Ökonomen sprechen von einer Zeitenwende. Denn bislang galt es als ausgemacht, dass die SNB nicht vor der Europäischen Zentralbank (EZB) an der Zinsschraube drehen wird. Die Begründung: Ein solches Vorpreschen könnte den Franken erstarken lassen und damit die Schweizer Exportfirmen vor grosse Probleme stellen. Die Anleger hatten sich nach der jüngst nochmals überraschend hohen US-Inflation in den vergangenen Tagen gerade erst auf eine noch straffere Geldpolitik der US-Notenbank Fed eingestellt, so dass die am Vorabend vollzogene Leitzinsanhebung um 0,75 Prozent - immerhin die deutlichste seit 1994 - nicht mehr wirklich überraschte. Nun aber verstärkt die SNB wieder die Inflations- und Wachstumssorgen. Auch der Druck auf die bisher eher zögerliche EZB wächst. Sie hat für Juli eine erste Zinserhöhung angekündigt.
Der SMI verliert gegen 15.00 Uhr 2,44 Prozent auf 10'520,79 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Schwergewichte stärker gekappt sind, sinkt am Donnerstag gar um 3,11 Prozent auf 1621,78 Punkte, und der breite SPI gibt 2,51 Prozent auf 13'521,56 Zähler ab. Sämtliche 30 SLI-Werte sind im Minus.
Besonders stark verkauft werden etwa Sonova (-7,6%), Swiss Life, AMS Osram (je -5,7%), Alcon (-4,7%) und Straumann (-4,5%). In einem Umfeld geldpolitischer Straffung vieler Notenbanken seien Aktien-Engagements nicht wirklich aussichtsreich, kommentiert ein Markexperte.
"Zum einen führt die hohe Inflationsdynamik zu Konsumzurückhaltung und zum anderen zu sinkenden Margen bei den Unternehmen." Bestenfalls komme es dann zu einer Stagflation, andernfalls stehe eine faustdicke Rezession vor der Tür. Die Aktienverkäufe seien durchaus nachvollziehbar.
Unter Druck steht auch der Euro, der zum Franken auf unter 1,02 Franken fiel. Im Frühgeschäft war die Gemeinschaftswährung noch zu mehr als 1,04 Franken gehandelt worden. Der Dollar rutschte auf unter 0,98 Franken.
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(AWP)