Q4 2020E
(in Mio Fr.)            AWP-Konsens  Q3 20A   Q4 19A 

Geschäftsertrag            5'034      5'198    6'190  
Geschäftsaufwand           5'194      4'301    4'830  
Gewinn vor Steuern          -311        803    1'214  
Reinergebnis                -459        546      852  


2020E 
(in Fr.)                              2019A
Dividende je Aktie        0,2917     0,2776       

FOKUS: Die Credit Suisse hat Anfang 2021 selbst angekündigt, dass sie für das vierte Quartal einen Verlust ausweisen wird. Grund sind zum einen hohe Rückstellungen für Altlasten aus der Finanzkrise, für die die CS eine Rückstellung über 850 Millionen US-Dollar getätigt hat. Zum anderen nahm die Grossbank eine Wertberichtigung von rund 450 Millionen Dollar auf ihrer Beteiligung am US-Hedgefonds York Capital Management vor.

Operativ dürfte die CS wie andere Grossbanken im letzten Quartal des Jahres von der guten Stimmung an den Finanzmärkten profitiert haben: Anfang 2021 sprach sie in einer Mitteilung von einer "im Vorjahresvergleich stärkeren Transaktionsaktivität" im Vermögensverwaltungsgeschäft, insbesondere in Asien. Zudem habe die Investment Bank (IB) Erträge erzielt, die in USD um 15 Prozent über dem Niveau des Vorjahresquartals ausgefallen seien. Die Erstarkung des Schweizer Frankens gegenüber den wichtigsten Währungen dürfte die Ertragsentwicklung im Gegenzug allerdings spürbar gebremst haben.

Im Schlussquartal 2020 dürfte die CS wieder etwas geringere Rückstellungen für gefährdete Kredite als noch in den Vorquartalen getätigt haben. In den ersten drei Quartalen 2020 hatte die Bank wegen der Unsicherheiten um die Corona-Pandemie Kreditrückstellungen über insgesamt 958 Millionen gebildet.

Interessieren wird die Investoren auch die Entwicklung beim Geschäftsaufwand. Die CS hatte im Sommer 2020 Kosteinsparungen von rund 400 Millionen Franken jährlich angekündigt. Die Einsparungen sollen in Wachstumsinitiativen in den verschiedenen Divisionen der Bank investiert werden. Zunächst wird das Sparprogramm, das innerhalb eines Jahres umgesetzt werden soll, allerdings Kosten verursachen: Diese wurden insgesamt auf 300 bis 400 Millionen beziffert.

ZIELE: Die Credit Suisse hatte Ende Juli 2020 im Rahmen einer Umstrukturierung neue Ziele für die Gruppe formuliert:

- Mittelfristiges Ziel einer Rendite auf dem materiellen Eigenkapital (RoTE)  
  von 10-12%
- Quote des harten Kernkapitals (CET1) von rund 12%
- CET1-Leverage Ratio von "rund 4%"
- Mittelfristige Ausschüttung von mindestens 50% des Reingewinns in einem
  "normalisierten Umfeld", entsprechende Markt- und Wirtschaftsbedingungen 
  vorausgesetzt
- Die ordentliche Dividende soll "nachhaltig" um mindestens 5% pro Jahr 
  erhöht werden
- Mittelfristiges Ziel einer Rendite auf dem regulatorischen Kapital von über 
  20% für APAC, IWM und SUB zusammen und von über 10% für die Investment Bank

Am Investorentag von Mitte Dezember hatte die CS zusätzliche Ziele genannt:

- Steigerung Vorsteuergewinn in Geschäftsbereichen, die Vermögensverwaltung 
   anbieten, von derzeit rund 4,0 Mrd auf 5,0-5,5 Mrd im 2023
- Erwarteter bereinigter Geschäftsaufwand von 16,2 Mrd bis 16,5 Mrd Franken
  für 2021, dank Kostenreduktionen durch Restrukturierungsmassnahmen und 
  Produktivitätssteigerungen
- Quote des harten Kernkapitals (CET1) von "mindestens 12,5%" und 
  Kernkapitalquote von "über 17,5%" für mindestens die erste Jahreshälfte 2021 
  angesichts der anhaltenden COVID-19-Pandemie
- Wiederaufnahme der Aktienrückkäufe ab Januar 2021 im Umfang von 
  bis zu 1,5 Mrd und von mindestens 1,0 Mrd für das Gesamtjahr 2021

