Der Aromen- und Duftstoffkonzern dürfte auch im ersten Semester 2022 solide gewachsen sein. Organisch rechnen Analysten gemäss AWP-Konsens mit einem Wachstum von 5,5 Prozent. Damit würde der Konzern aus Genf oberhalb der mittelfristig angepeilten Bandbreite von 4 bis 5 Prozent bleiben.
Gegenüber dem sehr starken ersten Semester 2021 mit 7,9 Prozent bedeutete dies zwar ein klarer Rückgang. Die Dynamik im Vergleich zum ersten Quartal dürfte Givaudan im zweiten dennoch gesteigert haben. Im ersten Jahresviertel lag das organische Wachstum nämlich bei 4,6 Prozent.
Weitergabe von Rohstoffpreisen
Die gesteigerte Dynamik dürfte aber vor allem auch auf Preiserhöhungen zurückzuführen sein. Der Aromen- und Duftstoffkonzern kämpft nämlich seit einiger Zeit mit deutlich gestiegenen Rohstoffpreisen und gibt diese laufend über angehobene Preise an seine Kunden weiter.
Bis die gestiegenen Rohmaterialpreise voll weitergegeben sind, dauert es in der Regel aber 12 bis 18 Monate. Entsprechend gehen Analysten davon aus, dass die Profitabilität etwas unter Druck geraten ist.
So wird beim Betriebsgewinn (EBITDA) gemäss AWP-Konsens mit durchschnittlich 795 Millionen Franken ein Rückgang um 1,7 Prozent erwartet. Die entsprechende Marge wird aber nur noch bei 22,2 Prozent prognostiziert, nach 24,0 Prozent in der Vorjahresperiode.
Einen konkreten Ausblick auf anstehende Ergebnisse gibt das Genfer Unternehmen jeweils nicht. Weiterhin gültig ist aber die mittelfristige Zielsetzung. Demnach will Givaudan beim organischen Wachstums jeweils mindestens in der Bandbreite von 4 bis 5 Prozent abschneiden.
Zudem ging das Management zuletzt davon aus, dass die Rohstoffpreise im laufenden Jahr um 9 Prozent ansteigen. Einige Analysten erwarten, dass diese Prognose bestätigt wird.
Fusion als Chance
Ende Mai wurde die Fusion zwischen der bisher privat gehaltenen Genfer Firmenich mit dem holländischen Chemiekonzern DSM bekannt. Damit entsteht ein Unternehmen, das Givaudan in mehreren Bereichen ernsthaft Konkurrenz machen kann.
Die Bank Vontobel rechnete etwa vor: DSM-Firmenich bringt im Duftstoff-Bereich mit 3,3 Milliarden Euro Umsatz etwa gleich viel Gewicht auf die Waage wie Givaudan. Bei den Aromen habe Givaudan die Nase aber vorn (3,9 Mrd Fr. vs. 2,7 Mrd Euro) - unbestrittener Marktführer bleibe hier IFF aus New York mit 6,3 Milliarden US-Dollar.
Die ZKB sah in der Fusion aber auch eine Chance für Givaudan. Denn der Zusammenschluss werde das Management des neuen Unternehmens stark binden, was Givaudan Chancen eröffnen dürfte, in den nächsten Jahren Marktanteile zu gewinnen.
Zuletzt macht der Konzern aus Genf auch mit Forschungskooperation auf sich Aufmerksam. Besonders im Fokus steht etwa die Forschung zu Ersatzprodukten für Fleisch und Fisch. Damit will sich Givaudan nicht nur auf einen immer stärkeren Trend einstellen, sondern auch den CO2-Fussabdruck verbessern.
So soll etwa in Brasilien bis zum ersten Quartal 2023 ein Forschungslabor entstehen, wie letzte Woche bekannt wurde. Dafür arbeitet Givaudan mit dem Ostschweizer Maschinenbauer Bühler und dem US-Nahrungsmittelkonzern Cargill zusammen.
Mitentwicklung von Fleischersatzprodukten
In einer weiteren ähnlichen Kooperation arbeitet der Aromen- und Duftstoffhersteller neben Bühler mit der Migros zusammen. Die drei Partner treiben in Kemptthal bei Zürich ein Innovationszentrum für Fleischersatzprodukte voran
Die Givaudan-Aktien verloren im laufenden Jahr rund 30 Prozent. Damit hinken sie dem allgemein schwachen Gesamtmarkt noch deutlich hinterher; dieser notiert gemessen am SMI rund 15 Prozent im Minus. Im Vorjahr 2021 legten Givaudan allerdings auch um 26 Prozent zu.
(AWP)