF gesunken, real waren es -5,5%. Auf arbeitstagbereinigter Basis ergeben sich entsprechende Raten von -6,8% bzw. -9,1%. Eine deutliche Entspannung hat sich dabei allerdings im Monat März gezeigt, als das Exportvolumen gegenüber der Vorjahresperiode nominal um 7,5% auf 1,59 Mrd CHF zugenommen hat (real +5,2%). Arbeitstagbereinigt resultierte allerdings auch im März ein nominaler Rückgang von 2,6% bzw. ein reales Minus von 4,7%.
In einem der sehr seltenen Interviews zeigte sich Richemont-Chef Johann Rupert Ende März sehr zuversichtlich, was die Entwicklung der Schweizer Uhrenbranche angeht. "Die Lage in China hat sich normalisiert. Wir sehen Wachstum in allen Segmenten", sagte Rupert. "Hongkong und Macau dagegen verharren immer noch auf einem tieferen Niveau." Rupert ging davon aus, dass die Lagerbestände in den Verkaufskanälen immer noch zu hoch sind.
Im laufenden Jahr ist es gleich bei vier Richemont-Marken zu Chefwechseln gekommen. Im Januar übernahm der Europa-Chef von Burberry, Andrew Maag, von Fabrizio Cardinali den Chefposten bei der britischen Lederwaren-, Bekleidungs- und Accessoires-Marke Alfred Dunhill. Weiter hat Daniel Riedo Ende Februar die Uhrenmarke Jaeger-LeCoultre verlassen. Sie wird seither vom neuen Richemont-Uhrenchef und vormaligen IWC-Chef Georges Kern interimistisch geleitet.
Weiter sind im April Vacheron-Constantin-Chef Juan-Carlos Torres und Piaget-Chef Philippe Leopold-Metzger in den Ruhestand getreten. Bei Piaget hat Marketing- und Verkaufschefin Chabi Nouri das Zepter übernommen und auch bei Vacheron Constantin übernahm mit Louis Ferla der Marketing- und Verkaufsleiter die Geschicke der Marke.
Auf Gruppenebene ist CEO Richard Lepeu Ende März in den Ruhestand getreten. Die operative Leitung des Konzerns hat Johann Rupert in seiner Funktion als Executive Chairman übernommen. CFO Gary Saage wird das Unternehmen Ende Juli verlassen. Seine Nachfolge wird sein jetziger Stellvertreter Burkhart Grund antreten. Neu in die Konzernleitung wurden IWC-Chef Georges Kern als Leiter 'Watchmaking, Marketing and Digital' und Montblanc-CEO Jérôme Lambert als Head of Operations berufen.
Unter dem abgetretenen CEO Daniel Riedo hatte Jaeger-LeCoultre den Personalbestand klar reduziert. "Wir zählen nun rund 120 bis 150 Angestellte weniger als noch vor drei Jahren", erklärte Riedo im Januar in einem Zeitungsinterview. Im Laufe des Jahres 2016 ist es bei Piaget und Vacheron Constantin zu einem Abbau von weiterer rund 210 Stellen gekommen. Und Anfang 2016 hatte Richemont den Abbau von bis zu 350 Stellen, vornehmlich bei der Marke Cartier, angekündigt.
AKTIENKURS: An der Börse haben sich die Richemont-Titel von dem Ende Juni 2016 gesetzten Mehrjahrestief von 53,50 CHF deutlich abgesetzt. Eine Aktie kostet mittlerweile wieder mehr als 85 CHF, wobei der Kurs seit Beginn des laufenden Jahres allein um über 25% in die Höhe geklettert ist. Die Anleger setzen in der Uhrenbranche nach den zuletzt rückläufigen Verkäufen auf eine Trendwende. Insbesondere das Geschäft in Festlandchina zeigt seit einigen Monaten eine steigende Tendenz.
Homepage: www.richemont.com
an/mk
(AWP)