PRO MEMORIA:

NEUAUSRICHTUNG: Die CS-Führung hatte Ende Juli 2020 eine Restrukturierung ihres Geschäfts angekündigt. Diese beinhaltete die Schaffung einer globalen Investment Bank (IB), in der die bisherigen Geschäfte Global Markets (GM), Investment Banking & Capital Markets (ICBM) und APAC Markets zusammengeführt wurden. Innerhalb der IB wurde die Einheit Global Trading Solutions (GTS) geschaffen.

Im Vermögensverwaltungsgeschäft will die CS das Wachstum in den drei Divisionen Asia Pacific (APAC), International Wealth Management (IWM) und Swiss Universal Bank (SUB) mit verschiedenen Initiativen beschleunigen, hiess es damals. Die Bankführung bekräftigte die Absicht, mittelfristig mindestens zwei Drittel des eingesetzten Kapitals diesen Divisionen zuzuteilen.

Neu geschaffen wurde ausserdem die Funktion Chief Risk and Compliance Officer (CRCO), in der die bisher getrennten Funktionen Risk und Compliance zusammengeführt wurden. Die Funktion wurde mit der vorherigen Chief Risk Officer Lara Warner besetzt wurde.

Des weiteren führte die CS die neue Funktion "Sustainability, Research & Investment Solutions" (SRI) ein, welche in der Geschäftsleitung durch Lydie Hudson vertreten wird. Die CS erklärte es zu ihrem Ziel, ein führender Anbieter für Nachhaltigkeit in der Finanzbranche zu werden.

VERWALTUNGSRAT: Neuer Präsident des Verwaltungsrats soll der derzeitige Leiter der Lloyds Banking Group António Horta-Osório werden. Der Portugiese soll an der Generalversammlung von Ende April 2021 in das Amt gewählt werden. Er wird Urs Rohner ablösen, der nach Erreichen der reglementarischen Amtsdauer von 12 Jahren zurücktritt. Rohner war 2009 in den CS-Verwaltungsrat gewählt worden und amtiert seit 2011 als VR-Präsident. Mit Clare Brady und Blythe Masters werden den CS-Aktionären zudem zwei Britinnen zur Wahl als nicht exekutive Mitglieder in den Verwaltungsrat vorgeschlagen. Neben Rohner treten auf die Generalversammlung auch Joaquin Ribeiro und John Tiner nicht mehr zur Wiederwahl an.

KOSTENEINSPARUNGEN: Durch die verschiedenem Anpassungen will die CS ab 2022 jährliche Kosteneinsparungen von rund 400 Millionen Franken erreichen. Diese könnten - entsprechende Markt- und Wirtschaftsbedingungen vorausgesetzt - vollständig in Wachstumsinitiativen der Gruppe reinvestiert werden. Das gesamte Programm, das innerhalb eines Jahres umgesetzt werden soll, werde Restrukturierungskosten von insgesamt rund 300 bis 400 Millionen Franken verursachen.

Auswirkungen hat der strategische Umbau für die Schweiz. Wie die CS im August bekannt gab, wird das Geschäft der Neuen Aargauer Bank AG (NAB) mit jenem der Credit Suisse zusammengeführt. Gesamtschweizerisch soll das CS-Filialnetz auf 109 Filialen gegenüber aktuell 146 Standorten verkleinert werden. Dabei könnten bis zu 500 Stellen wegfallen. Die CS verspricht sich von den Massnahmen ab 2022 jährliche Kosteneinsparungen von brutto 100 Millionen Franken als Teil der gruppenweit angestrebten Einsparungen.

NEUES ANGEBOT: Ende Oktober startete die CS in der Schweiz mit ihrem digitalen Bankangebot "CSX". Dabei können Kunden via Smartphone-App ein Konto eröffnen. Das "CSX"-Angebot, bestehend aus einem Franken-Privatkonto, einer online-fähigen Debit-Mastercard sowie der App mit diversen Service-Funktionen, ist laut den Angaben kostenlos erhältlich. Das Angebot werde schrittweise mit neuen Funktionalitäten, unter anderem im Vorsorge-, Anlage- und Hypothekarbereich, ergänzt, hiess es.

