Q1 2020E
(in Mio Fr.)        AWP-Konsens      Q4 19A   Q1 19A   

Geschäftsertrag        5'441         6'190    5'387      
Geschäftsaufwand       4'104         4'830    4'244     
Gewinn vor Steuern     1'253         1'214    1'062     
Reinergebnis             910           852      749     

FOKUS: Angesichts der Coronakrise stehen bei der Credit Suisse Aussagen mit Blick in die Zukunft im Vordergrund. Erstmals wird am Donnerstag der neue CEO Thomas Gottstein das Ergebnis präsentieren.

Auch wenn Banken weltweit inzwischen besser kapitalisiert und widerstandsfähiger sind als während der Finanzkrise vor über zehn Jahren, sind die Auswirkungen der Pandemie auf die Weltwirtschaft heute nicht abschätzbar. Sorgen bereiten den Analysten vor allem mögliche grosse Markt- und Kreditverluste innerhalb der Branche, während sich der starke Anstieg der Volatilität positiv auf den Aktien- und Anleihenhandel ausgewirkt haben dürfte. Grosse US-Banken haben bereits Gewinneinbrüche im ersten Quartal kommuniziert, vor allem wegen Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite infolge der Krise.

Von der Credit Suisse selbst hiess es zuletzt, dass sich Corona voraussichtlich auf die Finanzergebnisse der Gruppe auswirken dürfte - unter anderem auf die Schätzungen für Kreditverluste, auf den Handelserfolg, den Zinserfolg und potenzielle Goodwill-Beurteilungen. Es wurde zwar betont, dass das Engagement im Vergleich zu früheren Perioden in Bereichen wie Leveraged Finance und dem Öl- und Gassektor mittlerweile tiefer sei. Und ähnlich wie die UBS zuvor hat sich die Credit Suisse in den vergangenen Jahren mehr auf das Vermögensverwaltungsgeschäft konzentriert, das marktanfälligere Investment Banking hingegen verkleinert.

Am Markt scheinen die Investoren aber noch nicht ganz davon überzeugt zu sein, dass die Risken mittlerweile begrenzt sind. Zumindest haben die Aktien der Schweizer Grossbank von den bisherigen Jahres-Höchstwerten seit dem 20. Februar um rund 40 Prozent eingebüsst und damit deutlich mehr als etwa UBS.

Manche Analysten befürchten denn auch, dass die Bank ihr Renditeziel für das laufende Jahr nach unten anpassen muss. Zumindest wird nun am Markt von deutlich tieferen Erträgen ausgegangen als noch zuvor. In diesem Zusammenhang wären Aussagen zum Kostenmanagement bzw. gar ein neues Kostenprogramm - angesichts des schwierigen Umfelds - wohl willkommen. Angesichts erwarteter schwacher Ergebnisse im Investment Banking sei auch eine Überprüfung der Strategie in diesem Bereich denkbar. Und ob die Dividendenpolitik künftig beibehalten wird, die Ausschüttung jedes Jahr zu steigern, sei nun ebenfalls unsicher.

Auf Druck der Finanzmarktaufsicht hat die Bank bereits die Ausschüttung der Hälfte der Dividende für das vergangene Geschäftsjahr in den Herbst verschoben. Der laufende Aktienrückkauf ist auch auf Eis. Vor der Ausbreitung des Coronavirus wollte die Bank 2020 - unabhängig vom Marktumfeld - Aktien für mindestens 1 Milliarde Franken und bis zu 1,5 Milliarden zurückzukaufen. Das sei sicher, wurde noch Mitte Februar betont. Bis zum 13. März wurde für 325 Millionen zurückgekauft.

Anders als Konkurrentin UBS - hat sich die Credit Suisse mit Blick auf das erste Quartal noch nicht ganz in die Karten schauen lassen. Die grösste Schweizer Bank rechnet für die ersten drei Monate 2020 mit einem Reingewinn von 1,5 Milliarden Dollar, auch unter Berücksichtigung von Wertberichtigungen für Kreditrisiken und Bewertungsanpassungen des eigenen Kreditrisikos.

