2021E
(in Mio Fr.)        AWP-Konsens     2020A

Nettoumsatz           30'264       20'382
Rohertrag               9515         7475
EBITDA                  3397         1920
EBIT                    2681         1070
Reingewinn*             1874          788

(in Fr.)
Dividende je Aktie      9,21         4,50


* den Aktionären zurechenbar

FOKUS: Der Logistikkonzern Kühne+Nagel dürfte ein gutes Jahr 2021 hinter sich haben. Analysten erwarten bei allen Kennzahlen einen Sprung, getrieben durch die Übernahme der Firma Apex (siehe Pro Memoria), einer hohen Nachfrage und stattlichen Margen infolge begrenzter Kapazitäten.

Konkret wird beim Umsatz im Schnitt ein Wachstum von fast 50 Prozent vorhergesagt und beim aussagekräftigeren Rohertrag (bereinigt um die volatilen Frachttarife der Reeder und Airlines) von über einem Viertel. Und bei der Konversionsmarge, die das Verhältnis von EBIT zu Rohertrag beschreibt und eine wichtige Kennzahl für die Profitabilität ist, wird im Schnitt ein Wert von 28 Prozent erwartet. Nach neun Monaten hatte diese Marge bei 26,5 Prozent gelegen. Unter dem Strich könnte sich der Gewinn verdoppelt haben. Entsprechend wird unisono auch eine höhere Dividende erwartet.

Analysten wird aber vor allem interessieren, wie sich der Konzern im Schlussquartal schlug. Dies könnte Aufschluss über den weiteren Geschäftsverlauf geben.

Erwartet wird ausserdem, dass sich das Unternehmen bald neue Mittelfristziele setzt. Analysten warnen davor, die Margenerwartungen zu hoch anzusetzen. Denn 2021 sei für die Branche wegen der verstopften Häten und Lieferkettenprobleme ein spezielles Jahr gewesen.

ZIELE: Kühne+Nagel gibt für die einzelnen Gesamtjahre keine Prognosen ab. Bis im Jahr 2022 möchte das Unternehmen jedoch eine Konversionsmarge von 16 Prozent erreichen. CFO Markus Blanke-Graff hatte jedoch im Spätherbst gegenüber AWP erklärt: "Wir rechnen für 2021 auf nachhaltiger Basis mit einer Konversionsmarge zwischen 20 und 25 Prozent."

PRO MEMORIA: An der Spitze des Unternehmens kommt es im August zu einem Wechsel. Der langjährige CEO Detlef Trefzger tritt dann zurück, soll aber Verwaltungsrat werden. Seine Nachfolge übernimmt das Geschäftsleistungsmitglied Stefan Paul. Paul begann seine Karriere 1990 bei Kühne+Nagel. Zwischen 1997 und 2013 war er bei verschiedenen Logistikunternehmen in Führungspositionen tätig. 2013 kehrte Paul dann zu Kühne+Nagel zurück und war in der Geschäftsleitung zunächst verantwortlich für die Landverkehrsaktivitäten.

Anfang Jahr kündigte Kühne+Nagel an, sich stärker auf Afrika zu fokussieren. Um die Präsenz auf dem Kontinent zu erhöhen, sei das Netzwerk deutlich ausgebaut worden.

Noch immer hallt beim Logistiker die Grossübernahme des chinesischen Luftfrachtanbieter Apex nach. Die Akquisition wurde Mitte Mai 2021 abgeschlossen und ist seither erfolgswirksam. Apex ist der weltweit siebtgrösste Luftfrachtanbieter und hatte 2020 einen Umsatz von 2,2 Milliarden Franken erzielt. Der Bruttogewinn belief sich auf 296 Millionen und der Gewinn vor Steuern auf 126 Millionen. Im Juli wurde bekannt, dass Kühne+Nagel einen Anteil von 24,9 Prozent am chinesischen Logistikkonzern an Partners Group verkauft hat.

Anfang Jahr gab Mehrheitsaktionär Klaus-Michael Kühne ein grosses Interview. Die Anteile des kinderlosen Patrons gehen nach dessen Tod bekanntlich an eine Stiftung über. Er hinterlasse in diesem Zusammenhang zwar "Richtlinien und Wünsche", sagte der Ehrenpräsident der "SonntagsZeitung". "Aber es gibt da keine absolute Weisung, denn spätere Generationen müssen flexibel sein, um auf neue Situationen zu reagieren." Er äusserte sich im Interview ausserdem über die Verstrickung des Unternehmens und seiner Familie mit dem Nazi-Staat.

AKTIENKURS: Nach einem satten Plus von knapp 47 Prozent im Vorjahr mussten die Kühne+Nagel-Aktien im laufenden Jahr bislang Federn lassen. Sie gaben um rund 14 Prozent nach. Vom Allzeithoch von über 360 Franken, das im letzten September erreicht wurde, sind sie aktuell mit rund 250 Franken schon meilenweit entfernt.

Homepage: www.kuehne-nagel.com

jg/jl/rw

(AWP)