Die Finanzmärkte bewegten sich dabei weiterhin in einem sehr schwierigen Umfeld aus Ukraine-Krieg, hohen Rohstoffpreisen, Lieferengpässen, immer weiter steigender Inflation, Zinsängsten, Rezessionsgefahr und nicht zuletzt den wieder sehr restriktiven Covid-Massnahmen in China. Das sei eine explosiver Mix, der auch für die nächsten Wochen und Monate nicht allzu viel Gutes erwarten lasse, meinen viele Händler. Die Stimmung unter Investoren ist entsprechend am Boden und die Nervosität gross.

Rund 60 Prozent der Befragen in Investoren-Umfragen haben sich zuletzt pessimistisch gezeigt hinsichtlich der weiteren Entwicklung an den Aktienmärkten. "Jedes Aufbäumen an der Börse wird derzeit für Verkäufe genutzt", sagte ein Marktteilnehmer dazu. Kaum der Rede wert seien in diesem Umfeld die zum Teil gar nicht schlecht ausfallenden Quartalszahlen der hiesigen Unternehmen. Die mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktdaten, die am Freitagnachmittag veröffentlicht wurden, fielen insgesamt nicht schlecht aus, vermochten den Trend aber auch nicht zu kehren. "Für die US-Notenbank Fed ist der Arbeitsmarktbericht von keiner grösseren Relevanz. Die US-Währungshüter haben ihren Kurs für dieses Jahr weitgehend abgesteckt", sagte der Chefökonom einer hiesigen Bank dazu. 

Der SMI verlor dank einer Erholung gegen Ende des Tages "nur" 1,24 Prozent auf 11'730,42 Punkte, zwischendurch war er bis 11'671 Zähler gefallen. Insgesamt büsste das wichtigste Schweizer Aktienbarometer damit diese Woche 3,3 Prozent ein, wobei es an drei von fünf Tagen 1 Prozent oder mehr verlor. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fiel um 1,42 Prozent auf 1810,24 Punkte und der breite SPI um 1,25 Prozent auf 15'074,65 Zähler. Unter den 30 Blue Chips schlossen 25 im Minus und nur fünf im Plus.

In einem in Bezug auf Unternehmensnews insgesamt nachrichtenarmen Handel seien Einzelwerte teilweise eher wahllos auf den Markt geworfen worden, hiess es im Handel. Vor allem konjunktursensitive Titel oder solche mit grossen Avancen im Vorjahr büssten am deutlichsten an Terrain ein. Am Schluss standen Givaudan (-4,8 Prozent) bei den Blue Chips zuoberst auf der Verliererliste, gefolgt von Sika (-4,7 Prozent), Geberit (-3,7 Prozent), Kühne+Nagel (-3,7 Prozent) oder SGS (-3,6 Prozent).

Phasenweise waren auch Richemont (-2,6 Prozent) oder Swatch (-1,1 Prozent) deutlicher unter Druck, erholten sich dann aber etwas. Dabei hatten Händler vor allem auf schwache Konjunkturdaten aus China verwiesen. Dort hinterlässt die Null-Toleranz Politik der Regierung mit Blick auf Corona langsam wirtschaftliche Bremsspuren.

Bei den Indexschwergewichten hielten sich Roche (-0,5 Prozent) und Novartis (-0,7 Prozent) etwas besser als Nestlé (-1,2 Prozent).

Klarer Gewinner bei den wichtigeren Werten waren Temenos (+4,0 Prozent auf 101,85 Fr.), die weiterhin von Übernahmespekulationen profitieren. Vor allem Private Equity Gesellschaften wird ein Interesse am Genfer Bankensoftware-Haus nachgesagt. Dass sich der Kurs von Temenos in diesem Umfeld oben halten könne, zeige wohl, dass immer mehr Investoren an eine Übernahmeangebot glaubten, meinte ein Händler.

Ebenfalls vorne im Feld zu finden waren die Papiere des Rückversicherers Swiss Re (+0,5 Prozent), die allerdings am Vortag wegen schwacher Quartalszahlen unter Druck gestanden hatten und heute einen kleinen Teil der Verluste wettmachen konnten. Auch die defensiven Swisscom (+0,4 Prozent) waren wieder gesucht. Der Titel hatte am Vortag ein neues Jahreshoch bei rund 590 Franken erzielt, was dem höchsten Stand seit 20 Jahren entsprach.

In den hinteren Reihen fielen einige kleinere Titel wie Spexis (-12 Prozent), Dottikon (-10 Prozent), Airesis (-9,8 Prozent) oder Schlatter (-7,8 Prozent) mit grösseren Verlusten auf. Auf der Gegenseite standen die ebenfalls eher kleinen Biotech-Titel Relief (+9,1 Prozent) oder Obseva (+8,5 Prozent) zuoberst.

(AWP)