Bei der "kleineren" Bank gelten die neusten Aussagen zum Geschäftsverlauf lediglich für die ersten zwei Monate: Der Vorsteuergewinn habe im Januar und Februar höher gelegen als im gesamten ersten Quartal 2019, als dieser 1,06 Milliarden Franken erreicht hatte. Im gleichen Zeitraum stieg zudem die Rendite auf dem materiellen Eigenkapital (RoTE) auf über 10 Prozent.

ZIELE: Im laufenden Jahr will die Credit Suisse 2020 profitabler werden und die Eigenkapitalrendite steigern. Angesichts der Coronakrise dürfte dies allerdings schwierig werden, und auch die weiteren Ziele bezüglich Kosten und Kapitalisierung sind nun in Frage gestellt.

Ursprünglich sollte die Rendite auf dem materiellen Eigenkapital (RoTE) auf mindestens 10 Prozent gesteigert werden von 8,7 Prozent 2019, wie zuletzt anlässlich der Veröffentlichung der Jahreszahlen Mitte Februar bestätigt wurde. Bei dieser Kennzahl, an der die Bank ihre Profitabilität misst, werden vom Eigenkapital Goodwill und weitere immaterielle Vermögenswerte abgezogen.

Konkret soll sich die Kapitalrendite 2020 "bei günstigen Marktbedingungen" um rund 175 Basispunkte verbessern, wie zuletzt am Investorentag im Dezember erläutert wurde. Sollten die Marktbedingungen für ein Wachstum der Erträge günstig sein, sei gar eine Rendite von rund 11 Prozent möglich, hiess es damals.

Mittelfristig sollen es über 12 Prozent werden.

KAPITALISIERUNG: Die Kapitalquoten sollen 2020 bei über 12,5 Prozent (harte CET1-Kernkapitalquote) beziehungsweise 3,5 Prozent (CET1 Leverage Ratio) liegen. Die harte Kernkapitalquote lag Ende 2019 bei 12,7 Prozent und die entsprechende Leverage Ratio, also die nicht risikogewichtete Verschuldungsquote, bei 4,0 Prozent.

KAPITALRÜCKFÜHRUNG: Ursprünglich sollten für die Geschäftsjahre 2019 und 2020 jeweils mindestens 50 Prozent des Reingewinns an die Investoren gehen. Zum einen sollte die Dividende jährlich um mindestens 5 Prozent angehoben werden. Der ordentlichen Generalversammlung am 30. April wird nun aber lediglich noch eine Barausschüttung von 0,1388 Franken zur Abstimmung vorgelegt. Abhängig vom Markt- und Wirtschaftsumfeld wird dann eine ausserordentliche Versammlung der Aktionäre im Herbst über die zweite Hälfte befinden.

PRO MEMORIA:

KREDITRATING: Jüngst bestätigte die Ratingagentur Fitch das "A-"-Rating für die Credit Suisse, setzte wegen der Verwerfungen durch die Coronakrise den Ausblick allerdings auf negativ. Moody's bestätigte kurz vorher den Ausblick für das Schweizer Bankensystem mit "stabil". Für die Ratingagentur habe sich die Lage trotz Corona nicht fundamental verändert, hiess es.

REGULIERUNG: Angesichts der Corona-Pandemie bekommen die Banken derweil mehr Zeit zur Umsetzung der nach der Finanzkrise verschärften internationalen Kapitalregeln. Die sogenannten Basel-III-Vorgaben sollen nun erst ab dem 1. Januar 2023 und damit ein Jahr später als ursprünglich geplant greifen.

In ihrer vollen Schärfe sollen die im Dezember 2017 finalisierten Regeln nach fünf Jahren Übergangsfrist gelten, die nun bis zum 1. Januar 2028 läuft. Es geht vor allem darum, dass Banken und Aufsichtsbehörden, ihre Ressourcen jetzt einzusetzen können, um auf die Auswirkungen von Covid-19 zu reagieren.

AKTIENKURS: Credit Suisse sind im Zuge der Verwerfungen auf fast 6 Franken gefallen: Das Tief wurde am 17. März bei 6,18 Franken erreicht. Aktuell notieren die Titel wieder bei 7,59 Franken (Stand Mittwoch 11.00 Uhr) und damit immer noch unter 8 Franken. 2020 verlieren sie somit bis dato 42 Prozent. Bei der UBS beträgt das Minus im gleichen Zeitraum rund 26 Prozent.

Homepage: www.credit-suisse.com

an/ys

(AWP)