Q4 2021E
(in Mio Fr.)            AWP-Konsens      Q3 21A   Q4 20A  

Geschäftsertrag             5101         5437     5521        
Geschäftsaufwand            6471         4573     5171        
Reinergebnis               -1777         434     -353        

Gewinn vor Steuern         -1516         1008      -88        
- Swiss UB                   588          623      487        
- Int. WM                    135          193      293        
- APAC                        41          247      237        
- Investment Bank          -1668          832      290       
- Asset Management           119            2     -305       


2021E 
(in Fr.)                                                 2020A

Dividende je Aktie        0,1025      0,10 - 0,11         0,10             

FOKUS: Die CS-Gewinnzahlen bieten wohl keine allzu grossen Überraschungen mehr: Das vierte Quartal wird für die Grossbank tiefrot ausfallen. Der Grund ist eine bereits im November bekannt gegebene Goodwill-Wertberichtigung in Höhe von 1,6 Milliarden Franken vor allem für die im Jahr 2000 übernommene US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette. Ende Januar kündigte die Bank weitere Rückstellungen für Rechtsfälle in Höhe von 500 Millionen an - die teilweise durch Gewinne aus Immobilienverkäufen von 225 Millionen Franken kompensiert werden. Vor Abzug der Goodwill-Wertverminderung werde für das Vorsteuerergebnis im vierten Quartal ungefähr ein Breakeven resultieren, so die CS.

Auch operativ präsentierte sich das Schlussquartal für die CS nicht nach Wunsch. So haben die Kunden laut der Bank spürbar weniger Transaktionen getätigt. Sowohl im Vermögensverwaltungsgeschäft wie auch in der Investment Bank seien die transaktionsbasierten Erträge zurückgegangen. In der Vermögensverwaltung hätten sich die ungünstigen Marktbedingungen und ein Abbau der Fremdfinanzierung in Asien belastend ausgewirkt, was auch zu einem Netto-Neugeldabfluss führte. Dies sei durch Zuflüsse im Asset Management kompensiert worden. In der Investment Bank werde - auch vor Goodwill-Wertberichtigung - gar ein Minus resultieren.

Mit dem Verlust im Schlussquartal wird auch das gesamte Geschäftsjahr 2021 - das für die CS wohl als "annus horribilis" in die Firmengeschichte eingehen wird - wohl in den roten Zahlen enden. Die Grossbank hatte bereits im ersten Quartal wegen des Archegos-Debakels einen Verlust geschrieben, im zweiten und dritten Quartal hatte je ein Gewinn resultiert.

Im Fokus werden für die Beobachter aber auch die Fortschritte beim Kulturwandel in der Bank und beim organisatorischen Umbau stehen. Der neue Präsident Axel Lehmann hatte Mitte Januar erklärt, die unter seinem Vorgänger ausgearbeitete Strategie weiter umzusetzen und die Transformation der Bank voranzutreiben. Gleichzeitig dürfte die anhaltende Unruhe sowohl Kunden wie Mitarbeitende verunsichern. Die Aufarbeitung der Grosspannen wie etwa des Greensill-Falls dürfte die Bank auch im neuen Jahr stark beschäftigen.

ZIELE: Mit der Präsentation einer neuen Gruppenstrategie im November 2021 hatte die CS auch neue Ziele sowohl für die Gruppe wie für die neuen Geschäftsbereiche formuliert.

- Für die Investmentbank ist eine Reduktion des Kapitals um über 3 Mrd USD (-25 Prozent) von 2021 bis 2022 vorgesehen, dies infolge des Ausstiegs aus dem "Prime Services"-Geschäft. Dagegen werde in Geschäftsbereiche investiert, die Wettbewerbsvorteile ausweisen, oder beratungsorientiert und weniger kapitalintensiv sind.

- Die Wealth Management-Division soll mit einer Zuteilung von rund 3 Mrd. Fr. bis 2024 gestärkt werden (+25 Prozent). Das Kundengeschäftsvolumen soll bis 2024 auf etwa 1,6 Billionen Fr. und die verwalteten Vermögen auf rund 1,1 Billionen Fr. gesteigert werden. Zudem sollen höhere wiederkehrende Erträge von mehr als 1 Mrd Fr. erzielt werden. Dazu kommen zusätzliche "Wachstumsinvestitionen" wie die Einstellung von rund 500 zusätzlichen Kundenberaterinnen und -beratern und die Zunahme von Investitionen in Technologie um rund 60 Prozent bis 2024.

- Die Einheiten Wealth Management, Swiss Bank und Asset Management sollen 2022 zwei Mal zudem so viel Kapital zugeteilt erhalten als die Investment Bank (heute 1,5x).

- Die Rendite auf dem materiellen Eigenkapital soll für die Gruppe bis 2024 mehr als 10 Prozent betragen. Angestrebt wird zudem ein bereinigtes Aufwand-Ertrag-Verhältnis von rund 70 Prozent. In allen vier Divisionen sollen "Wachstumsinvestitionen" in Höhe von 1-1,5 Mrd pro Jahr getätigt werden. Diese sollen durch strukturelle Kosteneinsparungen finanziert werden.