RÜCKSTELLUNGEN UND ABSCHREIBUNGEN: Im November gab die Credit Suisse eine Wertberichtigung von rund 450 Millionen Dollar auf ihrer Beteiligung am US-Hedgefonds York Capital Management bekannt. Der genaue Betrag der Rückstellung werde bis zum Jahresende festgelegt, hiess es damals. Er werde im vierten Quartal im Asset Management Geschäft innerhalb der IWM-Division verbucht. Der Grund sei eine Restrukturierung beim US-Investmentunternehmen, an dem die CS seit 2010 beteiligt ist.

Wegen eines seit 2009 laufenden Rechtsstreits um hypothekenbesicherte Wertpapiere (RMBS) mit dem Kommunalanleihen-Versicherer MBIA aber auch im Zusammenhang mit weiteren RMBS-Streitigkeiten erhöhte die CS laut Mitteilung von Anfang Januar die Rückstellungen zulasten des Resultats des vierten Quartals um 850 Millionen Dollar. Gemeinsam mit dem Abschreiber auf die Beteiligung an York Capital führe dies dazu, dass man für das vierte Quartal einen Nettoverlust erwartet, so die Credit Suisse.

Wie vergangene Woche bekannt wurde, hat die CS in dem Vergleich mit MBIA nun eine Summe von 600 Millionen Dollar gezahlt. Die Zahlung war von der Bank bereits Anfang Dezember angekündigt worden, damals hatte sie noch von einem Betrag von bis zu 680 Millionen Dollar gesprochen. In der Vergangenheit hatte die CS für den Fall bereits Rückstellungen über insgesamt 300 Millionen Dollar vorgenommen.

AKTIENRÜCKKÄUFE: Die CS hält trotz des absehbaren Verlusts im vierten Quartal an ihrem Ziel fest, im Jahr 2021 Aktien im Umfang von "mindestens 1,0 Milliarden bis maximal 1,5 Milliarden Franken" zurückzukaufen. Die Rückstellungen sollen die geplanten Aktienrückkäufe nicht beeinflussen.

BESCHATTUNGSAFFÄRE: Wegen der Beschattungsaffäre um den zur UBS gewechselten Manager Iqbal Khan hatte die Finanzmarktaufsicht Finma im September ein Enforcement-Verfahren eingeleitet. Bereits Anfang 2020 hatte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma eine Prüfbeauftragte bei der Bank eingesetzt. Nach Abschluss dieser ersten Prüfung werde den Anhaltspunkten nun genauer nachgegangen, hiess es

Das Bundesgericht hatte im Februar die Beschwerde der Credit Suisse (CS) gegen die Finma-Prüfungsbeauftragte abgewiesen. Die Bank hatte an der Unabhängigkeit der Beauftragten gezweifelt, weil diese als Vertreterin von Gläubigern Betreibungen in der Höhe von rund 5,4 Millionen Franken gegen die CS eingeleitet hatte.

FED: Die US-Notenbank Fed stellte im Dezember bei der Credit Suisse Group Mängel in Bezug auf Geldwäscherei fest. Sie verpflichtete die Bank, innerhalb von 90 Tagen einen Plan zur Stärkung der Aufsicht (Compliance) in Bezug auf Bankgeheimnis und Geldwäscherei-Bestimmungen ihrer New Yorker Niederlassung vorlegen. Die CS zeigte sich in einer Stellungnahme überzeugt, dass sie die Vereinbarung zur Zufriedenheit der US-Behörden erfüllen werde.

AKTIENKURS: Die Credit Suisse-Aktie hat im laufenden Jahr gut 8 Prozent zugelegt. Damit hat sie sich ähnlich entwickelt wie weitere hiesige Finanztitel - etwa die Aktien der Grossbank UBS oder des Vermögensverwalters Julius Bär - und klar besser als der Gesamtmarkt (SMI +1,3 Prozent). 2020 hatten die CS-Titel mit einem Minus von gut 13 Prozent allerdings noch eine sehr schlechte Performance gezeigt.

Homepage: www.credit-suisse.com

jl/tp/gab

(AWP)