- Die Quote des harten Kernkapitals (CET1) soll bis 2024 mehr als 14% betragen, die Leverage Ratio des harten Kernkapitals (CET1) wird bei rund 4,5 Prozent angepeilt.

- 2022 sollen die Aktionäre eine Reingewinn-Ausschüttung von rund 25 Prozent erhalten - entsprechende Markt- und Wirtschaftsbedingungen vorausgesetzt.

PRO MEMORIA:

NEUE ORGANISATION: Im November hatte sich die CS unter dem inzwischen zurückgetretenen Verwaltungsratspräsidenten António Horta-Osório per 2022 eine neue Strategie und ein neues Organisationsmodell gegeben. Die Bank hat die zuvor auf drei Divisionen verteilte Vermögensverwaltung wieder in einer Geschäftseinheit zusammen gelegt. Neu umfasst die CS die vier Divisionen "Wealth Management", "Investment Bank", "Swiss Bank" und "Asset Management". Zum neuen Leiter der Division "Wealth Management" wurde Franceso de Ferrari ernannt.

Im Rahmen einer Matrix-Organisation umfasst die CS neben den vier Divisionen auch die vier Regionen Schweiz, EMEA, Asien Pacific (APAC) und Americas. Christian Meissner, CEO der Division Investment Bank, führt als CEO auch die Region Americas, während "Swiss Bank"-Chef André Helfenstein auch CEO der Region Schweiz ist. CEO der Region APAC ist Helman Sitohang. Die Region EMEA wird ad interim von De Ferrari geführt.

VERWALTUNGSRATSPRÄSIDIUM: Mitte Januar trat der erst seit dem April 2021 amtierende CS-Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório per sofort von seinem Posten ab. Der Abgang erfolgte nach wochenlangen Berichten über Verstösse von Horta-Osório gegen Corona-Quarantäne-Auflagen in der Schweiz und in Grossbritannien.

Zum Nachfolger an der CS-Spitze ernannte der CS-Verwaltungsrat per sofort den ehemaligen UBS-Banker Axel Lehmann. Der Betriebswirtschafter ist seit Anfang Oktober 2021 Mitglied des CS-Verwaltungsrates. Er hatte dort den Vorsitz des Risk Comitees inne.

STRAFPROZESS: Seit Anfang der laufenden Woche steht die Credit Suisse auf der Anklagebank vor dem Bundesstrafgericht wegen ihrer Beziehungen zu einem kriminellen bulgarischen Netzwerk. Die Bundesanwaltschaft (BA) wirft der Credit Suisse und den Mitangeklagten vor, zwischen 2004 und 2008 Gelder für die Bande gewaschen zu haben, die einen grossangelegten Kokainhandel betrieb.

OUTSOURCING: Teile des CS-Beschaffungswesens werden an das Schweizer Unternehmen Chain IQ ausgelagert, wie im Januar bekannt wurde. Laut informierten Kreisen arbeiten im Beschaffungswesen der CS zwischen 250 und 300 Personen, von denen knapp die Hälfte zu Chain IQ wechseln dürfte. Ein Arbeitsplatzabbau sei nicht vorgesehen, hiess es. Es handelt sich um ein Dienstleistungsvolumen in Höhe von über 4 Milliarden Franken.

GREENSILL/ARCHEGOS: Die Credit Suisse war im Frühling 2021 mit den beiden Debakeln um den Hedgefonds Archegos und die Greensill-Fonds in eine Negativspirale geraten. Anfang März musste die Grossbank die Schliessung und Liquidierung ihrer mit der inzwischen insolventen Greensill Capital geführten "Lieferketten-Finanzierungs-Fonds" (SCFF) bekannt geben. Von den Fondsvermögen von ursprünglich rund 10 Milliarden Dollar hat die CS mittlerweile 7,2 Milliarden Dollar einsammeln können. An die Investoren in die vier Greensill-Fonds sind bisher daraus 6,7 Milliarden Dollar ausgezahlt worden.

Ende März erfolgte mit dem Zusammenbruch des hoch verschuldeten US-Hedgefonds Archegos der nächste Schlag für die CS. Insgesamt kostete der Archegos-Kollaps die Grossbank 2021 rund 5 Milliarden Dollar - 4,4 Milliarden wurden dem ersten Quartal belastet und weitere 600 Millionen dem zweiten Quartal.

AKTIENKURS: Der CS-Aktienkurs ist zuletzt wieder über 9 Fr. angestiegen und notiert damit wieder leicht fester als noch zum Jahresschluss 2021 (8,87 Fr.). Damit hat sich der Kurs im laufenden Jahr etwas besser entwickelt als der Leitindex SMI, der im Gesamtjahr um 5 Prozent im Minus liegt - allerdings deutlich schlechter als die Titel der Konkurrentin UBS, die rund 14 Prozent zugelegt haben. Im insgesamt guten Börsenjahr 2021 waren die CS-Titel mit einem Minus von 22 Prozent klar schwächste Titel im SMI gewesen.

Homepage: www.credit-suisse.com

jl/tp/uh

(AWP)